• 22.10.2025, 11:47:32
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Vom Testen ins Tun kommen: Am Weg zum autonomen Fahren

WKÖ-Veranstaltung diskutierte Herausforderungen, rechtliche Hürden und vor allem die Chancen durch autonome Mobilität

Wien (OTS) - 

„In China und in den USA sind selbstfahrende Fahrzeuge längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern gehören in vielen Städten bereits zum Alltagsbild. Und auch in Europa hat sich in den vergangenen drei Jahren, als wir schon einmal eine Veranstaltung zum Thema autonomes Fahren ausgerichtet haben, sehr viel getan“, sagte Rosemarie Schön, Leiterin der Abteilung für Rechtspolitik in der WKÖ, zu Beginn der Veranstaltung „Automatisiertes Fahren – vom Testen ins Tun kommen“ gestern in St. Valentin. Die hochkarätig besetzte Veranstaltung, die von der Abteilung für Rechtspolitik gemeinsam mit der WKÖ-Bundessparte Transport und Verkehr organisiert wurde, beleuchtete nicht nur den Status quo in Europa und insbesondere in Österreich, sondern auch die rechtlichen Rahmenbedingungen. „Es geht hier nicht zuletzt um Haftungsfragen, denn wer haftet, wenn die KI am Steuer sitzt?“, veranschaulichte es Schön.

Zunächst wies Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr, aber auf die Chancen hin, die automatisiertes Fahren eröffnen kann. Das ist zum einen eine erhöhte Verkehrssicherheit: „2024 gab es in Österreich 351 Verkehrstote. Die Hauptursachen für die tödlichen Unfälle waren Ablenkung, erhöhte Fahrgeschwindigkeit, Vorrangverletzung, Herz-Kreislaufprobleme, etc. Zusammengerechnet spielte in 98,3 % der Fälle der Faktor Mensch eine Rolle, die Technik hatte nur einen sehr geringen Anteil“, so Klacska. Zum anderen könne autonomes Fahren einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und – durch eine bedarfsgerechte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs - den ländlichen Raum besser erschließen.

Noch wichtige Weichenstellungen nötig

Allerdings braucht es noch einige Weichenstellungen, um diese Vorteile auch realisieren zu können. „Wir müssen erstens noch mehr testen, um aus den Erfahrungen zu lernen und autonomes Fahren dann schrittweise in den Regelverkehr integrieren zu können, zweitens brauchen wir einen entsprechenden Rechtsrahmen und drittens Mut und Offenheit. Wir dürfen nicht immer nur die Probleme sehen, sondern müssen in Lösungen denken“, forderte Klacska.

Wie die USA und China bereits seit einiger Zeit Robotaxis betreiben, wenn auch auf lokal begrenzten Strecken wie beispielsweise in San Francisco, schilderte Bryant Walker Smith, Associate Professor of Law an der University of South Carolina. In China, wo es die Taxis schon seit 2019 gibt, sind vor allem lokale Marken führend. In den USA haben Waymo (zur Google-Mutter Alphabet gehörend) und Zoox (von Amazon-Gründer Jeff Bezos), aber auch Mercedes bereits Robotaxis im Einsatz.

In Europa ist man indes noch am Testen. Aber auch hier gibt es bereits „lessons learned“, wobei Benjamin Scher von der movingfutures GmbH die größten Chancen für Europa gar nicht im Bereich Robotaxis, sondern vor allem im öffentlichen Verkehr sieht. Denn das gut ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz sei eine besondere Stärke Europas, zu Randzeiten und im ländlichen Raum können autonome Fahrzeuge hier wertvolle Ergänzungen sein und das Angebot bedarfsorientierter und effizienter gestalten.

Arbeit am Rechtsrahmen ist komplex

Noch allerdings fehlt ein Rechtsrahmen, der autonomes Fahren hierzulande nicht nur erlaubt, sondern auch viele Detailfragen klärt. Wie Michael Nikowitz vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur erklärte, wird bereits daran gearbeitet, wozu man sich Best Practises genauso wie Worst Practices in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Großbritannien angesehen hat. Auch gibt es aktuell mehr als 140 Forschungsprojekte im Bereich autonome Mobilität, welche das Ministerium fördert. Doch entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, ist komplex. Zum Beispiel gelten auch Haftungsfragen zu berücksichtigen, dazu zählen auch so schwierige Fragen wie etwa, wenn der Betreiber einer selbstfahrenden Flotte Updates nicht zeitgerecht macht, wie Rechtsanwalt Andreas Eustacchio darlegte. Er wies außerdem darauf hin, dass der AI Act der EU autonomes Fahren als Hochrisiko-KI eingestuft, menschliche Überwachung, Kontrolle und Eingriffsmöglichkeiten hier somit Pflicht sind.

Doris Straub von SAAM Austria (Strategische Allianz für automatisiertes Fahren) schilderte, wie ihre Organisation alle relevanten Player vernetzt und in einzelnen Arbeitsgruppen versucht wird, verschiedenen Anwendungen voranzubringen. Sie sieht neben dem öffentlichen Verkehr auch große Chancen für die starke österreichische Zulieferindustrie. Im Güterverkehr wiederum könne autonomes Fahren einen Beitrag zur Lösung des Lkw-Lenkermangels leisten.

Technologie ist gekommen, um zu bleiben

Sascha Drenkelforth von TTTech betonte, dass die Technologie bereits sehr sicher sei, aber mit Hochdruck daran gearbeitet werde, sie noch verlässlicher zu machen. Denn feststeht: „Die Technologie ist gekommen, um zu bleiben.“

Wie man nun tatsächlich vom Testen ins Tun kommen kann, stand abschließend im Mittelpunkt einer Paneldiskussion, an der neben Alexander Klacska und Sascha Drenkelforth auch Walter Prutej von der Smart Urban Region Austria Alps Adriatic (SURAAA), die in Klagenfurt und Pörtschach bereits selbstfahrende Shuttlebusse im Testbetrieb hat, sowie Wolfgang Schildorfer, Professor an der FH OÖ Forschungs & Entwicklungs GmbH, und Alexander Barth von DigiTrans teilnahmen. DigiTrans betreibt eine Teststrecke nahe St. Valentin, auf der auch große internationale Unternehmen wie die US-Firma Zoox alljährlich ihre autonomen Fahrzeuge testen, da etwa die Regenanlage auf der Teststrecke einzigartig ist und es ermöglicht, die Reaktion der Fahrzeuge auf verschiedene Wetterbedingungen zu erproben.

Gemäß dem Motto „vom Testen ins Tun kommen“ lud DigiTrans auch die Veranstaltungsteilnehmer:innen im Anschluss dazu ein, die Teststrecke zu besichtigen und sich ein Bild von der praktischen Anwendung der Technologie zu machen. (PWK436/DFS)

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