- 05.11.2025, 08:35:32
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Erstes Halbjahr 2025: 726 antisemitische Vorfälle registriert
Bericht der Antisemitismus-Meldestelle der IKG zeigt anhaltend hohe Bedrohung. Deutsch: “Daran können und dürfen wir uns nicht gewöhnen.”
Von 1. Jänner bis 30. Juni 2025 registrierte die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) insgesamt 726 antisemitische Vorfälle in Österreich. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 808 Vorfälle, im ersten Halbjahr 2023 – vor dem Terrormassaker der Hamas in Israel – lag die Zahl bei 311. „Der antisemitische Tsunami wurde zu einer andauernden Überflutung“, sagt IKG-Präsident Oskar Deutsch zur heute präsentierten Statistik. Für Jüdinnen und Juden sei die Lage bedrohlich, aber man halte weiterhin am jüdischen Leben als selbstverständlicher Bestandteil Österreichs und als beste Antwort auf Antisemitismus fest. Dies sei nur dank umfassender Sicherheitsvorkehrungen möglich.
Im Berichtszeitraum wurden fünf physische Angriffe, acht Bedrohungen, 78 Sachbeschädigungen, 203 Massenzuschriften sowie 432 Fälle von verletzendem Verhalten dokumentiert. Die häufigste Erscheinungsform war israelbezogener Antisemitismus, gefolgt von antisemitischem Othering und Schoa-Relativierung. Eine zusätzliche Auswertung zeigt, dass in 77 Fällen ein Aufruf zu oder Verherrlichung von Terror gegen Juden enthalten war.
202 der gemeldeten antisemitischen Vorfälle waren Personen oder Organisationen zuzurechnen, die politisch links motiviert sind. 195 Vorfälle hatten einen muslimischen Hintergrund, 147 einen politisch rechten. 182 Mal konnte der weltanschauliche Hintergrund nicht eindeutig festgestellt werden.
„Im Bericht werden nur jene Meldungen berücksichtigt, die als eindeutig antisemitisch verifiziert wurden“, erklärt der Leiter der Meldestelle Johannan Edelman. „Zugleich dürfte die Meldebereitschaft rückläufig sein, weil sich von Antisemitismus Betroffene zunehmend zurückziehen.“ Wiederholt komme es nach Meldungen von Zeugen vor, dass direkt Betroffene keine Betreuung und statistische Erfassung wünschen. Das werde von der Meldestelle respektiert, so Edelman. Es sei jedenfalls von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
IKG-Generalsekretär Benjamin Nägele: „Wir stellen fest, dass antisemitische Übergriffe zur Dauerbelastung wurden. Der Alltag vieler Gemeindemitglieder ist von einem latenten Unsicherheitsgefühl begleitet.“ Es liege an der Politik, aber auch an der Justiz und vor allem an zivilgesellschaftlichen Akteuren, gegen jede Form des Antisemitismus aufzustehen, so Nägele.
Just in den Sommermonaten war eine Häufung von physisch besonders bedrohlichen Vorfällen festzustellen. Meldestellen-Leiter Edelman: „Bereits in den ersten Wochen nach Ende des Berichtzeitraums überstieg die Zahl der dokumentierten physischen Angriffe und Bedrohungen die Gesamtzahl der gemeldeten Vorfälle des ersten Halbjahres 2025.“ Eine statistische Auswertung des gesamten Kalenderjahres 2025 ist für Frühjahr 2026 avisiert.
Vollständiger Bericht: antisemitismus-meldestelle.at/berichte
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Ben Dagan, BA MA
Telefon: +43 1 531 04–103
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