- 18.11.2025, 10:00:03
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Ö1-Podcast: „Border Business – Das Geschäft mit Europas Grenzen“
Kameras mit Gesichtserkennung, die in Flüchtlingslagern jeden Schritt registrieren. Algorithmen, die über Asylanträge entscheiden. Drohnen, die Europas Grenzen in Echtzeit überwachen. Die EU verstärkt den Grenzschutz – mit Hochsicherheitslagern und immer neuen Kontrollsystemen. Dahinter steckt nicht nur Politik, sondern auch ein wachsendes Business. Der vierteilige Ö1-Podcast „Border Business – Das Geschäft mit Europas Grenzen“ erzählt, wer investiert, wer profitiert – und wer verliert. Zu hören ist der Podcast, eine Ö1-Produktion in Kooperation mit ORF Sound, ab 24. November auf ORF Sound und überall, wo es Podcasts gibt. Die vier Folgen werden auch im „Radiokolleg“ von 24. bis 27. November jeweils ab 9.05 Uhr in Ö1 ausgestrahlt. Die Informationen im Detail sind abrufbar unter https://oe1.orf.at/borderbusiness.
Die beiden Journalistinnen Franziska Grillmeier und Anja Troelenberg richten in „Border Business – Das Geschäft mit Europas Grenzen“ den Blick auf ein Europa, das das Asylrecht neu definiert – und dabei ein milliardenschweres Geschäft entstehen lässt. Wem dient das neue System? Wer profitiert, wer verliert – und wer wird dabei eigentlich geschützt? Als Podcast-Erzählerin ist Schauspielerin Stefanie Reinsperger zu hören. Grillmeier und Troelenberg machen die Entwicklungen der vergangenen Jahre hörbar. Sie reisen dorthin, wo Europas neuer Migrationskurs entsteht: zu den meterhohen Zäunen in Ungarn, vor das italienische Rückführungszentrum in Albanien, in das Hochsicherheitslager auf der griechischen Insel Samos, auf eine internationale Rüstungsmesse in Athen und nach Wien zu Ideengebern der Migrationswende.
Zehn Jahre nach der großen Fluchtbewegung aus Syrien hat sich Europas Grenzlandschaft radikal gewandelt. Wo einst nur Wälder standen, erstrecken sich heute Hochsicherheitszonen mit kilometerlangen Zäunen, überwacht von Drohnen und KI-gesteuerten Kameras. Über 2.000 Kilometer Zaun trennen die EU inzwischen von ihren Nachbarländern, 2015 waren es laut EU-Parlament 315 Kilometer. Zwischen 2014 und 2022 hat die Europäische Union mehrere hundert Millionen Euro für Projekte zur Entwicklung von Grenztechnologien bereitgestellt. Finanziert wurden autonome Drohnenschwärme, KI-Systeme, aber auch Forschungsprojekte zu Robotern für Grenzpatrouillen, automatisierten Lügendetektoren oder Flugobjekten in der Stratosphäre erhielten Mittel – allein in den „Stratobus“, ein halbautonomes Luftschiff für Grenzüberflüge, flossen sieben Millionen Euro. Hinter dieser Aufrüstung steckt ein lukratives Geschäft. Denn das immer wieder neu definierte Migrationsmanagement ist längst nicht mehr nur ein politisches Thema – es ist auch ein Markt. Für den Zeitraum 2028 bis 2034 will die Europäische Kommission die Ausgaben für das Grenzmanagement auf 48 Milliarden Euro verdoppeln.
Zwtl.: Border Business – ein milliardenschweres Geschäft
Am Montag, den 24. November startet der vierteilige Podcast „Border Business – Das Geschäft mit Europas Grenzen“. Zu hören ist er auf ORF Sound und im „Radiokolleg“ von 24. bis 27. November jeweils ab 9.05 Uhr in Ö1. Am Montag, den 24. November geht es um „Das Experiment: Schauplatz Albanien“. Ein Militärflugplatz in Nordalbanien, hoch umzäunt, streng bewacht. Platz für 300 Menschen. Hier will die EU testen, ob Asylverfahren auch jenseits ihres Territoriums möglich sind. 2024 eröffnete Italien in Gjadër ein Aufnahme- und Rückführungszentrum. Die Idee: Wer auf dem Weg von Libyen auf dem Mittelmeer von der italienischen Küstenwache abgefangen wird, wird hierhergebracht – registriert, untergebracht und nach wenigen Wochen entweder abgeschoben oder nach Italien überführt. Was tatsächlich hinter den Toren passiert, lässt sich nur mühsam rekonstruieren. Seit der Inbetriebnahme haben Journalistinnen und Journalisten keinen Zutritt. Für Bau und Betrieb sind mehr als 650 Millionen Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren veranschlagt. Nicht nur für Beton und Personal, sondern auch als politisches Signal: Italien will Härte demonstrieren. Während Rom den Deal als „historisches Pilotprojekt“ für ganz Europa feiert, warnen Menschenrechtsorganisationen vor Rechtsbrüchen und fehlender Transparenz.
Am Dienstag, den 25. November lautet der Titel „Der Zaun: Schauplatz Ungarn“. Ungarn, 2015: Mitten in der Fluchtbewegung zieht das Land einen doppelten Maschendrahtzaun hoch – damals ein Tabubruch. Heute ist die Anlage mit Wärmebildkameras und Bewegungssensoren ausgestattet. Aus Lautsprechern dringen automatische Durchsagen, die Schutzsuchende in mehreren Sprachen vor dem Übertritt warnen. In weniger als zehn Jahren ist die Gesamtlänge physischer Barrieren an Europas Grenzen von 315 auf über 2.000 Kilometer angewachsen. Auch Österreich ist Teil dieser Entwicklung: An der Grenze zu Serbien unterstützt es Ungarn mit der „Operation Fox“, bei der Polizisten und Polizistinnen sowie Drohnen zum Einsatz kommen. Zugleich prägen Ideen der internationalen Organisation ICMPD (International Centre for Migration Policy Development) mit Sitz in Wien die europäische Migrationspolitik – von digitalen Geldkarten für Geflüchtete bis zu Plänen für Aufnahmelager in Drittstaaten.
„Die Technik: Schauplatz Griechenland“ ist Thema am Mittwoch, den 26. November. Im Hochsicherheitslager auf Samos regelt das Einlasssystem „Hyperion“ die Ein- und Ausgänge über elektronische Karten mit biometrischen Daten, während das Sicherheitssystem „Centaur“ das gesamte Gelände mit KI-gestützten Kameras, Drohnen und Sensoren überwacht. Eröffnet wurde das Lager 2021 – als erstes von fünf neuen „Closed Controlled Access Centers“ (CCACs) auf den ägäischen Inseln, die mit 276 Millionen Euro aus Brüssel finanziert werden. Es ist die politische Antwort auf den Brand des Flüchtlingslagers Moria. Das neue Prinzip lautet: Kontrolle. Die neuen Camps entwickeln sich zunehmend zu haftähnlichen Einrichtungen. Der Zugang bleibt streng limitiert – auch für Medien und humanitäre Organisationen. Trotzdem gelten sie als Pilotprojekte an Europas Außengrenzen. Und die Frage bleibt: Was passiert hinter den Kameras?
Am Donnerstag, den 27. November steht „Das Geschäft: Schauplatz EU“ im Mittelpunkt. Drohnen, Militärfahrzeuge, Satellitentechnik – auf der internationalen Verteidigungsmesse DEFEA in Athen präsentiert die Sicherheitsindustrie ihre neuesten Produkte. Rüstungsfirmen treffen auf Delegationen von Ministerien, Polizei und Grenzschutzbehörden. Von dort führt die Recherche nach Brüssel, wo nicht nur Leitlinien beschlossen, sondern auch enorme Summen verteilt werden. Im Rahmen der EU-Verteidigungsinitiative „Readiness 2030“ (vormals „ReArm Europe“) sollen bis zu 800 Milliarden Euro für Verteidigung mobilisiert werden – so viel wie nie zuvor. Parallel dazu steigt auch das Budget der Grenzagentur „Frontex“: Zwischen 2008 und 2024 zahlte sie Zuschüsse in Höhe von über zwei Milliarden Euro aus – für Grenzüberwachung, Rückführungen und technisches Equipment. Für den Zeitraum von 2028 bis 2034 schlägt die EU-Kommission eine Erhöhung des Etats auf 11,2 Milliarden Euro vor. Geht es hier noch um Sicherheit? Wer profitiert vom Grenzgeschäft? Und wer zahlt den Preis? Die Informationen im Detail sind abrufbar unter https://oe1.orf.at/borderbusiness.
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