- 21.10.2025, 13:29:32
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Kunstraub im Louvre, Kürzungen in Österreichs Museen
Es ist immer erfreulich, wenn Museumsthemen von Journalist:innen aufgegriffen werden – aber muss es ein spektakulärer Diebstahl sein?
Es sollte auch über Kürzungen in der österreichischen Museumslandschaft gesprochen werden!
Museumsarbeit ist manchmal undankbar: Vieles findet nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – die Bewahrung, Erhaltung und Beforschung der Sammlung sowie die Erweiterung der Bestände. All dies geschieht im Hintergrund. Die sichtbare Museumsarbeit – Ausstellungen, Vermittlungs- und andere Programme – ist ein wichtiger Bestandteil; jedoch ist sie nur ein Teil: der sichtbare.
Wenn im Louvre ein „Nationalschatz“ gestohlen wird, ist die Aufregung groß – verständlich natürlich! Aber auch in Österreich ist ein „Nationalschatz“ in Gefahr. Wir leben in einer Zeit der Multikrisen, die einen Sparkurs vorgibt, dem wir uns alle unterordnen müssen. Wir möchten jedoch die Kulturverantwortlichen ersuchen, keine willkürlichen Streichungen vorzunehmen, sondern das Gespräch mit Museumsverantwortlichen und -verbänden zu suchen.
Die Museumsarbeit – insbesondere die nicht unmittelbar sichtbare – muss vollumfänglich gewährleistet sein. Es braucht Personal und Ressourcen, um das österreichische Kunst-, Kultur- und Naturerbe zu erhalten, es für die nächste(n) Generation(en) zu bewahren und auch zu erweitern. Wir möchten intakte und gut bearbeitete Sammlungen weitergeben.
In österreichischen Museen lagern über 100 Millionen Objekte – auf einer geschätzten Depotfläche von 36 Fußballfeldern. Schon jetzt fehlt es 45 % der Museen an qualifiziertem Personal, um die Sammlungspflege fachgerecht und auf dem aktuellen Stand gewährleisten zu können. 48,21 % der hauptamtlich geführten und 44,93 % der ehrenamtlich geführten Museen berichten über einen deutlichen Mangel an finanziellen Mitteln.*
Für die Sicherung der Sammlungen braucht es Restaurator:innen, Wissenschafter:innen, Gebäudetechniker:innen – vor allem, aber nicht nur in den Depots –, sowie Aufsichts- und Sicherheitspersonal in den Ausstellungsräumen.
Sammlungspflege und -bewahrung bedeutet nicht nur, Objekte vor Diebstahl oder Beschädigung zu schützen, sondern auch, sie vor dem Zahn der Zeit – etwa durch Schädlinge wie Motten, Holzwürmer oder Schimmel – zu bewahren, natürliche Verfallsprozesse einzudämmen und Schäden durch zunehmende Naturereignisse wie Starkregen zu verhindern.
Museumsarbeit ist vielfältig und ressourcenintensiv. Die Verantwortung für die Sammlungen tragen Museumsdirektor:innen gemeinsam mit den Stakeholdern des Museums – allen voran die Träger und Gebietskörperschaften.
Wenn an Museen gespart wird, spart man nicht nur an einer Einrichtung mit einem demokratie- und bildungspolitischen Auftrag, an einem Ort der Wissenschaft und Kommunikation sowie des gesellschaftlichen Austauschs – sondern auch am Herzen des Museums: an der Sammlung.
Museen werden stets an den Besucher:innenzahlen und der Anzahl der Ausstellungen gemessen. Eine Zeit wie diese sollte uns daran erinnern, was Museumsarbeit alles umfasst – und verantwortliche Stellen in der Kulturpolitik sind eingeladen, sich auch an anderen Erfolgsfaktoren zu orientieren, etwa solchen, die die Sammlungsarbeit sichtbar machen (vgl. bspw. die MuseumsScorecard).
Wir verstehen, dass Kürzungen notwendig sind – aber lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Sammlungen in den österreichischen Museen nicht durch verwaiste Stellen und mangelnde Ressourcen brachliegen.
*Vgl. Sammlungen sichten, 2020.
Rückfragen & Kontakt
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Sabine Fauland
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