- 24.10.2025, 09:34:32
- /
- OTS0031
Mehr Chancen für Jungwissenschaftler*innen in der Angewandten Forschung
Vorbild Deutschland? Österreichs Fachhochschulen (FH/HAW) fordern das Recht, Doktorate zu vergeben
Dürfen (Fach)Hochschulen in Österreich künftig Doktorate vergeben? Diese Frage markiert eine aktuell besonders brisante wissenschaftspolitische Debatte. Die meisten der bisherigen Fachhochschulen (FH) haben ihre Forschung sukzessive ausgebaut und stärken mit deren Praxisbezug die Wirtschaft. Sie fordern daher immer lauter das Recht auf Doktoratsstudien ein. Zum Ausdruck kommt das gestiegene Selbstverständnis in der Forschung auch in der neuen Bezeichnung als „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“ (HAW). Sie löst den Begriff der Fachhochschule seit dem letzten Jahr – basierend auf neuen gesetzlichen Möglichkeiten – Schritt für Schritt ab.
„In Deutschland ist man schon einige Schritte weiter. Hier gibt es eigenständige Doktorate an (Fach)Hochschulen in 14 von 16 Bundesländern“ verweist Kurt Koleznik, Generalsekretär der Österreichischen Fachhochschulkonferenz (FHK), auf die Situation beim Nachbarn. Insbesondere die FH/HAW in der Mitte sowie im Westen Österreichs hätten hier die Mitbewerber in Süddeutschland im Auge: Baden-Württemberg und Bayern haben eigene FH/HAW-Doktorate mit entsprechenden Strukturen.
Die Interessensvertretung der FH/HAW sieht den Vorschlag für eigene Doktorate in ihrem Sektor, der auch im aktuellen Regierungsprogramm verankert ist, positiv, weil die Titelvergabe dann bei den FH/HAW verbleiben würde. „Durch die Promotionsmöglichkeit schaffen wir für Partner aus Wirtschaft und Gesellschaft einen Mehrwert, da Forschungsergebnisse schnell in die Praxis transformiert werden. Durch internationale Kooperationen werden Synergien genutzt und Geld gespart“ fasst Koleznik die Vorteile einer Reform zusammen.
Bis sich die Lage wie angestrebt in Österreich ändert, können Dissertationen nach wie vor nur in Kooperation mit in- und ausländischen Universitäten realisiert werden. Zur Unterstützung der Doktorand*innen führt zum Beispiel die FH Oberösterreich ein Promotionskolleg. Die Kooperation mit Universitäten funktioniere laut dieser forschungsstarken FH/HAW grundsätzlich gut, aber stößt bisweilen an ihre Grenzen. Die grundlagenorientierten Fachgebiete der Unis passen nämlich nicht immer mit dem praxisorientierten Forschungsprofil der FH/HAW zusammen.
Höhere Mittel aus Europa für die Forschung im Visier
„56 Mitarbeiter*innen der FH Oberösterreich haben durch die intensiven Forschungsaktivitäten in den letzten fünf Jahren ihre Dissertationen abgeschlossen. Um weitere Potenziale zu nutzen, braucht es eigenständige Promotionen an FH/HAW“ unterstreicht Michael Rabl, Hochschulpräsident der FH Oberösterreich, eine langjährige Forderung. Doktorand*innen würden Schlüsseltechnologien und Innovationen vorantreiben, die in der Wirtschaft ganz unmittelbar helfen. „Wir könnten die Angewandte Forschung mit Doktoraten perspektivisch sogar ausbauen, da sie unsere Chancen erhöhen, europäische und internationale Forschungsgelder nach Österreich zu holen“ so Rabl weiter.
Andreas Altmann, Rektor von MCI | Die Unternehmerische Hochschule® in Innsbruck, schließt sich dieser Forderung an. Er sieht in der Promotionsmöglichkeit eine essenzielle Maßnahme, um Forschungstalente in Österreich zu halten und „Top-Talents“ aus dem Ausland für den Standort zu gewinnen: „Junge Forscher:innen wandern ab, wenn sie ihr Doktorat nicht an einer FH/HAW in Österreich machen können und ins Ausland ausweichen müssen. Mit eigenständigen FH/HAW-Doktoratsprogrammen bleiben die besten Köpfe in Österreich, bauen hier ihre Karriere auf und erhöhen so die industrienahe Forschungsleistungen. Gleichzeitig haben wir damit ein Instrument, abgewanderte Studierende und Forschende nach Österreich zurückzuholen. Es braucht mutige Politik, die zeigt, dass Österreich attraktive Perspektiven schafft und in Talente investiert.“
Konkurrenzfähige Forschung für innovative Unternehmen – auch international
Johann Kastner, der neben seinem Amt als Vizepräsident der FH Oberösterreich auch den F&E-Ausschuss in der FHK leitet, sieht eigenständige Doktoratsprogramme als eine Investition in Österreichs Zukunft: „Sie verhindern die Abwanderung talentierter junger Wissenschaftler*innen, sichern öffentliche Gelder, stärken die Regionen, treiben Innovationen von der Wissenschaft in die Wirtschaft und machen Österreich so international konkurrenzfähig. Auf der Agenda stehen auch gemeinsame Doktoratsprogramme mit europäischen Hochschulen, die über ein Promotionsrecht verfügen.“
FH/HAW-Doktorate diversifizieren aus Sicht des F&E-Ausschusses das Hochschulsystem insgesamt und tragen zu Österreichs Sichtbarkeit auf der Weltkarte der Wissenschaft bei.
All dem schließt sich auch Axel Schneeberger, Geschäftsführer der FH Wiener Neustadt an und ergänzt: „Wir bilden laufend Doktorand*innen aus, die bei uns wissenschaftlich tätig sind und unsere öffentlich finanzierte Infrastruktur nutzen. Die wissenschaftliche Leistung „erntet“ aber der Kooperationspartner im Ausland, der den Doktorgrad vergibt, da uns diese Möglichkeit fehlt. Wir finanzieren Wissenschaft mit österreichischem Steuergeld. Nutzen, Reputation, Knowhow und Innovation sollten im Inland bleiben. Das muss auch im Sinne der Politik und der Steuerzahler*innen sein. Wir haben an der FH Wiener Neustadt starke Forschungsfelder, vor allem im Bereich aktueller Schlüsseltechnologien. Mit einer Möglichkeit für eigenständige Doktoratsprogramme an unserer Hochschule stärken wir Österreichs Forschungslandschaft und fördern damit die Resilienz des Wirtschafts- und Industriestandorts.“
Rückfragen & Kontakt
Fachhochschul-Konferenz (FHK)
Mag. Kurt Koleznik
Telefon: 0664/4244294
E-Mail: kurt.koleznik@fhk.ac.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | FHK






