- 16.10.2025, 08:00:39
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Armut bedroht die psychische Gesundheit – Gesellschaft darf nicht länger wegsehen
BÖP warnt anlässlich des Internationalen Tages gegen Armut vor den seelischen Folgen sozialer Ungleichheit
Anlässlich des Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut erinnert der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) daran, dass Armut nicht nur materielle Not bedeutet, sondern tief in die psychische Gesundheit eingreift. Sorgen, Scham und soziale Ausgrenzung führen zu chronischem Stress, Depressionen und Angstzuständen - mit Folgen, die ganze Lebenswege prägen können.
Laut aktuellen Daten sind 1,53 Millionen Menschen in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Rund 336.000 Personen leben in absoluter Armut. Besonders betroffen sind Arbeitslose, Alleinerziehende, Mindestpensionist:innen und kinderreiche Familien.
Dramatisch ist die Situation von Kindern und Jugendlichen
Die EU-SILC-Erhebung 2024, veröffentlicht von der Volkshilfe, zeigt, dass in Österreich rund 344.000 Kinder und Jugendliche - also etwa jedes vierte Kind - in Armut oder sozialer Ausgrenzung leben. Über 143.000 Kinder wachsen in Haushalten auf, die sich grundlegende Dinge wie eine warme Mahlzeit, passende Kleidung oder Freizeitaktivitäten nicht leisten können.
„Die Sorgen der Eltern übertragen sich auf die Kinder. Ausgrenzung und Abwertung prägen das Leben armutsbetroffener Familien, mit gravierenden Folgen für die psychische Gesundheit“, erklärt BÖP-Präsidentin a. o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. Kinder, die in Armut aufwachsen, tragen ein deutlich höheres Risiko, psychische Erkrankungen zu entwickeln. Sie leben häufig in einem Umfeld, das von Unsicherheit, Angst und chronischem Stress geprägt ist.
Armut und psychische Belastung verstärken sich gegenseitig
Zahlreiche Studien belegen den engen Zusammenhang zwischen Einkommen und seelischer Gesundheit. Menschen im unteren Einkommensfünftel leiden bis zu sechsmal häufiger an Depressionen als jene im oberen. Armut erzeugt Dauerbelastung - und psychische Erkrankungen erschweren wiederum den Weg aus der Armut. Dieser Kreislauf verstärkt soziale Ungleichheit und Isolation.
Psychische Gesundheit ist Voraussetzung für Teilhabe, Bildung und Lebensqualität
Dennoch bestehen weiterhin erhebliche Versorgungslücken - besonders für jene, die am dringendsten Hilfe benötigen. Armutsbetroffene Familien, Kinder und Jugendliche finden oft keinen Zugang zu leistbaren psychologischen Angeboten.
Der BÖP appelliert an eine nachhaltige Stärkung der psychischen Gesundheitsversorgung: flächendeckende, kassenfinanzierte Behandlungsplätze, niederschwellige Strukturen in Schulen und Gemeinden sowie politische Strategien, die psychische Belastungen durch Armut berücksichtigen. Nur ein ganzheitlicher Ansatz kann verhindern, dass wirtschaftliche Not dauerhaftes seelisches Leid erzeugt.
„Armut macht krank - und psychische Erkrankungen machen arm. Wir müssen als Gesellschaft Verantwortung übernehmen: für jene, die in Unsicherheit leben, für Kinder mit eingeschränkten Zukunftschancen und für alle, die unter Stress und Ausgrenzung leiden“, betont a. o. Univ.-Prof.in Dr.in Wimmer-Puchinger.
Rückfragen & Kontakt
Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP)
Christina Lenhard, BA
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