• 10.11.2025, 09:30:35
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Caritas, Diakonie, Jugend am Werk und Lebenshilfe Österreich: „Wir brauchen keine Sonderschulen – Wir brauchen gut gemachte Inklusion!"

Sozial- und Behinderten-Organisationen warnen entschieden vor dem Ausbau des Sonderschulwesens

Wien (OTS) - 

In Oberösterreich sollen zwei neue Sonderschulen gebaut werden, auch in Salzburg und der Steiermark wird der Erhalt solcher Einrichtungen offen befürwortet. Für Caritas, Diakonie, Jugend am Werk und Lebenshilfe ist das ein klarer Rückschritt: Sonderschulen trennen Kinder, diskriminieren sie und verwehren ihnen ihr Recht auf gleichberechtigte Bildung.

„Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2008 hat sich Österreich verpflichtet, ein inklusives Bildungssystem aufzubauen. 17 Jahre später sind wir davon weit entfernt – im Gegenteil: Wir erleben eine rückwärtsgewandte Bildungspolitik, die nicht erkennt, dass nur Inklusion zeitgemäß und gerecht ist“, so Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.

Inklusion passiert nicht von allein

Kinder mit Behinderungen, die inklusiv beschult werden, haben nachweislich bessere Chancen – in der Schule, in der Ausbildung und im Berufsleben. „Keine einzige Studie belegt, dass Kinder in getrennten Schulsystemen besser gefördert werden. Im Gegenteil: Knapp die Hälfte aller Sonderschulabsolvent:innen ist eineinhalb Jahre nach Schulabschluss weder in Ausbildung noch im Arbeitsmarkt“, erklärt Brigitte Gottschall, Geschäftsführerin von Jugend am Werk. Doch Inklusion gelingt nicht ohne entsprechende Rahmenbedingungen. „Wer Inklusion will, muss in sie investieren: in mehr Personal, geeignete Räume und tragfähige Strukturen an unseren bestehenden Schulen – statt Geld in neue Sonderschulen zu stecken. Echte Inklusion entsteht nicht durch Absonderung, sondern durch den Ausbau gemeinsamer Lernorte“, so auch Gottschall.

Keine Lippenbekenntnisse – Inklusion braucht Haltung

Positiv sehen alle vier Trägerorganisationen, dass die Bundesregierung den Rechtsanspruch auf das 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf umsetzen will. Bisher war es nämlich nicht vorgesehen, dass Kinder mit erhöhtem Förderbedarf überhaupt eine Oberstufe besuchen. „Entscheidend ist jedoch, dass auch die Oberstufe inklusiv gestaltet wird – und keine neuen Sonderstrukturen entstehen“, betont Philippe Narval, Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich. Ein politisches Bekenntnis zur Inklusion dürfe „kein Lippenbekenntnis bleiben. Es muss sich in der Praxis widerspiegeln – in allen Bereichen des Bildungssystems“.

Miteinander statt Nebeneinander

„Der Neubau segregierender Einrichtungen führt uns in die Vergangenheit, nicht in die Zukunft”, betonen die Organisationen einhellig. „Wir fordern ein klares Ja zu inklusiven Schulen, die den Bedürfnissen aller Kinder gerecht werden und Chancengleichheit gezielt fördern".

Dazu brauche es: Mehr Ressourcen für inklusive Bildung – für Pädagog:innen, Assistenz und Infrastruktur, aufklärende Informationsarbeit mit allen Eltern, den konsequenten Ausbau gemeinsamer Lernorte, eine transparente Datenerhebung über Bildungsverläufe in unterschiedlichen Schulsystemen. „Unser Ziel ist klar: kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander – Schritt für Schritt hin zu einem wirklich inklusiven Bildungssystem“, so Nora Tödtling-Musenbichler, Präsidentin der Caritas Österreich.

Rückfragen & Kontakt

Diakonie Österreich
Dr. Roberta Rastl
Telefon: 0043 664 314 9395
E-Mail: presse@diakonie.at

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