• 03.11.2025, 12:16:04
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Prostatakrebs-Monat November: Früherkennung als Game-Changer!

Das Podium des Pressegesprächs
Wien (OTS) - 

Prostatakrebs ist mit 7.485 Neudiagnosen nicht nur die häufigste Krebserkrankung bei Männern, sondern insgesamt auch die häufigste Krebserkrankung in Österreich (1). Im Frühstadium verursacht Prostatakrebs keine Symptome – dabei ist die Erkrankung gerade in dieser Phase wesentlich besser therapierbar. Eine gezielte und qualitätsgesicherte Früherkennung kann entscheidend dazu beitragen, Heilungschancen zu verbessern und Überdiagnosen zu vermeiden.

Krebshilfe-Empfehlung zur Prostatakrebs-Früherkennung

Die Österreichische Krebshilfe hat Empfehlungen für Frauen und Männer zusammengestellt, welche Früherkennungsuntersuchungen ab wann und in welchen Abständen vorgenommen werden sollen (2). Für Prostatakrebs lauten diese:

  • Männer ab 45 sollten regelmäßig eine ärztliche Früherkennungsuntersuchung der Prostata in Anspruch nehmen. Der Wert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) dient dabei als Grundlage für das weitere Vorgehen: Ist der Wert sehr niedrig, reicht eine Kontroll-Untersuchung nach fünf Jahren, bei höheren Werten wird eine Kontrolle alle zwei Jahre empfohlen. Ab einem bestätigten PSA-Wert über 3 ng/ml soll eine weitere Abklärung folgen.

  • Männer mit erhöhtem Risiko (z.B. familiäre Belastung) sollten spätestens ab 40 beginnen.

  • Männer über 70 Jahre sollten mit Ihrem Arzt / ihrer Ärztin ausführlich besprechen, in welchem Intervall ein PSA-Test sinnvoll ist.

Diese Empfehlung ist Basis unserer jährlichen Awareness-Aktion Loose Tie, mit der wir Männer zur Früherkennung motivieren möchten,“ erklärt Krebshilfe-Vorstandsmitglied Dr. Anton Ponholzer.

Früherkennung ohne Tastuntersuchung

Die aktualisierte S3-Leitlinie Prostatakrebs (3) spricht eine negative Empfehlung zur digitalen rektalen Untersuchung (DRU, Tastuntersuchung) der Prostata in der Früherkennung aus. Stattdessen soll Männern ab 45 Jahren – nach ärztlicher Beratung – ein PSA-basiertes Screening angeboten werden. „Das sind klare Leitlinien-Empfehlungen, die eine moderne, risikoadaptierte Früherkennung unterstützen,“ so Ponholzer.

Europäische Studien

Mehrere große Studien – darunter die europäische ERSPC-Studie (4) – zeigen, dass strukturierte, PSA-basierte Früherkennungsprogramme die Sterblichkeit an Prostatakrebs deutlich senken können. Dennoch existiert bislang kein einheitliches, organisiertes Früherkennungsprogramm in der EU. Stattdessen erfolgt vielerorts eine unsystematische („opportunistische“) Testung, die mit Überdiagnosen und Überbehandlungen verbunden sein kann.

Die Europäische Urologische Gesellschaft (EAU) spricht sich für die Evaluierung eines organisierten, risiko-adaptierten Screenings aus, das Männer zwischen 50 und 70 Jahren gezielt und informiert zum PSA-Test einlädt. Moderne Verfahren wie die MRT-gestützte Diagnostik können die Zahl unnötiger Biopsien und Überdiagnosen deutlich verringern und gleichzeitig die Heilungschancen verbessern.

Nur ein qualitätsgesichertes, risiko-adaptiertes Vorgehen kann Leben retten, Überdiagnosen vermeiden und die Gesundheitssysteme entlasten,“ betont Prof. Hein Van Poppel, Generalsekretär der EAU.

Unter dem Dach des EU-Projekts PRAISE-U werden derzeit in mehreren Ländern (u. a. Irland, Spanien, Polen, Schweden, Litauen und Tschechien) Pilotprogramme erprobt. Ziel ist es, bis Ende 2026 belastbare Daten zur Machbarkeit, Kostenwirksamkeit und zu psychologischen Begleitfaktoren vorzulegen – als Grundlage für politische Entscheidungen auf EU-Ebene (5).

Prostatakrebs-Früherkennung in Österreich

In Österreich erfolgt die Früherkennung bislang opportunistisch – also auf Initiative von Patient oder Arzt. „Diese Vorgangsweise führt zu Ungleichheiten,“ erläutert Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie (ÖGU). „Männer mit höherer Bildung und besserem Einkommen werden häufiger getestet, während sozial benachteiligte Gruppen unterversorgt bleiben. Ein strukturiertes, risikobasiertes Vorgehen wäre hier gerechter und effizienter.“

Zur Erarbeitung eines solchen Modells plädiert Shariat für den Start einer nationalen „Smart Screening“-Studie, die PSA-Testung, Risikoabschätzung und gezielte MRT-Abklärung kombiniert. „Ziel ist ein gerechtes, wirksames und ressourcenschonendes System, das die Früherkennung verbessert und Leben rettet“, fasst Shariat zusammen.

Krebshilfe: Diskussion über gezielte Früherkennung notwendig

Die Österreichische Krebshilfe begrüßt die europäischen Initiativen zur Evaluierung strukturierter Früherkennungsprogramme und unterstützt jede wissenschaftlich fundierte Diskussion über deren Nutzen, Grenzen und mögliche Umsetzung.

"Unser Ziel ist es, Männern in Österreich den Zugang zu einer modernen, evidenzbasierten und gerechten Früherkennung zu ermöglichen – auf Basis bester Daten, klarer Qualitätsstandards und ärztlicher Beratung“, betont Dr. Anton Ponholzer.

Quellen:

(1) Statistik Austria, Österreichisches Krebsregister 2023

(2) Österreichische Krebshilfe, Früherkennungs-Empfehlungen für Männer und Frauen; www.krebshilfe.net

(3) S3-Leitlinie Prostatakarzinom, 2025

(4) European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC)

(5) Council of the European Union, Recommendation on strengthening prevention through early detection: A new EU approach on cancer screening, 2022/0290 (NLE)

Rückfragen & Kontakt

Österreichische Krebshilfe
Mag. Martina Löwe
Telefon: 01 7966450
E-Mail: loewe@krebshilfe.net

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