- 10.11.2025, 11:57:33
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Bundesregierung präsentiert Strategie gegen Antisemitismus 2.0
49 konkrete Maßnahmen in 8 Handlungsfeldern (2025–2030)
„Seit den Terroranschlägen der Hamas am 7. Oktober 2023 erleben wir in Europa – und auch in Österreich – eine neue Welle des Antisemitismus: offener, aggressiver, digital entfesselt. Die Nationale Strategie gegen Antisemitismus 2.0 ist unsere Antwort darauf. Sie baut auf dem Fundament der ersten Strategie auf – mit neuen Schwerpunkten, größerer Dringlichkeit und klarer Verantwortung aller beteiligten Ressorts“, so der Staatssekretär für Koordinierung und Kampf gegen Antisemitismus, Alexander Pröll, der die „Nationale Strategie gegen Antisemitismus 2.0“ gemeinsam mit Vizekanzler Andreas Babler, Bildungsminister Christoph Wiederkehr sowie dem Präsidenten der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreichs, Oskar Deutsch, im Bundeskanzleramt präsentierte.
Pröll: Gesellschaft, die jüdisches Leben schützt, bewahrt auch sich selbst
Politische Maßnahmen seien zwar bedeutsam, würden jedoch allein nicht ausreichen. Denn es gehe um etwas Grundsätzlicheres, ergänzte Staatssekretär Pröll: „Es geht um die Frage, welche Gesellschaft wir sein wollen. Ich glaube, unser Anspruch muss eine Gesellschaft sein, die sich ihrer Geschichte stellt und die daraus Verantwortung ableitet.“ Es gehe um eine Gesellschaft, die versteht, dass Freiheit und Sicherheit unteilbar seien. Denn niemand sei wirklich frei, wenn andere in Angst leben müssen. „Es soll eine Gesellschaft sein, die erkennt, dass Erinnerung kein Rückblick ist, sondern Orientierung für die Zukunft. Denn nur eine Gesellschaft, die jüdisches Leben schützt und achtet, bewahrt auch sich selbst. Das ist das Ziel dieser Strategie und das ist unser gemeinsames Versprechen“, so Pröll.
Babler: Wir nehmen unsere Verantwortung wahr
Vizekanzler Andreas Babler erinnerte in seinen Ausführungen an die Bedeutung der Präventionsarbeit. „Wir haben diese Antisemitismusstrategie im Bewusstsein unserer historischen Verantwortung geschrieben, aber auch an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Denn die Formen von Antisemitismus mögen sich zwar in ihrer ideologischen Ausgestaltung unterscheiden. Ihr Ursprung ist aber immer derselbe: Hass. Gegen diesen Hass müssen wir vorgehen. Dabei ist Präventionsarbeit zentral, denn Antisemitismus gedeiht dort, wo Unwissenheit und Hetze Raum gewinnen. Mit der Umsetzung dieser Strategie nehmen wir unsere Verantwortung wahr – wir werden alles daransetzen, dass Österreich ein Land ist, in dem jüdisches Leben sicher ist und florieren kann“, so der Vizekanzler.
Wiederkehr: Neue Maßnahmen im Bildungsbereich definiert
Bundesminister Christoph Wiederkehr unterstrich die Bedeutung des Bildungssektors für den Kampf gegen und zur Prävention von Antisemitismus. „Gemeinsam mit Schulleitungen und Lehrkräften arbeite ich täglich daran, unsere Schulen als Orte der Demokratie, Offenheit und Solidarität zu stärken. Bereits jetzt bieten wir zahlreiche Angebote an, von Lernmaterialien, über Aus- und Fortbildung von Lehrpersonen bis zu Workshops für Schülerinnen und Schüler. Im Rahmen der neuen Nationalen Strategie gegen Antisemitismus haben wir im Bildungsbereich sechs neue Maßnahmen definiert. Besonders wichtig ist mir dabei, dass wir die Gedenkstättenbesuche von Schulen verstärkt fördern werden. Denn Holocaust-Education, das Lernen über unsere historische Verantwortung sowie die Vermittlung der vielfältigen jüdischen Geschichte und Gegenwart leisten einen entscheidenden Beitrag zur Prävention von Antisemitismus“, so Bildungsminister Wiederkehr.
Deutsch: Antisemitismus ist Gift für die gesamte Gesellschaft
IRG-Präsident Oskar Deutsch legte in seinen Ausführungen dar, dass der Antisemitismus eine Bedrohung für die Demokratie und die Gesellschaft in Österreich darstelle. „Im ersten Halbjahr 2025 gab es im Durchschnitt mindestens vier antisemitische Vorfälle pro Tag. Trotz aller Anstrengungen droht der Kampf gegen den Antisemitismus verloren zu gehen – und damit die Zukunft für jüdisches Leben in Österreich. Wir dürfen im Kampf gegen den Antisemitismus nicht nachlassen. Die Nationale Strategie ist dafür ein wichtiger Pfeiler. Der Antisemitismus ist Gift für die gesamte Gesellschaft in Österreich und eine Gefahr für unsere Demokratie und die Werte, die das moderne Österreich ausmachen“, sagte der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft.
Dauerhaftes Engagement gegen jede Form von Judenhass: Weiterentwicklung der 2021 erstmals vorgestellten Strategie
Die „Nationale Strategie gegen Antisemitismus 2.0“ (NAS 2.0) ist die Weiterentwicklung der 2021 erstmals vorgestellten Strategie und umfasst den Zeitraum 2025–2030. Getragen wird sie von allen drei Regierungsparteien und baut auf die enge Partnerschaft mit den Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich. Die NAS 2.0 bekräftigt ein dauerhaftes Engagement gegen jede Form von Judenhass und steht für ein parteiübergreifendes Versprechen: Antisemitismus hat in Österreich keinen Platz – nicht in Worten, nicht in Taten und nicht im Schweigen.
Bündelung konkreter Maßnahmen – „Leuchtturm-Maßnahmen“
Die NAS 2.0 bündelt ressortübergreifend 49 konkrete Maßnahmen in acht Handlungsfeldern – von Bildung und Integration über Sicherheit bis zu Medien und Forschung – und hat drei „Leuchtturm-Maßnahmen“ definiert.
Die 8 Handlungsfelder sind:
Sicherheit & Strafverfolgung – Schutz jüdischer Einrichtungen, konsequente Erfassung und Ahndung antisemitischer Straftaten
Bildung & Resilienz – verpflichtende Präventionsmodule in Schulen und Lehramtsausbildung
Digitales & Medien – Kampf gegen Hass im Netz, Förderung technischer Lösungen und kritischer Medienkompetenz
Integration & Dialog – Wertevermittlung in Integrationskursen, Einbindung religiöser und zivilgesellschaftlicher Partner
Erinnerung & Kultur – Ausbau von Gedenkinitiativen, Start eines Prüfprozesses für ein „Österreichisches Holocaust-Museum“
Forschung & Dokumentation – neue Datenerfassung, wissenschaftliche Analysen zu Antisemitismus in Österreich
EU & Internationales – aktive Rolle Österreichs in der EU, IHRA und internationalen Gremien
Gesellschaft & Sport – Maßnahmen gegen Diskriminierung in Vereinen und Organisationen
Bei den drei „Leuchtturm-Maßnahmen“ handelt es sich um:
„Erklärung gegen Antisemitismus“ in Integrationskursen:
Jeder Teilnehmende bekennt sich aktiv zu den Grundwerten der Republik.Automatisierte Systeme gegen Hate Speech:
Förderung KI-gestützter Werkzeuge zur Erkennung antisemitischer Inhalte im InternetPrüfprozess für ein „Österreichisches Holocaust-Museum“:
als Ort der Erinnerung, Forschung und Bildung für kommende Generationen
Die Nationale Strategie gegen Antisemitismus 2.0 ist abrufbar unter: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/nas
Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.
Rückfragen & Kontakt
Büro des Staatssekretärs
Antonia Pettauer
Telefon: +43 1/53115-0
E-Mail: antonia.pettauer@bka.gv.at
Website: https://www.bundeskanzleramt.gv.at
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