• 22.10.2025, 11:48:32
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ORF-„Lange Nacht der Viennale“ am 27. Oktober: „Viennale Spezial“ und zwei preisgekrönte österreichische Kino-Dokumentarfilme

„Dear Beautiful Beloved“ und „Nach der Flucht – The Remains“ – ab 23.15 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Wien (OTS) - 

Auch heuer präsentiert der ORF wieder eine „Lange Nacht der Viennale“, die am Montag, dem 27. Oktober 2025, in ORF 2 sowie auf ORF ON die tags darauf zu Ende gehende 63. Ausgabe des renommierten Filmfestivals begleitet. Nachdem bereits der „kulturMontag“ am 13. Oktober einen Ausblick auf das Ereignis gab, bei dem der ORF mit fünf im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten Produktionen („Mother’s Baby“, „White Snail“, „Elements of(f) Balance“, „Melt“ und „No Mercy”) vertreten war, bringt zum Auftakt der „Langen Nacht“ die Sondersendung „Viennale Spezial“ (23.15 Uhr) eine Zusammenfassung der Festivalhöhepunkte. Danach stehen die TV-Premieren zweier, ebenfalls vom ORF unterstützter und preisgekrönter heimischer Kinoproduktionen auf dem Spielplan: der im Vorjahr bei der Viennale gelaufene Dokumentarfilm „Dear Beautiful Beloved“ (23.45 Uhr) von Juri Rechinsky über soziale Aspekte des Kriegsalltags im Hinterland der Ukraine und Nathalie Borgers Doku „Nach der Flucht – The Remains“ (1.20 Uhr) über die Flüchtlingskrise sowie deren Opfer und Hinterbliebene. Außerdem: Am Dienstag, dem 28. Oktober, zeigt ORF 1 den Spielfilm „Waren einmal Revoluzzer“ (0.55 Uhr) von Johanna Moder (heuer mit „Mother’s Baby“ im Viennale-Programm) als Dacapo.

„Viennale Spezial“ (23.15 Uhr)

Das „Viennale Spezial“ mit ORF-Filmexperte Christian Konrad wirft zum Ende des Filmfests einen Blick zurück auf die spannendsten Produktionen sowie Retrospektiven und lässt interessante Stargäste wie u. a. Oscarpreisträgerin Juliette Binoche oder das junge österreichische Regieduo Elsa Kremser und Levin Peter ebenso zu Wort kommen wie Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi und den neuen Viennale-Präsidenten und deutschen Filmemacher Christian Petzold.

„Dear Beautiful Beloved“ (23.45 Uhr)

Der Krieg in der Ukraine verwandelt Häuser in Staub und Menschen in Zahlen. Während die Kämpfe an der Front zum traumatisierenden Alltag geworden sind, entstehen in der Gesellschaft notgedrungen neue Formen der Fürsorge. Genau hier – jenseits der täglichen Nachrichtenbilder – setzt der Dokumentarfilm „Dear Beautiful Beloved“ von Regisseur Juri Rechinsky an. Er richtet den Blick auf die stille, oft übersehene Front: auf Menschen, die mit unermüdlichem Einsatz Menschenleben retten, bevor es zu spät ist. Tag für Tag, Nacht für Nacht evakuieren sie Kranke und Alte, pflegen Verletzte, errichten mobile Krankenstationen und organisieren Fluchtrouten. Inmitten des Ausnahmezustandes entwickeln sie neue Strukturen, die zu Schutzräumen werden, in der sie Nähe finden und ihre Würde gewahrt wird.
„In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so eine Reise gemacht“, erklärt eine alte Frau. Gemeinsam mit anderen Menschen, die krank oder allein sind, nicht mehr gehen oder sehen können, sitzt sie in einem Zug, der sie in Sicherheit bringen soll. Die Antwort, die sie bekommt, lautet: „Es wird alles gut.“

Mit großer Behutsamkeit begleitet der Film Menschen, deren Alltag geprägt ist von Vertreibung, Ungewissheit, Verlust und Angst. Doch zwischen Schmerz und Trauer gibt es auch stille Momente der Solidarität, des Humors und einer erstaunlichen Widerstandskraft. Neue Strukturen von Schutz, Sicherheit und Würde entstehen, während der Krieg das tägliche Leben prägt. „Dear Beautiful Beloved“ gibt Einblicke in Überlebensstrategien, in einer Zeit, in der der Ausnahmezustand zur Normalität geworden ist. Der Regisseur bleibt mit seiner Kamera dabei stets respektvoll auf Abstand. Seine Bilder sind ruhig, klar und erschütternd ehrlich. Getragen von einem tiefen Vertrauen in die Menschlichkeit jener, die handeln, weil niemand sonst es tut.

„Nach der Flucht – The Remains“ (1.20 Uhr)

Zertrümmerte Teile von Schiffen, Gummifetzen von Schlauchbooten, angeschwemmte Habseligkeiten und Halden an Schwimmwesten: An die Küste der ägäischen Insel Lesbos angespülte Relikte sind stumme Zeugen von Fluchterfahrungen, zerschellten Hoffnungen und menschlichen Tragödien. Regisseurin Nathalie Borgers gibt in ihrem preisgekrönten Dokumentarfilm „Nach der Flucht – The Remains“ den Namenlosen und ihren Angehörigen Gesichter, stellt den nüchternen Zahlen – allein mehr als 30.000 Menschen haben auf ihrer Überfahrt nach Europa im Mittelmeer den Tod gefunden – ihren Blick auf unmittelbar Betroffene und deren Schicksale entgegen. Der Film geht in subtiler Weise den sichtbaren und unsichtbaren Spuren nach, die die Fluchtbewegungen bei den Überlebenden, aber auch bei jenen, die sich an die Seite der Flüchtenden stellten, hinterlassen haben.

Auf Lesbos, wo viele Geflüchtete auf ihrem Weg nach Europa gelandet sind, lässt die Filmemacherin beeindruckende Menschen zu Wort kommen, die sich in ihrer täglichen Arbeit extremen Notlagen und dem Tod stellen müssen. Die griechische Küstenwache schult Mitarbeitende des Internationalen Roten Kreuzes im Umgang mit Leichen, um eine spätere Identifizierung zu ermöglichen. Geflüchtete recyceln den Plastikmüll. Ein Friedhof entsteht, auf dem statt eines Namens und der Geburts- und Todesdaten nur der Hinweis „Agnostos – Unbekannter“ und ein Datum der Bergung zu lesen sind.

Eine zweite Erzählebene führt nach Wien, zu dem aus Syrien geflüchteten Farzat Jamil. Er hat Asylstatus erlangt und kann am Wiener Flughafen auch den Vater und drei seiner Schwestern wieder in die Arme nehmen. Doch hinter dieser emotionalen Wiedervereinigung steht auch der hohe Preis, den Farzats Familie für ein Leben in Europa bezahlt hat: 13 Familienmitglieder sind seit dem Kentern des Bootes auf der kurzen Überfahrt von der Türkei nach Griechenland verschollen. Ein Bruder lebt in Deutschland und darf nicht zu seinen Verwandten nach Wien übersiedeln. Nur Medikamente gewähren Schlaf und etwas Ruhe, Trost jedoch ist keiner zu finden. Denn zum Schmerz über den Tod der geliebten Menschen kommt das Bewusstsein, sie den Meerestiefen überlassen zu müssen, ohne von ihnen Abschied nehmen, ohne sie je begraben zu können.

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