- 16.10.2025, 12:00:05
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IV-Aktionspapier „Security & Defence Industry“ – Sicherheit als Wirtschaftsfaktor und Innovationsmotor
Österreich braucht klare Rahmenbedingungen, Investitionen und europäische Kooperationen für eine resiliente Sicherheits- und Verteidigungsindustrie
Vor dem Hintergrund einer sicherheits- und industriepolitischen Zeitenwende hat die Industriellenvereinigung (IV) heute die Ergebnisse der Taskforce Security & Defence Industry vorgestellt. Ziel der Initiative ist es, die Rahmenbedingungen für industrielle Kooperationen im Sicherheits- und Verteidigungsbereich zu verbessern und Österreich als starken Standort im europäischen Sicherheitsökosystem zu positionieren.
Sicherheit und Wirtschaft untrennbar verbunden
„Österreich und Europa erleben derzeit eine sicherheits- und industriepolitische Zeitenwende, wie es sie seit Jahrzehnten nicht gegeben hat“, betonte IV-Vizegeneralsekretär Peter Koren anlässlich der Präsentation und meint weiter: „Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat uns auf schmerzliche Weise gezeigt, wie verletzlich Frieden, Stabilität und Unabhängigkeit sind. Aber er hat auch etwas anderes gezeigt: Wer Sicherheit will, braucht Industrie. Und wer wirtschaftliche Stärke will, braucht Sicherheit.“
Die IV-Taskforce wurde am 3. April 2025 vom IV-Bundesvorstand eingesetzt, um konkrete Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, wie Österreich seine industrielle Souveränität, technologische Resilienz und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit stärken kann. Unter dem Vorsitz von Mag. Erwin Hameseder, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes, und KR Ing. Wolfgang Hesoun, Vorsitzender des IV-Infrastrukturausschusses haben sich über 65 Unternehmen eingebracht – von Industrie und Energie über Finanzwirtschaft bis hin zu Forschung und Technologie. „Diese Breite ist kein Zufall“, so Koren. „Sie zeigt: Sicherheit ist längst keine Nischenfrage mehr, sondern eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe. Investitionen in die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie sind ein Beitrag zur wirtschaftlichen Resilienz, zu technologischer Wettbewerbsfähigkeit und letztlich zur Sicherung unseres Wohlstands.“
Sicherheitswirtschaft als volkswirtschaftlicher Motor
Mag. Erwin Hameseder, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes und Vorsitzender der Taskforce, hob die wirtschaftliche Bedeutung hervor: „Wenn wir über Verteidigung sprechen, sprechen wir nicht nur über Panzer, Drohnen und Beschaffung. Wir sprechen über Arbeitsplätze, Innovation und Standortentwicklung. Denn die Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft ist längst ein bedeutender volkswirtschaftlicher Motor.“
Laut einer Studie von Economica erzielt die österreichische Sicherheitswirtschaft jährlich 2,8 Milliarden Euro Wertschöpfung, das entspricht fast 1 % der heimischen Bruttowertschöpfung. Sie schafft und sichert über 41.000 Arbeitsplätze und generiert 1,1 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben pro Jahr. Jede neue Beschäftigung in diesem Bereich schafft weitere 34 Jobs in der heimischen Wirtschaft.
„Sicherheit zahlt sich also auch in Euro und Cent aus“, fasst Hameseder zusammen. Gleichzeitig schaffe der europäische Aufrüstungsprozess enorme Chancen: „Während 2022 nur sechs NATO-Staaten das 2-Prozent-Ziel der Verteidigungsausgaben erreichten, sind es 2024 bereits 22. Österreich hat diesen Wert nun erstmals erreicht und plant bis 2032 eine Verdoppelung auf zwei Prozent des BIP“, betont Hameseder.
Damit diese Chancen genutzt werden können, brauche es Rechtssicherheit, Effizienz und Finanzierung. Die IV fordert eine gesetzliche Grundlage nach Artikel 346 AEUV, die die wesentlichen Sicherheitsinteressen definiert, Inlandsanteile an Wertschöpfung sowie transparente Prüfkriterien festlegt. Außerdem sollen Genehmigungen beschleunigt, Verfahren vereinfacht und ESG-kompatible Finanzierungsmodelle geschaffen werden. „Ohne Sicherheit gibt es keine Nachhaltigkeit“, so Hameseder: „Sicherheitsinvestitionen dürfen nicht länger als ‚nicht nachhaltig‘ gelten. Das ist eine Frage der Realität, nicht der Ideologie.“
Europa als Schlüssel zur industriellen Resilienz
KR Ing. Wolfgang Hesoun, Co-Vorsitzender der Taskforce und Vorsitzender des IV-Infrastrukturausschusses, lenkte den Blick auf die europäische Dimension: „Unsere Sicherheit endet nicht an der Staatsgrenze. Wir müssen sie europäisch denken, europäisch planen und europäisch produzieren.“
Die Industriellenvereinigung fordert daher den Aufbau einer starken europäischen Verteidigungsindustriebasis, an der auch Österreich aktiv mitwirkt. Ein zentrales Instrument dafür seien die neuen Defence Projects of Common European Interest (DPCEIs), die länderübergreifende Großprojekte in Schlüsselbereichen wie Luftverteidigung, Cybersicherheit, Drohnenabwehr und Weltraumtechnologien ermöglichen.
Ein wichtiger Schritt sei auch der von der Europäischen Kommission am 17. Juni 2025 vorgestellte Defence Readiness Omnibus, der Investitionen in die Verteidigungsindustrie bis 2030 beschleunigen und bürokratische Hürden abbauen soll. „Damit entsteht erstmals ein kohärenter europäischer Rahmen, der Planungssicherheit schafft und Unternehmen die nötige Stabilität gibt, langfristig zu investieren“, so Hesoun und betont: „Wer in Sicherheit investiert, investiert in Frieden, Stabilität und Zukunft.“
Europa habe gelernt, dass Sicherheit und Wohlstand zwei Seiten derselben Medaille sind.
„Österreich hat die Chance, in dieser neuen Sicherheitsarchitektur eine aktive Rolle einzunehmen – nicht am Rand, sondern in der Mitte Europas“, so Hesoun.
Zehn konkrete Aktionspunkte als Fahrplan
Das vorliegende Aktionspapier der Taskforce Security & Defence Industry bündelt zehn konkrete Maßnahmen, um Österreichs Sicherheitswirtschaft zu stärken – darunter:
Aufbau einer nationalen Verteidigungsindustriebasis,
klare rechtliche Grundlagen für Industriekooperationen,
vereinfachte und beschleunigte Genehmigungsverfahren,
Rechtssicherheit im Neutralitätsrecht,
ESG-kompatible Finanzierungsmodelle,
sowie eine stärkere europäische Kooperation über gemeinsame Beschaffungen und Förderprogramme.
Die Industriellenvereinigung sieht in der Sicherheitswirtschaft einen zentralen Hebel für Resilienz, Innovation und wirtschaftliche Stabilität. Die Empfehlungen der Taskforce sollen sicherstellen, dass Österreich seine Stärken als Forschungs-, Technologie- und Produktionsstandort gezielt ausbaut und seine industrielle Eigenständigkeit stärkt.
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Marlena Mayer
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