- 05.11.2025, 14:57:03
- /
- OTS0152
Journalismus unter Beschuss – wenn Drohungen Alltag sind
Soňa Weissová und Noémi Martini schildern den journalistischen Alltag in Ungarn und der Slowakei.

“Ich habe Freundinnen, die E-Mails bekamen mit Aussagen wie ‚Ich werde dich vergewaltigen‘”. Unabhängigen Journalismus zu betreiben, wird immer schwieriger, so viel wird aus Aussagen wie dieser von Soňa Weissová klar. Doch wie genau sieht eine schwindende Pressefreiheit aus? Soňa Weissová, Journalistin in der Slowakei bei Dennik N, und Noémi Martini, ungarische Journalistin bei HVG Kiadó Zrt, kommen unter Moderation von Mirjana Tomić (fjum/Presseclub Concordia) im Rahmen des 27. Österreichischen Journalistinnenkongresses zu Wort.
Russland zieht die Fäden
Propaganda allgemein und russische Propaganda gehen Hand in Hand. Während in Ungarn die Bühne russischen Politikern wie Sergej Lavrov im Rahmen von Staatsbesuchen geboten werde, gelte die Slowakei viel mehr als “Spielplatz der russischen Informationskampagnen”. Alle Strategien Russlands werden dort ausprobiert – bisher mit Erfolg. Die Bürger*innen – in der Slowakei sind mittlerweile nur noch zwei Geschlechter anerkannt – sind bereits so stark im Bann der pro-russischen “alternativen Medien”, dass unabhängige Journalist*innen mit Drohungen aus der Öffentlichkeit rechnen müssen. “Besonders Frauen sind von Beschimpfungen betroffen. Ich habe Freundinnen, die E-Mails mit Vergewaltigungsandrohungen bekamen“, erzählt Soňa Weissová.
Ungarn – doch positive Seiten?
Im Nachbarland Ungarn wird die Lage etwas anders geschildert. Im World Press Freedom Index belegt es den 68. Platz, ganze 30 Plätze hinter der Slowakei. Mehr als 50% aller Medien gehören Oligarchen, die in Verbindung mit Orban stehen. Dennoch beschreibt Noémi Martini Gespräche mit Bürger*innen zur Pressefreiheit und deren Interesse an unabhängigem Journalismus. Dabei versteht sie als Ungarin freie Medien als finanziell frei: Sie finanzieren sich über Werbung und EU-Gelder. Bis vor Kurzem auch noch über USAID, nicht mehr seit Trumps zweiter Amtszeit. Martinis Meinung nach wird auch die aktuelle Regierung nicht ohne gute, unabhängige Journalist*innen überleben, jene, die Propaganda reproduzieren seien hingegen entbehrlich.
Mut!
Und wo befindet sich Österreich in dem allen? Mit Platz 22 auf dem World Press Freedom Index ist es den beiden Nachbarländern noch voraus. Doch der Trend ist negativ. Dennoch sagt Soňa Weissová: “In Österreich sowie in Westeuropa hat man noch Vertrauen in das Justizsystem.” Wird in Österreich ein Gesetz verletzt, vertraut man darauf, dass der Täter/die Täterin strafrechtlich verfolgt wird. Dieses Vertrauen gibt es in der Slowakei nicht mehr. Der Journalismus steht allein und Journalist*innen sind „vogelfrei“.
Doch was lässt sich tun? Darauf bieten die zwei Kämpferinnen für Pressefreiheit nur vage Antworten. “Tapfer bleiben und zusammenhalten. Als Frauen und als Journalist*innen” ist, was man wohl am ehesten heraushören kann.
Autorin: Jarmila Frimlová
Rückfragen & Kontakt
Österreichischer Journalistinnenkongress
Dr.in Ulrike Schöflinger
Telefon: 0664 454 77 74
E-Mail: presse@journalistinnenkongress.at
Website: https://journalistinnenkongress.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF






