• 17.11.2025, 11:45:05
  • /
  • OTS0070

Präsentation des Gewinnerprojektes des Wettbewerbs zur Erweiterung und Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Gusen

KZ-Gedenkstätte Mauthausen und Burghauptmannschaft Österreich stellen Planungsteam und Projekt zur Weiterentwicklung vor.

Präsentation der Pläne
Mauthausen / Langenstein (OTS) - 

Am 17. November wird das Gewinnerprojekt des internationalen Realisierungswettbewerbs für Architektur und Landschaftsplanung zur Erweiterung und Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Gusen vorgestellt. Ein Beitrag des Wiener Architekturbüros querkraft architekten in Zusammenarbeit mit Kieran Fraser Landscape Design und dem Künstler Peter Sandbichler wurde von einer international besetzten Jury zum Gewinnerprojekt gekürt. Mit dem Abschluss des Verhandlungsverfahrens startet nun die Planungsphase. Erste Baumaßnahmen sind in der Ausführungsphase ab 2027 zu erwarten. Dem war ein 18-monatiger Beteiligungsprozess vorausgegangen. Dessen Ergebnisse wurden in einem Masterplan festgehalten, der nun als Grundlage für den bis 2031 entstehenden neuen Gedenkort dient.

„Das Projekt greift die wesentlichen Aspekte des Masterplans zur Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Gusen auf und bietet dafür adäquate architektonische, städtebauliche und landschaftsplanerische Lösungen. Dies betrifft unter anderem die Wegeführung, die Berücksichtigung von Sichtpunkten und Blickachsen sowie die Funktionalität des neuen Ankunftsgebäudes und des ‚Raums der Stille‘.“ (aus der Jurybewertung)

Das Architekturbüro querkraft architekten wurde 1998 gegründet und besteht heute aus einem 45-köpfigen Team. Das Ingenieurbüro Kieran Fraser Landscape Design ist spezialisiert auf den Bereich der Landschaftsarchitektur und plant seit 2011 Projekte im In- und Ausland. Peter Sandbichler ist ein renommierter österreichischer Künstler.

Der vorliegende Entwurf reagiert respektvoll auf das Vorhandene und setzt behutsame, zugleich präzise Akzente. Ziel ist es, die historischen Spuren des Ortes nicht zu überformen, sondern sie durch gezielte Eingriffe erfahrbar zu machen. Das Ankunftsgebäude ist gut auffindbar, harmoniert mit der natürlichen Topografie, hebt sich bezüglich der Materialität schlüssig von den benachbarten SS-Baracken ab und markiert zugleich den Auftakt zum Rundgang. Mit seinem begrünten Dach und der in die Geländekante integrierten Struktur vermittelt es zwischen Natur und Architektur.

Zentrales Element ist der Weg der Erinnerung, der sich als durchgängiges, lesbares Band durch die Landschaft zieht. Er verbindet die archäologischen und baulichen Überreste zu einer „vernetzten Erinnerungslandschaft“.

Der Raum der Stille überzeugt als filigrane Skulptur, die einen fließenden Übergang zwischen Innen- und Außenraum schafft und dabei mit der Natur und den wechselnden Jahreszeiten spielt.

Aus dem Motiv der Bahnschwellen der ehemaligen Schleppbahn entwirft der Künstler Peter Sandbichler ein gestalterisches Leitmotiv, das sich dezent, aber klar im Gelände abzeichnet und eine visuelle Verbindung zwischen den einzelnen Gedenkorten herstellt. In St. Georgen an der Gusen wird diese semantische Linie fortgeführt: Die Struktur des ehemaligen Bergkristallstollens wird durch ein präzises Wegesystem am Boden nachgezeichnet und so im Bewusstsein der Besucher*innen wieder sichtbar gemacht.

Das Konzept findet die Balance zwischen der Sichtbarmachung der historischen Relikte und prägnanten baulichen Interventionen, die Gusen einerseits zu einem eigenständigen Gedenkort entwickeln und andererseits klare baukünstlerische Bezüge zu den anderen Gedenkorten herstellen.

„Mit dem vorliegenden Entwurf ist etwas zuvor kaum Vorstellbares gelungen“, so Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, „nämlich einen Konsens zwischen den Menschen zu finden, die sich auf unterschiedlichste Weisen mit dem ehemaligen Konzentrationslager Gusen auseinandersetzen. Mit der Umsetzung der Pläne wird dieser nun weithin sichtbar und die KZ-Gedenkstätte Gusen zu einem zukunftsfähigen Ort der gemeinsamen Erinnerung und Reflexion.“

„Gedenkarbeit ist oft eine schwere Aufgabe, insbesondere eine große Verantwortung gegenüber den Opfern. Gedenkarbeit ist aber auch nachhaltige Zukunftsarbeit, vor allem zur Immunisierung vor rassistischer Propaganda und diktatorischen Feinden der Demokratie. Die Gedenkstätte Gusen wurde und wird in Zukunft in einem einzigartigen Beteiligungsprozess weiterentwickelt. Dadurch ist es gelungen, die Interessen der Opferverbände, aber auch der Gemeinden entsprechend zu berücksichtigen“, so Innenminister Gerhard Karner.

„Gerade in einer Zeit der Polarisierung und dem Erstarken gesellschaftlicher Extreme, aber auch Antisemitismus, braucht es Orte des Gedenkens. Orte, die uns als Gesellschaft dazu aufrufen, zusammenzustehen und Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt“, fügt Wolfgang Hattmannsdorfer, Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Tourismus, an. „Um diese Verantwortung niemals zu vergessen, wollen wir daher die Geschichte dieses Ortes sichtbarer machen und sie in die Sprache unserer Zeit übersetzen. Der nun vorliegende Entwurf respektiert die historischen Spuren und schafft einen Zugang, der dieses Kapitel unserer Geschichte mit der gebotenen Würde vor den Opfern in die Gegenwart trägt.“

„Gusen ist ein Ort, an dem wir uns unserer Geschichte mit voller Klarheit stellen müssen“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer. „Dass der Gedenkort neu gestaltet wird, ist ein deutliches Zeichen unserer Verantwortung gegenüber den Opfern und ihren Familien. Wir zeigen damit, dass wir hinschauen, benennen und nicht vergessen. Dieser Gedenkort ist Ausdruck dessen, dass wir als Land unsere Verantwortung annehmen und aus der Geschichte lernen. Er soll ein Platz der Erinnerung und der Mahnung sein – und ein sichtbares Bekenntnis zu Freiheit, Demokratie und Menschenwürde.“

Das KZ Gusen war 1939 als Zweiglager des KZ Mauthausen gegründet worden. Anfang 1944 wurde es um ein zusätzliches Barackenlager, genannt Gusen II, vergrößert. Über weite Strecken der Jahre 1944 und 1945 waren in den beiden Gusener Lagern mehr Personen als im Hauptlager Mauthausen interniert. Insgesamt wurden etwa 72.000 Menschen aus ganz Europa hierher deportiert. Mindestens 35.000 überlebten ihre Haft nicht. Die größten nationalen Gruppen kamen aus Polen und der Sowjetunion.

Am 5. Mai 1945 wurde das Konzentrationslager Gusen von der US-Armee befreit. Anfang der 1960er Jahre kauften internationale Häftlingsverbände das Grundstück rund um den erhaltenen Krematoriumsofen an und ließen dort das Memorial Gusen errichten. 2003 wurde ein Besucher*innenzentrum eröffnet. Nun soll diese Gedenkstätte erweitert werden.

Rückfragen & Kontakt
KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Valerie Seufert
Leiterin Kommunikation & Veranstaltungen
T +43 1 376 3000 106 | M +43 664 88186795
info@mauthausen-memorial.org

Bildmaterial: https://shorturl.at/ad3BZ

Rückfragen & Kontakt

KZ-Gedenkstätte Mauthausen | Mauthausen Memorial
Mag.a Valerie Seufert
Leiterin Kommunikation & Veranstaltungen
Telefon: +43 1 376 3000 106
E-Mail: valerie.seufert@mauthausen-memorial.org

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | GMA

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel