- 22.10.2025, 10:02:04
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Tierschutz Austria schlägt Alarm: Igel kämpfen ums Überleben
Die nächsten 150 Tage entscheiden
Das beliebteste Wildtier Österreichs ist in akuter Gefahr: Immer mehr Igel werden geschwächt, verletzt oder verwaist aufgefunden. Aktuell betreut Tierschutz Austria im Tierschutzhaus Vösendorf 233 Igel – so viele wie noch nie zuvor. Die kommenden 150 Tage entscheiden, wie es mit der heimischen Igelpopulation weitergeht.
„Unsere Igelstation arbeitet am Limit“, berichtet Stephan Scheidl von Tierschutz Austria. „Viele Jungtiere sind zu klein oder zu schwach, um den Winter zu überstehen. Normalerweise bringen Igel nur einmal im Jahr – meist zwischen August und September – Nachwuchs zur Welt. Doch durch die anhaltend milden Temperaturen im Frühjahr kam es heuer bereits früher zu Geburten, sodass einige Tiere ein zweites Mal Junge bekamen. Diese späten Würfe sind nun besonders gefährdet, weil sie vor dem Winter nicht genug Gewicht aufbauen können.“
Warum so viele Igel Hilfe brauchen
Rund 80 Prozent der Wildtiere, die bei Tierschutz Austria aufgenommen werden, geraten durch menschliches Zutun in Not – etwa durch Rasenmäher, Baugruben, Straßenverkehr oder Zäune. Auch veränderte Jahreszeiten, Nahrungsknappheit und ein gestörtes Ökosystem machen den Igeln zunehmend zu schaffen. Viele finden nicht mehr genug Futter, ihre natürlichen Lebensräume schwinden, und selbst ihr Schlafrhythmus verändert sich: Sie schlafen nicht mehr zuverlässig und sind teilweise deutlich länger aktiv als früher.
Klimakrise und Lebensraumverlust verschärfen die Lage
Der Winterschlaf, eigentlich eine überlebenswichtige Strategie, wird durch den Klimawandel zunehmend zur Falle. Wärmere Winter bringen den Energiehaushalt der Tiere durcheinander, während der Mangel an Insekten und Rückzugsorten sie zusätzlich schwächt.
„Tag für Tag verschwinden in Österreich rund 13 Hektar Naturfläche – das entspricht etwa 18 Fußballfeldern“, warnt Martin Aschauer, Sprecher von Tierschutz Austria. „Die Gründe sind vielfältig: Flächenversiegelung durch Bauprojekte, intensive Landwirtschaft, Pestizideinsatz und die Folgen der Klimakrise. Wenn Wiesen, Hecken und Feuchtgebiete verschwinden, verlieren Tiere Nahrung, Unterschlupf und Lebensraum.“
Auch die Weltnaturschutzunion (IUCN) schlägt Alarm: Der Westeuropäische Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) steht bereits auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Der Osteuropäische Igel (Erinaceus roumanicus) gilt derzeit noch nicht als gefährdet – doch auch seine Bestände geraten zunehmend unter Druck. „Wenn selbst ein so vertrautes Tier wie der Igel verschwindet, zeigt das, dass unser Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten ist“, betont Aschauer. „Wir dürfen nicht zulassen, dass eines der beliebtesten Wildtiere Österreichs still verschwindet.“
Hilfe, die Leben rettet
Wer einen Igel findet, sollte genau hinschauen: Nur verletzte, geschwächte oder zu kleine Tiere brauchen menschliche Hilfe. Als Faustregel gilt: Ist der Igel kleiner als eine Paprika, wirkt apathisch oder hat sichtbare Verletzungen, sollte sofort der Tiernotruf von Tierschutz Austria (+43 1 699 24 80, rund um die Uhr) verständigt werden.
Tierschutz Austria empfiehlt: Jungigel, die im späten Herbst (etwa im November) unter 500 Gramm wiegen, haben ohne menschliche Hilfe kaum eine Überlebenschance. Sie sind fast immer krank und benötigen Pflege. Sobald Frosttemperaturen einsetzen, beginnt für Igel die Winterschlafzeit – wer dann noch aktiv ist, braucht Unterstützung.
Darüber hinaus kann jede:r aktiv helfen:
- Gärten naturnah gestalten: Laub- und Reisighaufen, Sträucher und Hecken bieten Schutz.
- Pestizide vermeiden: Gifte vernichten Insekten – und damit die Hauptnahrungsquelle der Igel.
- Mähroboter-Nachtfahrverbot beachten: Automatische Rasenmäher sind eine ernste Gefahr für nachtaktive Tiere und sollten niemals nach Einbruch der Dämmerung laufen.
- Igelhäuser aufstellen: Mit Stroh, Heu oder Laub gefüllt, bieten sie sichere Winterquartiere.
„Jeder Igel, den wir gesund pflegen und wieder auswildern, ist ein kleiner Sieg für den Artenschutz“, so Aschauer abschließend. „Doch dieser Winter wird zur Bewährungsprobe – handeln wir jetzt, bevor es zu spät ist.“
Igel retten – Geld oder Zeit spenden
Tierschutz Austria versorgt jedes Jahr hunderte Wildtiere, die ohne menschliche Hilfe nicht überleben würden. Ihre Unterstützung macht diesen Einsatz möglich. ➡️ Spenden Sie jetzt und helfen Sie mit, Igel zu retten:
www.tierschutz-austria.at/unterstuetze-uns/spenden/spendenprojekte/wildtiere-in-not/
Wer lieber aktiv mithelfen möchte, kann Teil des Team Tierschutz werden und die Igel-Pflege direkt unterstützen:
👉www.team-tierschutz.at
Bilder (honorarfrei)
Bild 1: https://flic.kr/p/2rmaaTk
Bild 2: https://flic.kr/p/2rm4fxp
Tierschutz Austria. Die Stimme der Tiere. Seit 1846.
Tierschutz Austria, der Wiener Tierschutzverein, wurde 1846 gegründet und ist Österreichs ältester Tierschutzverein. Unter dem Namen „Tierschutz Austria“ setzt sich der Verein landesweit für den Schutz und das Wohl von Tieren ein. Im Tierschutzhaus wurden 2024 über 10.000 Tiere betreut. Darüber hinaus engagiert sich Tierschutz Austria für eine Gesellschaft, die das Lebensrecht aller Tiere und den Schutz ihrer Lebensräume respektiert. Mehr Infos: https://tierschutz-austria.at
Rückfragen & Kontakt
Tierschutz Austria
Mag. Martin Aschauer
Telefon: 069916604075
E-Mail: martin.aschauer@tierschutz-austria.at
Website: https://www.tierschutz-austria.at/
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