- 24.10.2025, 11:33:38
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Erstes Denkmal für verstorbene Geflüchtete in Slowenien enthüllt
„Wir können nicht mehr gleichgültig bleiben“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Črnomelj, Andrej Kavšek, angesichts der steigenden Zahl toter Geflüchteter in Slowenien.

Gestern wurde auf dem Friedhof in der slowenischen Ortschaft Vojna vas, unweit der Grenze zu Kroatien, im Rahmen einer Feierlichkeit ein Denkmal für all jene Geflüchteten enthüllt, die ihr Leben infolge des europäischen Grenzregimes verloren haben. Mindestens 50 Gräber geflüchteter Menschen sind in Slowenien bislang bekannt – die Dunkelziffer ist deutlich höher und steigt von Jahr zu Jahr.
Das Denkmal, initiiert von der slowenischen Gruppe „Prehod“ und finanziert von der österreichischen NGO SOS Balkanroute, wurde auf dem Friedhof hinter neun Gräbern ertrunkener und großteils nicht identifizierter Geflüchteter errichtet. Den Feierlichkeiten wohnten aus Österreich neben Vertreter:innen von SOS Balkanroute auch Mitglieder des Pfarrnetzwerks Asyl bei.
Immer mehr Todesfälle
„Obwohl in Slowenien jedes Jahr mehr Todesfälle unter Migrant:innen verzeichnet werden, wird in der Öffentlichkeit kaum darüber gesprochen. Diese Tragödien ereignen sich an vielen Orten im Land – auf der Autobahn zwischen Brezovica und Vrhnika, in der Schlucht zwischen dem Kokrško-Sattel und der Kamniška Bistrica unter dem Berg Kališka gora, vor der Polizeistation in Ilirska Bistrica sowie häufig als Ertrinkungsfälle in der Ljubljanica, der Dragonja und am häufigsten im Fluss Kolpa“, sagte Dr. Uršula Lipovec Čebron, Professorin an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana, bei der Enthüllung des Denkmals in Vojna vas.
Das Werk des akademischen Bildhauers Tomaž Furlan hat die Form einer Brücke bzw. eines Übergangs. Der Sockel besteht aus Steinen aus dem Fluss Kolpa – so sollen die Orte der Tragödien symbolisch in das Denkmal selbst einfließen.
„Väter, Söhne, Töchter ...“
Die Idee für das – erste Denkmal dieser Art in Slowenien – stammt von Nada Šimunić, einer Flüchtlingshelferin aus der Ortschaft selbst:
„Es durchfuhr mich der Gedanke, dass das keine unbekannten Personen sind, sondern Väter, Söhne, Töchter, Mütter, Brüder, Enkel – Menschen.
Da wurde mir klar, dass wir ihnen zumindest im Tod ein Recht geben müssen. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, als nach dem Krieg viele unserer Landsleute fortgingen. ‘Die Nacht hat sie geholt’, sagte man damals. Achtzig Jahre später erleben wir eine ähnliche Geschichte.
Die als N.N. Bezeichneten durften keine Brücken überqueren, kein fremdes Land betreten; es gab keine Zukunft für sie – sie waren unerwünscht, verfolgt. Möge dieses Denkmal den Angehörigen Trost spenden, wenn sie erfahren, dass ihre Söhne in slowenischer Erde ruhen.“
Bürgermeister zeigt Haltung
Auch der Bürgermeister der 6.000-Einwohner-Gemeinde Črnomelj, Andrej Kavšek, nahm an der Feier teil. „Wir können nicht mehr gleichgültig bleiben. Menschen in Not zu helfen ist und bleibt die höchste zivilisatorische Pflicht.“
„Es war bewegend, dabei zu sein, und ein Privileg, dass wir dieses wichtige Denkmal finanzieren konnten. Allein in Bosnien-Herzegowina hat SOS Balkanroute bisher bereits drei Friedhöfe renoviert, 67 Grabsteine und zwei Denkmäler errichtet. Wir werden diese Arbeit mit aller Kraft in der gesamten Region fortsetzen. Alle sollen wissen, was auf der Balkanroute geschieht“, sagte Petar „Pero“ Rosandić, Obmann der SOS Balkanroute.
Am 5. November findet in Wien ein interreligiöses Totengedenken in der Pfarre Franz von Sales um 18:30 statt, bei dem aller verstorbenen Geflüchteten auf der Balkanroute gedacht wird
Rückfragen & Kontakt
SOS Balkanroute
Petar Rosandić
Telefon: 06607390819
E-Mail: team@sos-balkanroute.at
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