• 06.11.2025, 09:57:32
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Kahlschlag bei Swarovski geht weiter: Bis zu 400 Mitarbeiter:innen sollen abgebaut werden.

AK Präsident Erwin Zangerl: „Pläne der Konzernführung gefährden gesamten Standort ohne Rücksicht auf Land und Leute!“

Innsbruck (OTS) - 

Bereits im März schlug Swarovski-Zentralbetriebsratsobfrau Selina Eder in der Tiroler Arbeiterzeitung Alarm und erntete dafür heftige Kritik: Der Standort Wattens spiele bei der Konzernführung von Swarovski keine große Rolle mehr, so Eders Aussagen damals. Nun zeigt sich auf dramatische Weise, dass das Urteil des Zentralbetriebsrats den Tatsachen entsprach: Von den derzeit noch in Wattens tätigen rund 2.200 Beschäftigten sollen Anfang 2026 mindestens 400 weitere abgebaut werden. Die Zahl könnte sich noch auf 500 erhöhen, sollte der überwiegende Teil der restlichen Belegschaft nicht auf eine von der Konzernführung angestrebte Arbeitszeitreduktion eingehen.

„Das ist die Bankrotterklärung für die Strategie der Konzernführung und für den Standort Wattens“, kritisiert AK Präsident Erwin Zangerl die Pläne scharf. „Es zeigt sich, dass die von der Konzernführung abgelegten Bekenntnisse zum Standort, wie befürchtet, bloß Lippenbekenntnisse gewesen sind, die Zukunft von Swarovski in Wattens ist ungewiss“, so Zangerl. Dabei haben Bund und Land über Jahrzehnte mit viel Steuergeld Swarovski immer wieder unterstützt und aus zahlreichen Krisen geholfen. Auch die Corona-Förderungen oder die aktuellen Förderungen aus dem Klima- und Energiefonds des Bundes gehen in die Millionen: „Trotzdem wird seit Jahren versucht, den Standort auszuhungern, sogar der Verkauf von Firmengelände steht im Raum. Ich fordere die Konzernführung deshalb auf, klar zu sagen, was die Pläne für Wattens sind, denn eine zukunftsfähige Strategie ist nicht zu erkennen. Bisher hat man mit einer Salamitaktik gearbeitet und den Standort scheibchenweise filetiert, jetzt wird der übrig gebliebene Teil im Schnellverfahren durch den Fleischwolf gedreht und zwar mit einer Planlosigkeit, die nur einen Schluss zulässt: Wattens wird als Standort nicht mehr benötigt. Das ist Landesverrat und wir werden uns hier ganz klar auf die Seite von Land und Leuten stellen“, sagt Zangerl deutlich.

Für Tirols AK Präsidenten, der seit Jahren für den Standort Wattens eintritt und die undurchsichtigen Pläne der Konzernführung mehrmals kritisiert hat, ist das, was sich derzeit beim Kristallkonzern abspielt, nur traurige Bestätigung zahlreicher Warnungen. „Die Beschäftigten sind nur mehr Teil eines Organigramms, die Schicksale, die dahinterstehen, spielen in den Plänen der Konzernführung ganz offensichtlich keine Rolle.“ Gleichzeitig warnt Zangerl vor den Plänen einer Arbeitszeitreduktion für alle Mitarbeiter:innen. Denn eine Verkürzung der Arbeitszeit wirkt sich nicht nur auf den Lohn, sondern auch auf viele andere Bereiche aus. Zudem gibt es keine Garantie, dass Mitarbeiter:innen, die ihre Arbeitszeit kürzen, nicht doch mit Ende 2026 gekündigt werden.

Vorerst sind jedenfalls 400 Personen betroffen. Dann soll es zur Arbeitszeitreduktion kommen. Der Druck, der dabei auf die Mitarbeiter:innen ausgeübt wird, ist enorm: Wenn der überwiegende Teil der Beschäftigten seine Arbeitszeit nicht reduziert (was mit erheblichen Einbußen verbunden ist), sollen weitere Mitarbeiter:innen entlassen werden, die Rede ist von mindestens 100.

„Sämtliches unternehmerisches Risiko wird auf die Beschäftigten abgewälzt, die mit der Ankündigung einer Arbeitszeitreduktion in die Ecke gedrängt werden“, kritisiert Zangerl, der auch vor den Folgen warnt: „Es gibt seitens der Konzernführung keine Garantie oder Zusage, dass auch nur ein Arbeitsplatz eines einzelnen Mitarbeiters durch die Reduktion der Arbeitszeit sicher ist. Ebenso sinkt bei drohender Arbeitslosigkeit die Bemessungsgrundlage des Arbeitslosengeldes, auch das Pensionskonto wird mit der niedrigeren Basis befüllt – die Pension wird niedriger ausfallen, als erwartet“, so Zangerl.

Gezielter Personalabbau

Die Geschichte des Personalabbaus bei Swarovski zieht sich mittlerweile über 17 Jahre. Mitarbeiter werden teils in Wellen gekündigt, Stellen werden nicht mehr nachbesetzt. Diese Abgänge haben horrende Auswirkungen auf die restliche Belegschaft, denn das Arbeitsausmaß und die Belastungen werden nicht an den verringerten Mitarbeiterstand angepasst. Allein von Jänner 2023 bis Oktober 2025 sank die Zahl der Mitarbeiter:innen bei Swarovski um rund 600 Personen, seit 2007 wurden nicht weniger als 5.000 Arbeitsplätze abgebaut.

Dabei wird gezielt und bewusst Personal abgebaut, die Auslagerung von Arbeit etwa nach Polen oder in Nicht-EU-Länder wie Serbien oder die Schweiz bzw. an Produktionsstandorte in Asien wie Thailand, Indien oder Vietnam hat die Situation in Wattens zusätzlich verschärft.

Nun soll neben den personellen Einsparungen auch der Großteil der Nachtschichten wegfallen (Ausnahme Glashütte), was wiederum zu finanziellen Einbußen bei den Beschäftigten führt, gestrichen wird auch der hauseigene Werksverkehr, der die Beschäftigten von und zur Arbeitsstätte befördert.

Swarovski: Eine Geschichte der Krisen

Die erste große Krise bei Swarovski kommt bereits in den 1970er Jahren. Die Nachfrage nach Schmucksteinen und Lustern bricht in Folge des Ölpreisschocks weltweit zusammen, über 40 Prozent der damals 2.700 Mitarbeiter:innen werden abgebaut, nur mit Unterstützung von Land und Bund gelingt es, noch schlimmere Auswirkungen zu verhindern. Diese Unterstützungen sowie die damalige Innovationskraft von Mitarbeiter:innen führen das Unternehmen wieder nach oben. Mitte der 1980er erleidet man jedoch teuren Schiffbruch mit der Übernahme der US-Schmuckhandelskette Zale, die 1992 mit Verbindlichkeiten von 1,1 Milliarden Euro in Konkurs geht. Anfang der 2000er Jahre kommt es zum Managementwechsel, die Konkurrenz aus „Billiglohnländern“, so die damalige Begründung, führt 2008 zur Entlassung von 700 Mitarbeiter:innen, weitere 1.100 folgen. Das 2010 in China eröffnete Werk schließt bereits 2015, ein neuer Produktionsstandort wird in Serbien eröffnet. Von den Spätfolgen des Managementwechsels 2002 erholt sich Wattens nicht, insgesamt gingen seit 2007 5.000 Arbeitsplätze in Wattens verloren, weitere werden folgen.

Rückfragen & Kontakt

AK Tirol
Armin Muigg
Telefon: 0800 22 55 22 1280
E-Mail: armin.muigg@ak-tirol.com

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