• 06.11.2025, 09:15:32
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Offener Brief: Ende des Zuverdienstes zum Arbeitslosengeld gefährdet Existenzen in der Filmbranche

Wien (OTS) - 

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Christian Stocker,
sehr geehrter Herr Minister für Kunst und Kultur Andreas Babler,
sehr geehrte Frau Ministerin für Soziales Korinna Schumann,
sehr geehrte Abgeordnete zum Nationalrat im Kultur- wie Sozialausschuss,

Ab 1. Jänner 2026 wird es Filmschaffenden in Österreich kaum mehr möglich sein, zum Arbeitslosengeld oder zur Notstandshilfe geringfügig dazuzuverdienen.
Die beschlossene Änderung im Arbeitslosenversicherungsgesetz (AlVG) bedroht die Existenzgrundlage zahlreicher Menschen in der Filmbranche – und damit auch die Vielfalt und Zukunft unserer Kulturproduktion.

Derzeit können Arbeitslose oder Notstandshilfebeziehende in geringfügigem Ausmaß arbeiten, ohne ihren Leistungsanspruch zu verlieren. Doch ab 2026 soll das nur noch in wenigen Ausnahmefällen möglich sein. In den meisten Fällen wird der Bezug von Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe gestrichen, sobald eine geringfügige Beschäftigung aufgenommen wird – selbst bei nur einzelnen Tagen oder wenigen Stunden Arbeit.
Das bedeutet: Kurzfristige, projektbezogene Jobs, wie sie in der Filmbranche üblich sind, dürfen künftig nicht mehr angenommen werden, um den bereits erworbenen Anspruch auf Arbeitslosengeld nicht zu verlieren.

Katastrophale Folgen für die Filmbranche

In kaum einer Branche sind kurze Engagements und projektbezogene Beschäftigungen so selbstverständlich wie beim Film: Ein Drehtag hier, ein Synchrontermin dort, ein Lichtaufbau für zwei Tage – diese Flexibilität ist kein Ausnahmezustand, sondern Berufsalltag.
Sie ermöglicht Filmschaffenden in Engagementpausen, überhaupt im Beruf zu bleiben.

Typisch ist diese Mischung aus Beschäftigung und Zwischenphasen beispielsweise für Regisseur:innen, Schauspieler:innen, Kameraleute, Beleuchter:innen, Maskenbildner:innen und Produktionsmitarbeitende. Geringfügige Tätigkeiten halten sie im Beruf, sichern Kontakte und schaffen Übergänge in neue Projekte. Das geplante Gesetz zerstört dieses fragile, aber funktionierende System – und drängt viele in die Existenznot.

Fakten, die zählen

  • Atypische Beschäftigungen sind typisch für die Filmbranche.

  • Geringfügige Jobs verhindern keine Vollzeitbeschäftigung – sie sind oft der Einstieg dorthin.

  • Der Wegfall des Zuverdienstes würde viele Filmschaffende unter die Armutsgrenze drücken.

Ein klarer Widerspruch zum Regierungsprogramm

Im Regierungsprogramm steht ausdrücklich, dass die besonderen Erwerbsrealitäten im Kunst- und Kulturbereich berücksichtigt werden sollen. Die geplante Änderung im AlVG jedoch tut das genaue Gegenteil: Sie ignoriert die Arbeitsrealität tausender Kunst- und Kulturschaffender, die in projektbasierten, nicht-linearen Strukturen tätig sind.

Künstler:innen haben dann keine Möglichkeiten mehr in Stehzeiten in ihrer Branche bzw. der Öffentlichkeit präsent zu bleiben und können die oftmals sehr geringe AMS-Leistung so auch nicht auf ein existenzsicherndes Niveau anheben.

Unser Appell an die Bundesregierung

Wir, die Filmschaffenden Österreichs, fordern die Bundesregierung auf, die Änderungen im Arbeitslosenversicherungsgesetz (AlVG), die im Rahmen des Budgetbegleitgesetzes 2025 beschlossen wurden, zurückzunehmen.

Ein funktionierendes, bewährtes System darf nicht durch eine bürokratische Vereinheitlichung zerstört werden. Wir brauchen Sicherheit statt weiterer Verunsicherung und Respekt vor der Lebensrealität derer, die unsere Kultur tragen.

Aufruf zur Unterstützung
Für Respekt, Gerechtigkeit und Zukunftssicherung – für die Filmschaffenden Österreichs

Wir bitten alle Kolleg:innen, Verbände, Kulturinstitutionen, Medien und kulturinteressierten Bürger:innen: Schließt euch unserer Forderung an!

  • Teilt diesen offenen Brief in euren Netzwerken.

  • Unterstützt Initiativen gegen die geplante Gesetzesänderung.

  • Setzt ein Zeichen, dass Kunst und Kultur in Österreich nicht nur Applaus, sondern auch soziale Absicherung verdienen.

Für eine lebendige Filmkultur in Österreich

Kunst und Kultur sind kein Luxus – sie sind das Fundament unserer Gesellschaft.
Wer sie schafft, muss auch davon leben können.

Dachverband der österreichischen Filmschaffenden

www.filmschaffende.at

Links zum Thema:

Laufende gemeinsame Instagram Kampagne mit dem Kulturrat Österreich

Offener Brief des Kulturrats Österreich vom 27. Oktober 2025

Kulturrat Österreich zur Gesetzesnovelle, durch die der Zuverdienst zum Arbeitslosengeld weitgehend abgeschafft wird.

Rückfragen & Kontakt

SKYunlimited
Elke Weilharter, MAS, MAS
Telefon: +43 699 1644 8000
E-Mail: elke.weilharter@skyunlimited.at

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