• 30.10.2025, 11:16:03
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„dokFilm“-Premiere „Freud, der Außenseiter“ am 2. November

Danach: „Alices Buch – Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten“ – ab 23.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Wien (OTS) - 

Vor 170 Jahren wurde der Vater der Psychoanalyse geboren. Sigmund Freud hat die Pforten zum Unbewussten aufgestoßen, ist in die Untiefen menschlicher Träume abgetaucht, hat sexuelle Tabus gebrochen und Scheinmoral entlarvt. Liebe und Tod waren zentrale Gegenstände seiner wissenschaftlichen Arbeit. Somit hat er die Grundpfeiler der menschlichen Existenz erforscht. Wie viel er der Nachwelt noch zu sagen hat, offenbart die neue ORF-Koproduktion „Freud – Der Außenseiter“ im „dokFilm“ am Sonntag, dem 2. November 2025, um 23.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON. In vier Akten und zum Teil surrealen Sequenzen schildert Regisseur Yair Qedar darin bildgewaltig und poetisch Leben und Werk des Psychoanalytikers. Obwohl dessen Praxis in der Wiener Berggasse von bedeutenden Persönlichkeiten gestürmt wurde, war Sigmund Freud auch Außenseiter: Antisemitische Anfeindungen und sein Bruch mit der medizinischen Tradition hinterließen ein tiefes Gefühl des Andersseins. Im Film kommen Expertinnen und Experten aus Österreich, Großbritannien, Deutschland, Israel, Frankreich und der Schweiz zu Wort, als Erzähler fungiert Karl Markovics.

Anschließend thematisiert „dokFilm“ das Schicksal einer Zeitgenossin Freuds: In „Alices Buch – Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten“ erzählt Filmemacherin Andrea Oster die Geschichte von Alice Urbach, einer in den 1930er Jahren erfolgreichen Wiener Konditorin und Bestseller-Autorin mit eigener Kochschule, die unter dem NS-Regime die Rechte an ihrem Kochbuch verlor. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 emigrierte Urbach, so wie Freud, ebenfalls nach England, wo sie sich in den Kriegsjahren um jüdische Flüchtlingskinder kümmerte. Erschütternd und bewegend wird das Schicksal einer Frau geschildert, die mit ihrer Leidenschaft für das Kochen die Schrecken des Zweiten Weltkriegs überlebte und schließlich in den USA einen Neuanfang wagte. Die lebenslangen Versuche, zu ihrem Recht zu kommen, blieben erfolglos. Ihre Enkelin, die Historikerin Karina Urbach, beleuchtet ein weitgehend unbekanntes Kapitel in der Geschichte der Nazi-Verbrechen gegen jüdische Sachbuchautorinnen und -autoren sowie deren Bücher.
Beide Filme sind im Rahmen des ORF-Schwerpunkts Novemberpogrome zu sehen.

Mehr zum Inhalt der „dokFilm“-Premiere „Freud – Der Außenseiter“

Freude und Verwerfungen eines Lebens, die Hürden des Alltags, die wir nicht zu nehmen vermögen – sie liegen oft in der Kindheit begraben, abgelagert in unserem Unbewussten, oft vergessen und in Träumen verrätselt wiederkehrend. Das Kind Sigmund Freud erlebt, wie sein Vater von einem Antisemiten attackiert wird und sich nicht zur Wehr setzt. Dazu kommen dessen geschäftliche Erfolglosigkeit und finanzielle Not. Im jungen Sigmund manifestiert sich eine tiefe Abneigung gegen den Vater, die Mutter aber vergöttert er. Vor Freud galt eine Mutter als nichts Besonderes, mit ihm wurde sie zur großen Sache, heißt es in Qedars Film. Überrascht ist Freud Jahrzehnte später, wie sehr ihn der Tod des Vaters mitnimmt. In Selbstanalyse erkennt er, dass alle Buben zu einem gewissen Zeitpunkt eifersüchtig auf den Vater, in die Mutter aber verliebt sind. Durch die Entdeckung des Unbewussten hat Freud verstanden, dass alle Menschen von verborgenen und verbotenen Wünschen getrieben sind. Seine Behandlungsmethode war tatsächlich revolutionär und ließe sich zur Formel „reden hilft“ kondensieren. Die von ihm entwickelte Gesprächstherapie funktioniert ohne Berührungen, ohne Medikamente. Es ist das Offenbaren und somit Loswerden persönlicher Geschichten, die heilen. Ein Terrain, das zuvor Dichtern vorbehalten war. Im Wien der Jahrhundertwende war Sexualität mit einem Tabu belegt. Die große Zahl an Fällen von Syphilis und das florierende Prostitutionsgewerbe straften geheuchelte Moralvorstellungen Lügen. Freud erkannte nicht nur, dass frühkindliche Prägungen sexuelle Vorlieben und Probleme konstituieren, sondern auch, dass wohl alle Menschen bisexuelle Anteile in sich tragen. Seine 1905 erschienenen „drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ stünden in den USA heute wohl auf dem Index. In seinen Abhandlungen über Liebe und Tod befasste sich Freud mit den größten Themen der menschlichen Existenz. Eine seiner prominentesten Patientinnen war Prinzessin Marie Bonaparte, Urgroßnichte Napoleons. Er rettete sie durch seine Behandlungsmethoden und sie rettete ihm das Leben. Sie organisierte nicht nur seine Flucht am 4. Juni 1938 vor den Nazis in die Emigration nach London, sondern bewahrte auch viele seiner Werke vor der Vernichtung.

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