- 07.11.2025, 09:57:33
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Ein Blick über den Tellerrand
Wie diversitätssensible Hospiz und Palliative Care gelingen kann
Rund 240 Fachpersonen aus Hospiz- und Palliativarbeit, Gesundheitswesen, Sozialbereich, Bildung sowie engagierte Interessierte nahmen am 6. November 2025 am bundesweiten Fachtag von HOSPIZ ÖSTERREICH in Linz teil. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Hospiz und Palliative Care alle Menschen erreichen kann – unabhängig von Herkunft, Sprache, Behinderung, sozialer Lage oder Identität.
Sprache, Mut und Beziehung als Schlüssel
Den Auftakt bildete die Keynote des Schriftstellers Dimitré Dinev, der die Rolle von Sprache für ein würdevolles Miteinander betonte: „Sprache unterbricht die Gewalt. In den Dialog zu treten heißt, den anderen anzuerkennen.“
Mut bedeute nicht Stärke, so Dinev, sondern Offenheit – auch gegenüber Lebensrealitäten, die uns fremd erscheinen.
Marianne Buchegger knüpfte daran an und erinnerte daran, dass Menschen mit Demenz „bis zuletzt Menschen bleiben – mit dem Bedürfnis nach Sicherheit, Beziehung und Wertschätzung“. Zentral sei die validierende Grundhaltung: Menschen so anzunehmen, wie sie sind – im Geist der Absichtslosigkeit.
Wie Sprache Brücken baut, zeigte Petra Haderer anhand der Gesundheitslots:innen, die Menschen in ihrer Muttersprache zum österreichischen Gesundheitssystem informieren und beraten. „Es geht nicht um Dos and Don’ts, sondern darum, Unsicherheiten auszuhalten und neugierig zu bleiben.“
Wer wird (noch) nicht erreicht?
Unter dem Titel „Mut zur Diversität“ machte Prof. Dr. Elisabeth Reitinger deutlich, dass Hospiz- und Palliative Care zwar für vulnerable Menschen geschaffen wurde, aber nicht alle erreicht: „Alter, Armut, Krankheit, Migration, Behinderung oder queere Identität beeinflussen ganz konkret, wie jemand Zugang zu Versorgung bekommt.“
Zuhören sei der erste Schritt zu echter Teilhabe und die „Gastfreundschaft der Seele“.
Ein Podiumsgespräch vertiefte diese Perspektive an konkreten Beispielen:
„Inklusion hört beim Sterben nicht auf“, sagte Bestatter Matthias Dvoracek, der gehörlose Kunden in Gebärdensprache betreut.
Dr. Monika Stark, med4hope, schilderte eindrücklich, wie wohnungslose Menschen ohne Versicherung am Lebensende oft ohne medizinische Versorgung bleiben. „Viele glauben selbst, sie seien nichts wert.“
Dr. Axel Doll, AG LGBTIQ+ der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, betonte, dass „Pseudotoleranz“ nicht reicht:
„Wir sterben nicht alle gleich – anderen zuhören und ihre Lebenswelten verstehen ist der Schlüssel.“
Gianluca Iannantuoni, Hospizbewegung Diakonie, wies darauf hin, wie individuell Kommunikation ist. „Was für mich normal ist, ist für mein Gegenüber vielleicht irrelevant.“
Lernen, Vernetzen, Weiterdenken
In 19 „Meet-the-Expert“-Foren tauschten sich Teilnehmende zu Themen wie Kinderhospizarbeit, neuropalliativer Versorgung, Palliative Care im Krankenhaus, Tageshospiz, Caring Communities und rehabilitativer Palliativversorgung aus.
Online berichtete Dr. Patrick Schuchter in seinem Vortrag über ausgewählte Erkenntnisse aus einem aktuellen Forschungsprojekt Über das Lebensende philosophieren. Am Lebensende philosophieren?
Rebecca Tiberini, Pionierin der Rehabilitativen Palliative Care, betonte die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit, um die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Menschen optimal stärken zu können.
Ein Beispiel für innovative Versorgungsentwicklung stellten Dr. Christina Grebe und Dr. Markus Hutterer vor: Ihr trägerübergreifendes Projekt integriert Hospiz und Palliative Care und Medizinethik dauerhaft in die Krankenhausstrukturen – als Antwort auf längere Krankheitsverläufe und komplexere Therapieentscheidungen.
Was gibt Mut in schweren Zeiten?
Den emotionalen Abschluss gestaltete Schauspieler Samuel Koch, seit einem Unfall bei "Wetten, dass...! vom Hals abwärts gelähmt, der die Bedeutung von Verbundenheit, Dankbarkeit und innerer Haltung für den Umgang mit schweren Lebenssituationen hervorhob: „Ich bin wertvoll, weil ich bin.“
Barbara Schwarz, Präsidentin von HOSPIZ ÖSTERREICH, resümierte:„Hospizarbeit bedeutet weit mehr als Pflege und Medizin. Sie steht für Beziehung, Würde und Teilhabe – für alle Menschen, in allen Lebenslagen.“
Rückfragen & Kontakt
HOSPIZ ÖSTERREICH
Catrin Neumüller
+4369910814946
catrin.neumueller@hospiz.at
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