- 11.11.2025, 08:00:34
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Volksanwaltschaft und FICE Austria: Kinder- und Jugendhilfe braucht einheitliche Qualitätsstandards statt Bundesländer-Fleckerlteppich
Verpflichtende Umsetzung der FICE-Standards kann Vorfälle wie zuletzt in den SOS-Kinderdörfern womöglich verhindern
„Immer wieder tauchen Skandale auf wie zuletzt um die SOS-Kinderdörfer. Ich traue mich zu sagen: Mit einheitlichen Qualitätsstandards in den Wohngruppen in ganz Österreich auf wäre es nicht so weit gekommen", sagt Volksanwalt Bernhard Achitz. Schon 2019 hat FICE Austria Qualitätsstandards für die stationäre Kinder- und Jugendhilfe erarbeitet. Sie befassen sich mit Fragen der Partizipation, dem präventiven Schutz Minderjähriger vor Gewalt, dem Umgang mit Gefährdungen, Übergriffen und Gewalt, der Gesundheitsversorgung und mit Bildungsprozessen. „Die FICE-Qualitätsstandards müssen zum Pflichtprogramm in allen Einrichtungen werden. Das muss natürlich auch entsprechend finanziert werden", fordert Achitz.
„FICE – Austria" ist die Österreichische Sektion der Internationalen Gesellschaft für Erzieherische Hilfen (Fédération Internationale des Communautés Educatives – F.I.C.E.). Sie vernetzt Menschen und Organisationen und kümmert sich um die Verbesserung der außerfamiliären Erziehung.
‚HANDlungsBUCH für die stationären Erziehungshilfen'
„Alle Beteiligten, von Berufsvertretungen über die Organisationen, die die WGs betreiben, bis hin zu den Ländern als Aufsichtsbehörden sind sich einig: Die Qualitätsstandards sind richtig und wichtig. Aber sie müssen nicht zwingend angewandt werden", kritisiert FICE-Austria-Präsident Christian Posch. „Gute Ausbildung ist die Grundlage, um Übergriffe zu verhindern, oder sie zumindest zu erkennen, sollten sie doch einmal passiert sein. FICE Austria hat daher ein umfassendes Fachbuch entwickelt: Das ‚HANDlungsBUCH für die stationären Erziehungshilfen – Band I' das zentrale Aufgaben- und Handlungsfelder der stationären Kinder- und Jugendhilfe kompakt, praxisnah und fachlich fundiert beschreibt."
Verbindliche fachliche Zusammenarbeit bei Diagnostik, Hilfeplanung und Intervention
Als Problem sieht Posch, dass jedes Bundesland die Kinder- und Jugendhilfe anders regelt. FICE Austria und die Volksanwaltschaft kritisieren schon lange, dass die vollständige Anwendung der anerkannten Standards an den Kosten scheitert. Posch: „Über die Standards hinaus müssen frühzeitig ansetzende und flexible Hilfsangebote für junge Menschen mit herausfordernden Verhaltensweisen weiterentwickelt werden. Es braucht verbildliche fachliche Zusammenarbeit bei Diagnostik, Hilfeplanung und Intervention. Personalressourcen und arbeitsrechtliche Grundlagen sind erforderlich."
FICE-Standards in der Hälfte der Einrichtungen unbekannt
Eine Schwerpunktprüfung im Rahmen der präventiven Menschenrechtskontrolle der Volksanwaltschaft, veröffentlicht vor drei Jahren, hat ergeben, dass die FICE-Standards dem Personal in nur 53 Prozent der besuchten Einrichtungen bekannt sind. Volksanwalt Achitz: "In beinahe der Hälfte der Einrichtungen fehlt also fundiertes Wissen über die Standards. Wichtig wäre, dass jede Einrichtung zumindest einer Person die Verantwortung für die Umsetzung und Einhaltung der Standards überträgt. Das war zur Zeit der Schwerpunktprüfung allerdings nur in 47 Prozent der Einrichtungen der Fall."
„Runder Tisch" muss einheitliche Standards und Personalschlüssel bringen
Im Parlament wurde vor kurzem die „größtmögliche Harmonisierung der Kinder- und Jugendhilfe" sowie ein Runder Tisch angekündigt. „Der Runde Tisch wäre nicht notwendig, wenn die seit Jahren auf dem Tisch liegenden Forderungen von Volksanwaltschaft und FICE umgesetzt worden wären: einheitliche Standards für Kindeswohl, Gruppengrößen, Ausbildung der Beschäftigten und Personalschlüssel. Die FICE-Qualitätsstandards müssen zum Pflichtprogramm in allen Einrichtungen werden. Das muss natürlich auch entsprechend finanziert werden." Sollte es dennoch einen Runden Tisch geben, ist die Volksanwaltschaft natürlich bereit, ihre Position auch dort zu wiederholen. „Neben Behörden, KJH-Einrichtungen und der Volksanwaltschaft sollten auch Care Leaver Verein, DÖJ, FICE Austria, Schule, Polizei, Neustart, Universitäten und Fachhochschulen sowie Berufsvertretungen eingeladen werden", so Achitz.
Rückfragehinweis:
FICE Austria
office@fice.at
Tel: +43 664 2214320
www.fice.at
Rückfragen & Kontakt
Florian Kräftner
Mediensprecher im Büro von
Volksanwalt Mag. Bernhard Achitz
Telefon: +43 664 301 60 96
E-Mail: florian.kraeftner@volksanwaltschaft.gv.at
https://www.volksanwaltschaft.at
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