• 14.11.2025, 15:44:33
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„kulturMontag“: Kunstkrimi um Gustav Klimt, Fall Can Dündar, John Irvings „Königin Esther“

Danach: „Frame für Frame – Animationskurzfilme aus Österreich“ – am 17. November ab 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Wien (OTS) - 

Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 17. November 2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON befasst sich anlässlich der bevorstehenden spektakulären Sotheby’s-Auktion der Kunstsammlung des Estée-Lauder-Gründers und Kunstmäzens Leonard Lauder mit dem ewigen Hype um die Werke Gustav Klimts, von denen gleich drei in New York versteigert werden. Live dazu im Studio ist der Direktor der Klimt-Foundation, Peter Weinhäupl. Die Sendung thematisiert außerdem u. a. den Kampf um Meinungsfreiheit anhand des Falls des im deutschen Exil lebenden türkischen Journalisten Can Dündar, der dazu ein Buch verfasst hat. Weiters geht es auch um John Irvings neuen Roman „Königin Esther“, der im Wien der 1960er Jahre angesiedelt ist. Anschließend an das Magazin stehen anlässlich des 21. Best Austrian Animation Festival (BAAF) „Frame für Frame – Animationskurzfilme aus Österreich“ (23.30 Uhr) auf dem Programm.

Klimt – Der ewige Goldjunge? – Neuer Weltrekord und ein Kunstkrimi

Es könnte eine Jahrhundertauktion werden, wenn bei Sotheby’s in New York kommenden Dienstag die legendäre Sammlung des kürzlich verstorbenen Kunstmäzens Leonard Lauder unter den Hammer kommt. Meisterwerke von Monet über Matisse bis Jean-Michel Basquiat in Millionenhöhe hatte der Sammler, der das Kosmetikunternehmen Estée Lauder zu einem Weltkonzern aufgebaut hat, in seinem Besitz. Lediglich 24 Positionen sollen rund 400 Millionen US-Dollar bringen, gewichtige wie teure Arbeiten. Zu den absoluten Topwerken, die neue Rekorde setzen sollen, zählen drei Gemälde von Gustav Klimt – eine mosaikartige „Blumenwiese“, das Landschaftsbild „Waldabhang in Unterach am Attersee“ und das Porträt „Elisabeth Lederer“. Diese drei Bilder allein sollen insgesamt 300 Millionen erzielen – letzteres, für das gar satte 150 Millionen erwartet werden, könnte damit sogar Klimts „Goldene Adele“ toppen, die Leonard Lauders Bruder Ronald um 135 Millionen US-Dollar für die Neue Galerie in New York 2006 gekauft hatte.
Auf der anderen Seite des Teichs dreht sich rund um Gustav Klimt eine ganz andere, aufsehenerregende Geschichte – ein wahrer Kunskrimi um das verloren geglaubte Klimt-Porträt eines afrikanischen Prinzen. Dem österreichischen Kunsthistoriker und Klimt-Experten Alfred Weidinger gelang es nach jahrzehntelanger Suche, den Porträtierten als Prinz William Nii Nortey Dowuona aus Ghana, Stammesoberhaupt der Osu, zu identifizieren. Seit seiner Entstehung hat das Gemälde eine abenteuerliche Reise hinter sich, galt Ende der 1930er Jahre als verschollen, kehrte durch Zufall von Ungarn wieder nach Wien zurück und landete in der renommierten Galerie Wienerroither & Kohlbacher. Die sensationelle Entdeckung sollte, nach durchgeführter Einigung mit den Erben des Gemäldes im Frühjahr, um 15 Millionen Euro bei der Kunstmesse TEFAF in Maastricht angeboten werden. Doch der Verkauf blieb aus. Nun erhebt Ungarn Anspruch auf das wieder aufgetauchte Werk, soll es doch illegal außer Landes gebracht worden sein. Nach einem Ansuchen aus Österreichs Nachbarstaat hat die Staatsanwaltschaft Wien die Sicherstellung des Gemäldes angeordnet. Eine Ausfuhrgenehmigung liege zwar vor, jedoch wurde das Bild nicht als Werk von Gustav Klimt deklariert. Sollte sich die illegale Ausfuhr bewahrheiten, müsste das Porträt zurück nach Ungarn gebracht werden. Doch was passiert dann mit den rechtmäßigen Erben, mit denen sich die Galerie bereits geeinigt hatte? Nachdem Ungarn sich zu dem sogenannten „Washingtoner Abkommen“, die moralisch-ethische Übereinkunft, wie man mit NS-Raubgut fair umgeht, bekannt hat, sollte die Ausfuhr rechtens sein. Der „kulturMontag“ hat zwischen Wien und Ungarn Nachforschungen angestellt.
Live im Studio diskutiert Clarissa Stadler mit Peter Weinhäupl, Chef der Klimt-Foundation, über den ewigen Hype um Gustav Klimt, die magische Anziehungskraft seiner Werke, die Schwierigkeiten der Provenienz und den möglichen Anspruch Ungarns auf das Gemälde des Prinzen.

Die Freiheit des Wortes – Der Fall des Journalisten Can Dündar

Ein prominentes Beispiel für den Kampf um die Meinungsfreiheit ist der türkische Journalist Can Dündar. Der 54-jährige ehemalige Chefredakteur der Zeitung „Cumhuriyet“, der auch als Autor, Dokumentarfilmer und TV-Moderator tätig ist, wurde früher bereits wegen seiner kritischen Berichterstattung inhaftiert und lebt seit 2016 im Exil in Deutschland. Der Grund dafür: 2015 berichtete Dündar über Munition, die der türkische Geheimdienst MIT im Jahr 2014 per Lkw an islamistische Milizen in Syrien geliefert haben soll. Unmittelbar danach stellte Präsident Erdoğan persönlich gegen Dündar Strafanzeige wegen des Verdachts auf Spionage und forderte darin lebenslange Haft. Seither gilt der Medienmacher in der Türkei als Staatsfeind Nr. 1. 2016 wurde er der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen für schuldig befunden und zu fünf Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Dündar legte Revision ein. 2020 wurde er in Abwesenheit zu 18 Jahren und neun Monaten Haft wegen Spionage und zu weiteren acht Jahren und neun Monaten wegen Terrorunterstützung verurteilt. Vom Vorwurf, geheime Informationen öffentlich gemacht zu haben, wurde er freigesprochen. Das Gericht ordnete Dündars Festnahme an. Dieser entging er durch seine Flucht nach Deutschland. Can Dündars Situation wird als Symbol für die eingeschränkte Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei gesehen, wo zahlreiche Medien verboten sowie Journalistinnen und Journalisten verfolgt werden. In seinem neuen Buch „Ich traf meinen Mörder“ rollt Dündar seinen Fall erneut auf.

Immer wieder Wien – John Irvings neuer Roman „Königin Esther“

Bestsellerautor John Irving hat eine ausgeprägte Affinität zum Skurrilen, seine Helden sind sympathische Außenseiter, seine Bücher wurden mehrfach verfilmt. Etwa „Garp und wie er die Welt sah“ oder „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ – eine mit Michael Caine und Tobey Maguire hochkarätig besetzte Literaturverfilmung, die Irving auch einen Oscar für das beste Drehbuch bescherte. Seine Charaktere sind vielschichtig und eigenartig, mehr handelnd als grübelnd. Seine Romane beinhalten oft einen selbstironischen Wink sowie einen autobiografischen Zugang. Etwa in „Bis ich dich finde“, in dem sich der junge Protagonist mit seiner Mutter auf die Suche nach dem Vater durch ganz Europa macht. Vor zwei Jahren erschien Irvings 15. Roman, die Familiensaga „Der letzte Sessellift“ über einen Drehbuchautor und ein Plädoyer für queere Lebensentwürfe, mit mehr als 1.000 Seiten auch als das letzte Werk des Autors vermarktet. Aber in der Kunst folgt auf den Rücktritt schnell das Comeback. Jetzt liefert der US-Amerikaner mit „Königin Esther“ ein neues Buch und schickt seinen Helden ins Wien der 1960er Jahre. Und auch hier erinnert der junge Student nicht zufällig an den Autor selbst. „Königin Esther“ wird als „Jahrhundertroman“ angepriesen, über Identität, Zugehörigkeit und darüber, wie die Weltgeschichte unser Leben prägt. Die Story, die um das jüdische Waisenmädchen Esther Nacht kreist, ist ein flammendes Plädoyer gegen den Antisemitismus – womit sich Irving einmal mehr auf die Seite der Ausgegrenzten und Unterdrückten stellt. Der Schriftsteller, der seit einigen Jahren in Toronto lebt, setzt mit seiner jüngsten Veröffentlichung auch ein deutliches Zeichen gegen Trump: Aus Protest gegen die Regierung verzichtet er auf eine US-Lesereise und will auch in Zukunft keine öffentlichen Auftritte in den USA geben. Das alles klingt nach klassischen Zutaten für einen Irving-Roman. Der „kulturMontag“ trifft den 83-jährigen in seiner Wahlheimat Toronto zum Interview.

„Frame für Frame – Animationskurzfilme aus Österreich“ (23.25 Uhr)

Im Vorfeld des 21. Best Austrian Animation Festival (BAAF) zeigt der „kulturMontag“ die Vielfalt des Mediums Animation mit einer handverlesenen Auswahl österreichischer Animationskurzfilme der vergangenen Jahre. Die neun Werke sind von unterschiedlicher Machart, darunter klassische 2D-Animation, 3D-Computeranimation sowie Stop-Motion-Mixed-Media, und wurden gemeinsam mit Branchenkennerinnen und -kennern sowie Festivalveranstaltern ausgewählt, um einen spannenden Querschnitt durch die Szene zu präsentieren. Neben den Filmen gibt es Gespräche mit Filmschaffenden, die einen tieferen Einblick in die kreativen Prozesse und künstlerischen Visionen bieten. Abwechslungsreich sind auch die Themen: Der impressionistische 2D-Animationskurzfilm „Annoyance“ von Sascha Vernik zeichnet den alltäglichen Wahnsinn im Homeoffice nach. Die Protagonist:innen: ein chaotischer Komiker, eine pedantische Programmiererin und eine lästige Fliege.
Die Pilze greifen an! „Shroomsday“ von Daniel Denzer, Marius Oelsch, Rita Weiss und Alessa Wolfram ist ein hollywoodreifer Blockbuster im kompakten Format. Der aufwendige, schrille und bunte 3D-Computeranimationskurzfilm ist skurriler Horror, rasante Action und morbide Comedy zugleich.
Sebastian Freudenschuss schickt in „Transit“ seinen Protagonisten auf eine philosophische Reise und stellt die Frage, ob freie Arbeit überhaupt möglich ist und ob man sich von Kommerz und Kapitalismus noch emanzipieren kann.
Es ist Tag X für den Koflerbauern, denn die Kirchensteuer ist fällig! Der Film „Der Steuersünder“ von Manuel Cavaleras ist ein Alpen-Paranoia-Thriller voller Suspense und Humor rund um den Verfolgungswahn eines Tiroler Bauern – und im schönsten Tiroler Dialekt.
Daniela Comarellas berührender Kurzfilm „Nachsaison“ vereint „alte“ Technik mit moderner Animation: Die Figuren sind von Hand gefertigt und am Computer in Bewegung versetzt. Ein älteres Ehepaar scheint seine Zuneigung füreinander verloren zu haben. Doch eines Tages am Strand, nachdem die beiden eingeschlafen sind, geschieht etwas Unglaubliches.
„The Missing Spots“ erzählt die Geschichte eines Leoparden, der ohne Flecken auf die Welt kommt – und davon, wie er auf eine kreative Art damit umgeht, dazuzugehören. Der poetische Kurzfilm von Astrid Rothaug vereint analoge und digitale Animationstechniken.
Von philosophischen Zwiegesprächen der menschlichen und tierischen Art handelt „Apfelmus“ von Alexander Gratzer. Es geht um die wichtigen Dinge im Leben: Freiheit, Existenz – und natürlich: Apfelmus.
„In Her Boots“ von Kathrin Steinbacher ist ein poetischer Animationskurzfilm über eine demenzkranke Frau, die mithilfe ihrer roten Wanderschuhe in fantastische Welten flieht – getragen von Erinnerung, Imagination und der innigen Bindung zu ihrer Enkelin.
Wie funktionieren die Mechanismen der Macht? Im Stile eines fröhlichen Erklärvideos zeigt Roberto Robotos 2D-Animationskurzfilm „How to: Propaganda“ die Tricks der Populisten und Demagogen.

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