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Gedenkveranstaltung bei neuer Grabstätte für 261 Kriegsopfer der Jahre 1940 bis 1945 in St. Pölten

LH Mikl-Leitner: 80 Jahre nach Kriegsende ist diese Grabstätte ein Ort des würdigen Gedenkens

St. Pölten (OTS) - 

Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung wurde heute, Donnerstag, am Städtischen Friedhof in St. Pölten bei einer neuen Grabstätte 261 vergessener Kriegsopfer aus den Jahren 1940 bis 1945 im Beisein von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und zahlreichen Gästen gedacht. „80 Jahre nach dem Kriegsende hat das Institut für jüdische Geschichte Österreich diese Grabstätte zu einem Ort des würdigen Gedenkens gemacht“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Der Anlass erinnere „an das, was hier in unserem Land geschehen ist, und an das, was nie wieder geschehen darf.“

In diesem Massengrab waren 261 Menschen beerdigt oder verscharrt, erinnerte die Landeshauptfrau: „Es waren Kriegsgefangene, jüdische und christliche Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Flüchtlinge und Umgesiedelte, St. Pöltner Bombenopfer und im Krankenhaus oder Armenhaus Verstorbene.“ Heute sei ein großer Tag, so Mikl-Leitner, „weil wir es geschafft haben, mit diesen neuen Grabsteinen die Namen der Opfer wieder sichtbar zu machen. Erinnerung ist niemals abgeschlossen, sondern ein Schlüssel für die Zukunft.“ In einer so bewegten und herausfordernden Zeit seien Gedenken und Erinnern Kompass und Wegweiser: „Weil es uns bewusst macht, dass wir alles tun müssen, um unseren Kindern die beste Zukunft zu ermöglichen: Eine Zukunft, in der sie in Frieden, Freiheit und Demokratie leben dürfen.“
Martha Keil, Leiterin des INJOEST, berichtete über die Entstehung der Grabstätte: „261 Menschen, davon rund 25 Kinder, sind in den Jahren 1940 bis 1945 durch Gewalt und die Kriegsfolgen ums Leben gekommen, von 238 sind die Namen bekannt. Hinter jedem Namen steht ein Verbrechen, eine Krankheit, Grausamkeit, Unmenschlichkeit, eine Gewaltgeschichte oder ein tragisches Schicksal. 80 Jahre nach Kriegsende ist jetzt die Zeit für ein inklusives, breites Gedenken an alle Opfergruppen gekommen.“

Bürgermeister Matthias Stadler betonte, der St. Pöltner Friedhof sei Symbol für gesellschaftliche Geschichte: „Es ist bedrückend, dass in einem Massengrab mitten hier am Friedhof 261 Opfer verscharrt worden sind. Dass hier Reiche und Arme und alle Nationen in einem Massengrab beisammen sind, sollte uns symbolisch dem Verständnis nahebringen, dass wir im Tod alle gleich sind. Danke posthum an Manfred Wieninger für seine penible Aufarbeitung.“ Die Synagoge, der neue und der alte jüdische Friedhof seien Mosaiksteine des Gedenkens, St. Pölten sei in der Aufarbeitung seiner Geschichte so weit wie kaum eine vergleichbare Stadt gekommen.

Stephan Mlczoch, Leiter der Abteilung „Historische Angelegenheiten“ des BM für Inneres, sah es als zentrale Aufgabe „den Opfern ihre Namen zurückzugeben“: „Nicht oft gibt es die Gelegenheit, ein historisches Grundrecht so klar wieder gutzumachen, indem man Menschen, die vergessen wurden, ihre Namen zurückgibt. 261 Personen, 261 Biografien, 261 Schicksale. Nicht über alle werden wir alles biografisch recherchieren können. Nicht für alle wird es möglich sein, Nachkommen ausfindig zu machen. Umso schöner ist es, dass es bei einigen gelungen ist.“

Nach jahrelangen Forschungen, durchgeführt vom St. Pöltner Magistratsbeamten Manfred Wieninger (1963–2021) und aufbereitet am Institut für jüdische Geschichte Österreichs, wurden den bislang anonym Beerdigten nun, 80 Jahre nach Kriegsende, würdige Grabsteine gesetzt. Diese wurden mit Mitteln des Bundesministeriums für Inneres, des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, des Zukunftsfonds der Republik Österreich sowie der Stadt St. Pölten und Wohlmeyer Bau durch das Land Niederösterreich errichtet. Gestaltet wurden die Grabsteine von der Künstlerin Renate Stockreiter. Alexander Wieninger-Pabst, der Sohn des Magistratsbeamten, der die Geschichten der Opfer aufgearbeitet hat, verlas beim Gedenken die Namen der 25 vor Ort beerdigten Kinder.

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