• 30.10.2025, 10:15:32
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BELVEDERE: Franz Xaver Messerschmidt. Mehr als Charakterköpfe

Die Ausstellung im Unteren Belvedere beleuchtet Messerschmidts Gesamtwerk und stellt dauerhafte Mythen um den Publikumsliebling infrage.– 31. Oktober 2025 bis 6. April 2026

Wien (OTS) - 

Franz Xaver Messerschmidt (1736–1783) wird als Künstler einer kulturellen und politischen Zeitenwende präsentiert. Seine Porträts von Mitgliedern des Hofes und des Adels, von Wissenschaftlern und Schriftstellern geben Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen seiner Epoche. Die ab 1770 entstandenen „Charakterköpfe“ werden als Phänomene ihrer Zeit beleuchtet. Messerschmidts Werke werden in Beziehung zu Arbeiten anderer Künstler gesetzt, mit denen er wiederholt in Verbindung gebracht wurde – mögliche Parallelen und Einflüsse werden dabei kritisch hinterfragt.

Generaldirektorin Stella Rollig: Kein anderer Künstler der Sammlung des Belvedere fasziniert Publikum und Künstler*innen gleichermaßen wie Messerschmidt. War er Genie, war er Außenseiter? Vieles hat ihm die Geschichtsschreibung zugeschrieben, manches angedichtet. Mit der Ausstellung unternehmen wir eine Einordnung auf der Höhe unserer Gegenwart – und zeigen Messerschmidt in lange nicht gesehener Fülle.

Franz Xaver Messerschmidt zählt zu den prägenden Künstler*innen der Sammlung des Belvedere. Das Museum verfügt über den weltweit größten Bestand an Werken des Bildhauers und präsentiert diese bereits seit mehr als einem Jahrhundert als Teil der Dauerausstellung.

Die Porträts des Bildhauers zeigen ab etwa 1769 ein neues Menschenbild, das von den Ideen der Aufklärung durchdrungen ist: Das Bestreben, den Menschen als Individuum darzustellen, tritt zunehmend an die Stelle barocker Repräsentation. Anhand der porträtierten Persönlichkeiten sowie weiterer Auftraggeber*innen, etwa Maria Theresia, Felicitas von Savoyen-Carignan, die Ärzte Gerard van Swieten und Franz Anton Mesmer oder der Kunstschriftsteller Franz Christoph von Scheyb, wird außerdem das kulturelle, politische und wissenschaftliche Klima des 18. Jahrhunderts erläutert.

Messerschmidts sogenannte „Charakterköpfe“ gelten trotz ihrer Bekanntheit bis heute als rätselhaft. Die seit dem 20. Jahrhundert äußerst populäre psychopathologische Deutung schränkt den Blickwinkel auf diese Objekte jedoch stark ein. Sie lässt vergessen, dass der Bildhauer in seinem Schaffen auf die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Umbrüche des 18. Jahrhunderts reagiert hat. Ziel der Ausstellung ist, die Werkserie vor dem Hintergrund der damaligen Beschäftigung mit Mimik einzuordnen und als Phänomen ihrer Zeit zu lesen. Vergleiche mit Werken von Künstlern wie Joseph Ducreux, William Hogarth und Jakob Matthias Schmutzer untermauern dabei, dass das Interesse für das Gesicht (und seine Entgleisungen) keine Ausnahme darstellt.

Auch wenn Messerschmidts Intention unklar bleibt, lassen sich an seinen „Charakterköpfen“ zentrale geistesgeschichtliche Entwicklungen des 18. Jahrhunderts ablesen – sie fordern bis heute eine unmittelbare Reaktion ihres Gegenübers heraus. Ihre Frontalität und ihre Ausdruckskraft stehen exemplarisch für den Bruch mit dem akademischen Klassizismus, so Kuratorin Katharina Lovecky.

Kurator Georg Lechner ergänzt: Die Rezeption von Messerschmidts „Charakterköpfen“ spiegelt eine wechselvolle Ausstellungsgeschichte wider – vom unterhaltsamen Kuriosum zum kunsthistorisch bedeutsamen Werk. Mit der Eröffnung des Barockmuseums im Unteren Belvedere wurde Messerschmidts Schaffen museal verankert und dauerhaft in den kunsthistorischen Diskurs überführt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König.

Weitere Informationen und Pressebilder finden Sie HIER.

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E-Mail: presse@belvedere.at
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