• 21.10.2025, 08:43:02
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Faire Bedingungen statt verpflichtendem „Solidarbeitrag“ für Jungärzt:innen

Zwang hält keine Ärztinnen und Ärzte im Land. Faire Ausbildung, genügend Ausbildungsplätze und gute Arbeitsbedingungen schon.

Wien (OTS) - 

Die ÖH Med Wien spricht sich klar gegen den Vorschlag der SPÖ aus, Medizinstudierende nach Abschluss des Studiums zu einem “Solidarbeitrag” zu verpflichten. Eine solche Maßnahme wäre nicht nur rechtlich und europarechtlich fragwürdig, sondern auch sozial ungerecht und völlig ungeeignet, um die tatsächlichen Probleme im österreichischen Gesundheitssystem zu lösen.

„Wer glaubt, Ärzt:innen durch Zwang im Land halten zu können, verkennt die Realität. Wir haben kein Problem mit zu wenigen Ärzt:innen, sondern mit falscher Verteilung, langen Wartezeiten in der Ausbildung und unattraktiven Arbeitsbedingungen, besonders im ländlichen Bereich“, erklärt Natascha Hett, Vorsitzende der ÖH Med Wien. „Wer faire Bedingungen schafft, wird Ärzt:innen aus Überzeugung im öffentlichen System halten, nicht durch gesetzliche Verpflichtungen.“

Tatsächlich warten junge Mediziner:innen nach Bewerbung oft bis zu 18 Monate auf einen Platz in der verpflichtenden Basisausbildung - einem Flaschenhals, der den Berufseinstieg massiv verzögert. Gleichzeitig fordern Politiker:innen, Absolvent:innen sollten sich verpflichten, genau in diesem System zu arbeiten. „Es ist absurd, von Absolvent:innen eine sofortige Tätigkeit im öffentlichen System zu verlangen, während viele von ihnen überhaupt keinen Ausbildungsplatz bekommen“, so Olivia Detzlhofer, 1. stellvertretende Vorsitzende der ÖH Med Wien.

Die ÖH Med Wien betont, dass bereits jetzt ein erheblicher Teil der Ausbildung im öffentlichen Gesundheitssystem stattfindet. Studierende leisten während des klinisch-praktischen Jahres Vollzeitarbeit in Spitälern für eine Entlohnung, die weit unter der Armutsgrenze liegt. Auch nach Studienabschluss arbeiten Jungärzt:innen während der gesamten postgraduellen Ausbildung - also in der Basis- und Facharztausbildung - ausschließlich im öffentlichen System. „Wer von Solidarität spricht, sollte zuerst anerkennen, dass Medizinstudierende und Jungärzt:innen schon jetzt tagtäglich ihren Beitrag im öffentlichen System leisten, mit enormem Einsatz, wenig Bezahlung und viel Verantwortung“, betont Anant Thind, 2. stellvertretende Vorsitzender der ÖH Med Wien.

Anstatt verpflichtende Dienstzeiten zu fordern, müsse die Politik endlich die strukturellen Probleme angehen: die ungleiche Verteilung von Ärzt:innen zwischen Stadt und Land, die langen Wartezeiten auf Ausbildungsstellen, sowie die unattraktiven Rahmenbedingungen im niedergelassenen Bereich. „Solange Kassenverträge unattraktiv bleiben und Arbeitsbedingungen in den Regionen kaum planbar sind, wird kein Zwang der Welt junge Ärzt:innen dorthin bringen. Es braucht bessere Verträge, faire Entlohnung und echte Perspektiven, nicht Symbolpolitik“, so Jonathan Norwig, Vorsitzender der Studienvertretung Humanmedizin.

Zudem weist die ÖH Med Wien auf den europäischen Grundsatz der freien Berufswahl hin: Eine verpflichtende Bindung nur für Medizinabsolvent:innen wäre nicht mit EU-Grundrechten vereinbar und gegenüber anderen Studienrichtungen diskriminierend. Ziel sollte sein unsere Ressourcen bestmöglich zu nutzen und nicht eine kurzsichtige vermeintliche Lösung für ein komplexes strukturelles Problem voranzutreiben.

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ÖH Med Wien - Referat für Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +43 (1) 4016 71000
E-Mail: oeffref@oehmedwien.at
Website: https://oehmedwien.at/

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