- 16.10.2025, 09:00:03
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Österreichs Industrie im Umbruch: Produktionsarbeit zwischen Krise und Aufbruch
Die Ergebnisse des aktuellen „Made in Austria IndustriePANEL” zeigen, dass Unternehmen trotz der angespannten Lage in Digitalisierung, KI und Kreislaufwirtschaft investieren.
Wien, 16. Oktober 2025 – Die österreichische Produktionswirtschaft steht weiterhin unter erheblichem Druck. Wie die siebte Ausgabe der TU-Studie „Made in Austria: Zukunft Produktionsarbeit Österreich“ 2025 zeigt, bleibt die Stimmung in der Industrie angespannt und die Wettbewerbsfähigkeit sinkt. Gleichzeitig treiben jedoch viele Unternehmen Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit aktiv voran.
„Trotz schwieriger Rahmenbedingungen arbeiten viele Unternehmen aktiv an zukunftsfähigen Lösungen“, betont Studienleiter Sebastian Schlund, Leiter des Forschungsbereichs Industrial Engineering am Institut für Managementwissenschaften (IMW) der TU Wien und Geschäftsführer von Fraunhofer Austria. Die Ergebnisse der Befragung, an der 2025 wieder über 100 Führungspersönlichkeiten aus 94 Produktionsunternehmen in Österreich teilnahmen, wurden am 13. Oktober 2025 im Rahmen des „Made in Austria IndustrieFORUM 2025“ vorgestellt.
Angespannte Geschäftslage und sinkende Wettbewerbsfähigkeit
Die globale Wirtschaft zeigt sich weiterhin instabil. Neben protektionistischen Tendenzen und geopolitischen Spannungen prägen auch hohe Lohnstückkosten die Rahmenbedingungen für Produktionsbetriebe. Nur 50,5 % der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als positiv – der niedrigste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2019. Noch deutlicher fällt die Einschätzung zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit aus: 85,4 % der Befragten sehen eine Verschlechterung der Standortbedingungen in den letzten fünf Jahren. Damit kämpft die heimische Industrie nicht nur mit konjunkturellen Schwächen, sondern auch mit strukturellen Wettbewerbsnachteilen.
„Die Studie zeigt klar, dass die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie unter Druck steht“, sagt Sabine Hesse, Geschäftsführerin des Fachverbands Metalltechnische Industrie. Hohe Kosten, komplexe Vorgaben und globale Unsicherheiten belasten die Unternehmen. Gleichzeitig wächst der Druck, sich neu zu positionieren.“ Diese Einschätzung spiegelt die wachsende Sorge wider, dass Österreich ohne eine gezielte Standortpolitik und Innovationsförderung als Produktionsstandort weiter an Attraktivität verlieren könnte.
Beschäftigungsausblick: Rückgang in Österreich erwartet
Auch bei den Beschäftigtenzahlen zeichnet sich ein Rückgang ab. Nur noch 44,7 % der Unternehmen erwarten in den nächsten fünf Jahren ein Beschäftigungsplus an österreichischen Standorten, während 55,3 % mit einem Rückgang rechnen. Besonders betroffen sind Produktions- und produktionsnahe Bereiche. Global bleiben die Erwartungen stabiler, was auf eine fortschreitende Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland hindeutet.
Hannes Hunschofsky, Managing Director der EIT Manufacturing East GmbH, warnt: „Der erwartete Rückgang der Beschäftigung an österreichischen Standorten ist ein ernstes Signal. Wir müssen Qualifizierung, Technologieeinsatz und Standortpolitik zusammendenken, um die industrielle Basis zu sichern.“ Damit verweist er auf die Notwendigkeit, Bildung, Forschung und Industriepolitik stärker zu vernetzen, um Arbeitsplätze in Hochtechnologiebranchen langfristig zu erhalten.
Automatisierung und KI als Antwort auf den Fachkräftemangel
Mit 482 Industrierobotern pro 10.000 Beschäftigten liegt Österreich über dem internationalen Durchschnitt und setzt damit ein klares Zeichen für den steigenden Automatisierungsgrad. Trotz dieser Entwicklung bleibt die Bedeutung menschlicher Arbeit hoch: 95,7 % der Betriebe messen ihr eine große oder sehr große Bedeutung bei. Parallel dazu nimmt der Einsatz von KI deutlich zu: 42,4 % der Unternehmen nutzen bereits maschinelles Lernen, insbesondere im Qualitätsmanagement, in der Produktionsplanung und Instandhaltung. Der neue EU AI Act wird von einer Mehrheit der Befragten als hilfreicher Rahmen für Innovation und Rechtssicherheit wahrgenommen.
Für Walter Mayrhofer, Head of Research an der FHWien der WKW, ist klar: „Automatisierung und KI sind kein Selbstzweck – sie sind entscheidend, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Wichtig ist, die Technologien menschenzentriert einzusetzen.“ Damit wird deutlich: Die Digitalisierung der Produktion steht nicht im Widerspruch zur Bedeutung menschlicher Arbeit, sondern kann – richtig gestaltet – deren Potenzial gezielt stärken.
Kreislaufwirtschaft als Zukunftsmodell
Immer mehr Unternehmen halten Kreislaufwirtschaft für ein tragfähiges Geschäftsmodell. Im Jahr 2025 werden die befragten Unternehmen im Durchschnitt 15 % ihres Umsatzes mit zirkulären Prozessen erwirtschaften. Besonders stark wachsen Unternehmen, die 25–50 % ihres Umsatzes mit zirkulären Prozessen generieren. Damit entwickelt sich die ökologische Transformation zunehmend zu einem wirtschaftlichen Erfolgsfaktor.
Die Innovationskraft ist stabil, die Lieferketten erholen sich
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten bewerten 83 % der Betriebe ihre Innovationskraft positiv. Zudem berichten 67 % von verkürzten Lieferzeiten. Dies deutet auf stabilisierte Wertschöpfungsketten und eine verbesserte operative Effizienz hin. Herausforderungen bestehen weiterhin bei der Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Nur 37,1 % der Unternehmen berichten von einer hohen Bereitschaft zur Schichtarbeit.
Fazit: Zwischen Druck und Gestaltungswillen
Das „Made in Austria IndustriePANEL 2025” zeigt, dass Österreichs Industrie vor tiefgreifenden strukturellen Veränderungen steht. Zwar trüben steigende Kosten, Fachkräftemangel und Unsicherheiten die Wettbewerbsfähigkeit, doch Innovation, Automatisierung und Nachhaltigkeit eröffnen auch neue Perspektiven. Die Forschungspartner sehen darin ein Signal, dass Österreichs Industrie bereit ist, den Wandel nicht nur zu bewältigen, sondern aktiv zu gestalten.
„Made in Austria: Zukunft Produktionsarbeit Österreich“ ist eine jährlich erscheinende Studie des Instituts für Managementwissenschaften (IMW) der TU Wien in Kooperation mit dem Institute for Digital Transformation and Strategy (IDS) der FHWien der WKW, Fraunhofer Austria, EIT Manufacturing East und dem Fachverband der Metalltechnischen Industrie. Ziel der Studie ist eine regelmäßige und methodisch fundierte Darstellung des Status quo sowie der Zukunftserwartungen der heimischen Industrie. Dabei spielen die Themen Automatisierung, Digitalisierung, Assistenzsysteme und Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle.
Die aktuelle Studie sowie die Studien der Vorjahre stehen auf der Made-in-Austria-Webseite zum Download bereit: https://www.tuwien.at/mwbw/im/ie/mmi/industriepanel-made-in-austria
Bildmaterial:
Bildtext: Präsentation der Studienergebnisse des „Made in Austria IndustriePANEL“ 2025 beim „Made in Austria IndustrieFORUM“ am Montag, 13.10.2025 im TUtheSKY an der TU Wien. Bildrechte: EIT Manufacturing East
Bildtext: Die „Made in Austria“ Projektpartner mit der Keynote-Speakerin am IndustrieFORUM 2025 (v.l.n.r.) FH-Prof. DI Dr. Walter Mayrhofer (FHWien der WKW), Prof. Dr.-Ing. Gisela Lanza (Karlsruher Institut für Technologie), Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Ing. Sebastian Schlund (TU Wien / Fraunhofer Austria), Georg Eberwein, MSc., BA (FMTI), Theresa Neuhauser, MA BA (EIT Manufacturing East), Dr.techn. Martin Riester (Fraunhofer Austria) Bildrechte: EIT Manufacturing East
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Die FHWien der WKW ist Österreichs führende Fachhochschule für Management und Kommunikation. Ihre Bachelor- und Master-Studiengänge bieten rund 2.900 Studierenden eine praxisnahe akademische Ausbildung. Zwei Drittel der Lehrenden kommen direkt aus der Wirtschaft. Die enge Zusammenarbeit mit heimischen Unternehmen in Lehre und Forschung bereitet die Studierenden optimal auf ihre Karriere vor. Seit der Gründung 1994 hat die FHWien der WKW schon über 15.900 Absolventinnen und Absolventen hervorgebracht.
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