- 07.11.2025, 09:56:03
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WIFO & HV Konjunkturreport: Österreichs Einzelhandel weiterhin unter starkem Kostendruck. Weihnachtsgeschäft als Hoffnungsschimmer.
Umsätze im 3. Quartal stagnieren real. Preisrückgänge bei vielen Gütern des täglichen Bedarfs dämpfen nominelle Entwicklung.
Der vom WIFO im Auftrag des Handelsverbands erstellte Konjunkturreport Einzelhandel zeigt ein weiterhin angespanntes Bild für den österreichischen Handel. Im 3. Quartal 2025 lagen die nominellen Umsätze laut Statistik Austria leicht über dem Vorjahresniveau, inflationsbereinigt ergibt sich jedoch unter Berücksichtigung der Verkaufstage sowohl im September als auch im August ein Minus von 0,1%. Damit setzt sich der bereits seit 2023 anhaltende Seitwärtstrend fort.
"Kumuliert betrug der Umsatzzuwachs im heimischen Einzelhandel in den ersten neun Monaten des Jahres nominell 3,3% und real 1,5%. Der anhaltend hohe Kostendruck, der hauptsächlich durch die Energiekosten getrieben wird, führt zu steigenden Insolvenzen und rückläufiger Beschäftigung. All das bleibt für die gesamte Handelsbranche strukturell belastend", fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die Kernergebnisse des Reports zusammen. Immerhin: Der Erwartungsindex der Händler hat sich in der aktuellen Befragung gegenüber dem Vormonat um einen Punkt verbessert.
Energiepreise & Dienstleistungen als Inflationstreiber
Sorgen bereitet auch die weiterhin hohe Inflationsrate. Gemäß Schnellschätzung der Statistik Austria lag die Inflation im Oktober in Österreich bei 4% und damit erneut deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raumes (2,1%). "Damit setzt sich der höhere Preisauftrieb in Österreich im internationalen Vergleich fort. Den stärksten Einfluss auf die Teuerung hatte neben den Energiekosten der Dienstleistungsbereich", erklärt Jürgen Bierbaumer, WIFO-Ökonom und Mitautor des Reports.
Keine Entspannung in Sicht: Jede fünfte Insolvenz betrifft den Handel
Die Zahl der eröffneten Unternehmensinsolvenzen in der Gesamtwirtschaft stieg im 3. Quartal 2025 laut KSV 1870 abermals an. Insgesamt wurden 990 Insolvenzen über alle Sektoren hinweg eröffnet, das waren um 2,5% mehr als im Jahr zuvor.
"Im Handel wurden allein im dritten Quartal 190 Insolvenzen verzeichnet, das ist ein Anstieg von 13% gegenüber dem Vorjahr. Nahezu jede fünfte Insolvenz der Gesamtwirtschaft wurde somit im Handel registriert", bestätigt Rainer Will.
Handel ist Branche mit höchstem Zuwachs an arbeitslosen Personen
Im gesamten Einzelhandel (einschließlich Kfz) sind aktuell 331.000 unselbständig Beschäftigte tätig. Während der Bestand in der Gesamtwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil blieb, ist im Einzelhandel bereits seit Februar 2023 ein Rückgang zu beobachten, welcher sich zuletzt beschleunigte.
Laut jüngsten Daten des AMS war der Handel im Oktober mit mehr als 45.000 Arbeitslosen die Branche mit den höchsten Arbeitslosenzahlen sowie mit +3.633 Personen im Vergleich zum Vorjahr auch die Branche mit dem höchsten Zuwachs an arbeitslose Personen. Das zeigt mehr als deutlich, wie angespannt die Lage ist.
Weitere Kernbefunde des Konjunkturreports Einzelhandel:
Rückläufige Preise bei Gütern des täglichen Bedarfs: Rückläufige Preise bei vielen Gütern des täglichen Bedarfs führten im 3. Quartal zwar zu einer spürbaren Entlastung für die heimischen Konsument:innen, bremsten jedoch auch das Umsatzwachstum im Lebensmittelhandel erheblich.
NonFood-Handel hadert mit schwachem September-Geschäft: Im Nichtnahrungsmittelbereich dämpfte vor allem der September die gesamte Entwicklung. Real sanken die Umsätze um -1,5% und verzeichneten damit die schwächste Entwicklung seit Juni 2024.
Deutschland performt besser: In Deutschland fielen die Zuwachsraten bei den realen, kalenderbereinigten Nettoumsätzen sowohl im August als auch im September etwas höher aus als in Österreich.
Diffuses Stimmungsbild bei den Händlern: Die allgemeine Stimmung bei den heimischen Händlern war im Oktober 2025 zwar deutlich besser als vor einem Jahr, im Vergleich zum September hat sich der Saldo jedoch verschlechtert. Während hier die aktuelle Lage ein wenig pessimistischer eingeschätzt wurde, verbesserten sich die Erwartungen für die kommenden Monate.
Diffuses Stimmungsbild bei den Konsument:innen: Auch die Stimmung der heimischen Konsument:innen hat sich zuletzt wieder etwas eingetrübt und lag im Oktober trotz leichten Anstieges um mehr als 3½ Punkte unter dem zwischenzeitlichen Höchstwert von August 2025.
Ausblick: Sparquote bleibt hoch, Inflationsrate normalisiert sich (hoffentlich)
Für das Gesamtjahr 2025 rechnet das WIFO mit einer durchschnittlichen Inflation von 3,5%, für 2026 mit 2,4%. Die Preisdynamik wird vor allem vom Dienstleistungssektor getragen, zusätzlich dürften Gebührenerhöhungen der öffentlichen Hand nächstes Jahr preistreibend wirken. Auch die Sparquote im Land dürfte vorerst auf einem hohen Niveau von rund 11% bleiben.
Den vollständigen Konjunkturreport Einzelhandel für das 3. Quartal 2025 finden Sie HIER
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