• 22.10.2025, 09:09:34
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Milliardenpoker: Österreich riskiert Glücksspielreform

Experten kritisieren Planlosigkeit und Tempo der Regierung

Rechtsanwalt Dr. Oliver Peschel
Wien (OTS) - 

Was haben Unternehmen wie Mr Green, Interwetten, Lottoland und viele andere gemeinsam? Richtig – sie sind allesamt Sportwettenanbieter, die zur besten Sendezeit in Österreich um Wetteinsätze werben. So weit ist alles legal.

Was viele jedoch nicht wissen – oder bewusst ausblenden: Hinter dieser legalen Fassade öffnen zahlreiche dieser Unternehmen über die Hintertür ihrer Sportwettenplattformen den Zugang zu illegalem Online-Glücksspiel. Ohne österreichische Lizenz und ohne staatliche Aufsicht werden dort Slots, Roulette, Blackjack oder Poker angeboten – Spiele, die tausende Menschen in Schulden und Spielsucht treiben, während die Anbieter jährlich Millionengewinne erzielen.

Ein Großteil dieser Unternehmen ist in Malta lizenziert, zahlt in Österreich jedoch nur teilweise oder gar keine Lizenzabgaben – ein Umstand, dem der Staat bislang tatenlos zusieht. Ursprünglich hatte die Regierung versprochen, das Glücksspielgesetz zu reformieren und neue Lizenzen auszuschreiben.

Komplexe EU-Ausschreibung – aber kein klarer Fahrplan

Österreich verfügt über ein staatliches Glücksspielmonopol, das durch das Glücksspielgesetz geregelt ist. Die einzige gültige Online-Glücksspielkonzession hält derzeit win2day von den Casinos Austria. Laut einem aktuellen Bericht des Magazins profil könnte die Neuausschreibung der Spielbankenkonzessionen erneut verschoben werden – womit die bestehenden Lizenzen der Casinos Austria verlängert würden.

Bereits jetzt bringen sich finanzstarke Konzerne aus ganz Europa in Stellung: Sie investieren in teure Lobbying-Kampagnen, engagieren PR-Agenturen und präsentieren sich als vermeintliche Vorreiter des Spielerschutzes. In Wahrheit geht es jedoch um Milliardenumsätze – und um politischen Einfluss. Der österreichische Glücksspielmarkt gilt in Europa als besonders attraktiv.

Besonders kritisch: Der Rechnungshof empfahl bereits vor Jahren, für die Neuausschreibung mindestens zweieinhalb Jahre Vorlaufzeit einzuplanen, um rechtliche Risiken und Einsprüche abzufedern. Diese Frist ist längst überschritten.

Man spielt hier sprichwörtlich mit gezinkten Karten“, sagt Rechtsanwalt Dr. Oliver Peschel. „Wenn die Ausschreibung erneut verschoben wird, profitieren die bisherigen Branchenriesen – während innovative, neue Anbieter außen vor bleiben. Das ist ein Schlag ins Gesicht für fairen Wettbewerb und Spielerschutz. Das Glücksspiel wandert damit immer stärker in den Schwarzmarkt ab.

Spielerschutz bleibt der große Verlierer

Dr. Oliver Peschel, Gründer der Plattform www.spieleranwalt.at, vertritt seit Jahren geschädigte Spielerinnen und Spieler gegen illegale Anbieter. Er sieht den Staat klar in der Verantwortung:

Die Regierung hat dringenden Handlungsbedarf und darf nicht länger wegschauen. Es ist paradox, dass man illegale Casinos gewähren lässt, während man bei der Lizenzvergabe legale Strukturen verzögert. Damit gefährdet die Regierung nicht nur den Spielerschutz, sondern auch die Glaubwürdigkeit des Rechtsstaates.“

Peschel verweist auf das deutsche Beispiel, wo der Glücksspielmarkt seit 2021 durch den Glücksspielstaatsvertrag klar geregelt wird:

Deutschland zeigt, dass Regulierung funktioniert – mit einer unabhängigen Behörde, verbindlichen Spielerschutzmaßnahmen und einem transparenten Lizenzsystem. Österreich hingegen hält an einem Modell fest, das illegale Online-Casinos weitgehend unbehelligt lässt und legale Angebote aufgrund fehlender Lizenzvergabe verhindert.

Zeit für klare Regeln statt politischer Verzögerung

Mit einem offenen Lizenzmodell könnten langwierige Einsprüche und Anfechtungen vermieden werden, da theoretisch alle Anbieter – bei Erfüllung strenger Spielerschutzvorgaben – eine Lizenz erhalten könnten.

Dieses Modell wäre zudem rasch umsetzbar. Für Peschel steht fest: „Österreich braucht kein Provisorium, sondern endlich ein modernes Glücksspielgesetz. Mit einem offenen Multi-Lizenzmodell nach deutschem oder schwedischem Vorbild könnten faire Wettbewerbsbedingungen geschaffen, illegale Anbieter eingedämmt und hunderte Millionen Euro an Steuereinnahmen gesichert werden. Der Spielerschutz darf nicht länger der politischen Bequemlichkeit geopfert werden.“

Rückfragen & Kontakt

Rechtsanwaltskanzlei Dr. Oliver Peschel
Telefon: +4313919600
E-Mail: office@peschel.at
Website: https://www.spieleranwalt.at

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