- 30.10.2025, 07:00:38
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Sterbe- und Suizidhilfe darf kein Ersatz für fehlende psychiatrische Versorgung sein
Psychische Krisen erfordern Begleitung, nicht Beschleunigung – Positionspapier der Österreichischen psychiatrischen Fachgesellschaft zur Sterbe- und Suizidhilfe veröffentlicht.
Rund um Allerseelen rückt die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) ein besonders sensibles Thema in den Fokus: den Umgang mit Sterbe- und Suizidhilfe. In ihrem aktuellen Positionspapier betont die ÖGPP, dass Todeswünsche häufig Ausdruck einer tiefen existenziellen Notlage sind und nicht vorschnell als autonome Entscheidung gewertet werden dürfen.
„Sterbewünsche entstehen meist aus Angst, Einsamkeit, Kontrollverlust oder der Sorge, zur Last zu fallen. Diesen Motiven muss mit Zuwendung, therapeutischer Begleitung und palliativer Unterstützung begegnet werden“, so Prim. Dr. Christa Rados, Vorstandsmitglied der ÖGPP und Mitverfasserin des aktuellen Positionspapieres. Die ÖGPP fordert daher den Ausbau psychiatrischer und palliativer Angebote in Österreich. Gerade bei körperlich schwerkranken oder terminal erkrankten Menschen seien psychiatrische Symptome häufig, aber auch behandelbar – eine adäquate Diagnostik und multiprofessionelle Therapie könne den Wunsch nach einem vorzeitigen Lebensende in vielen Fällen relativieren.
Zudem kritisiert die Fachgesellschaft die pauschale Verwendung des Begriffs „Sterben in Würde“ für den assistierten Suizid: „Dieser Begriff suggeriert, dass ein natürlicher Sterbeprozess weniger würdevoll sei – das lehnen wir entschieden ab“, betont Prim. Dr. Rados. Auch die Art und Weise der medialen Berichterstattung über Suizid und assistierten Suizid steht im Fokus. Der sogenannte „Werther-Effekt“ – also das Risiko von Nachahmungssuiziden nach bestimmten medialen Darstellungen – ist wissenschaftlich gut belegt. Die ÖGPP ruft daher zu verantwortungsvoller, nicht-romantisierender Berichterstattung auf.
Das nun veröffentlichte Positionspapier macht deutlich, dass die ÖGPP das Recht auf Selbstbestimmung respektiert, gleichzeitig aber auf die besondere Vulnerabilität von Menschen in psychischen Krisen hinweist. „Sterbehilfe darf niemals als Ersatz für eine unzureichende psychiatrische Versorgung verstanden werden“, betont Prim. Dr. Christian Korbel, Präsident der ÖGPP. „Psychische Erkrankungen wie Belastungsreaktionen oder Depressionen sind behandelbar – entscheidend ist, dass Betroffene rasch, niedrigschwellig und kompetent Hilfe finden. Psychische Gesundheit, Würde und Selbstbestimmung dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“
Das Positionspapier der ÖGPP zur Sterbe- und Suizidhilfe in Österreich wurde online veröffentlicht: Link
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