- 16.10.2025, 00:49:02
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Sportbericht: Nationalrat diskutiert über den Einsatz der Bundesfördermittel im Jahr 2024
Einstimmigkeit zu Stärkung der Rahmenbedingungen im Spitzensport sowie zu Weiterbildungsmaßnahmen für inklusive Pädagogik im Schulsport
Beendet wurde der heutige Sitzungstag des Nationalrats mit den Sportvorlagen. Im Zentrum stand dabei die Diskussion um den aktuellen Sportbericht, der einen Überblick über die für den Sport eingesetzten Bundesmittel im Jahr 2024 gibt.
Einstimmig angenommen wurde eine Initiative der Regierungsparteien zur Förderung moderner Sporttechnologie und bestmöglicher Trainingsbedingungen für den Spitzensport. Alle Fraktionen begrüßten das Engagement für die Verbesserung von Rahmenbedingungen für den Leistungssport, um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein.
Um die Förderung und Begleitung von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen im Schulsport zu verbessern haben die Abgeordneten ebenfalls einhellig für Weiterbildungsmaßnamen für das Lehrpersonal votiert. Argumentiert wird, dass aktuell Kinder mit Behinderungen oft vom Turnunterricht abgemeldet würden, weil sich das Lehrpersonal dem inklusiven Sport nicht gewachsen fühle.
Von den anderen Fraktionen mehrheitlich abgelehnt wurde hingegen eine FPÖ-Forderung nach einer Reform der Bundessportförderung. Dasselbe gilt für einen ebenfalls von den Freiheitlichen im Zuge der Debatte zum Sportbericht eingebrachten Entschließungsantrag, in dem der Sportminister zum Schutz des Frauensports aufgefordert wird, die Teilnahmepflicht nach dem biologischen Geschlecht verbindlich zu regeln.
Sportbericht gibt Überblick über Einsatz von Fördermitteln
Dem mehrheitlich zur Kenntnis genommenen Sportbericht zufolge wurden im Jahr 2024 Bundesmittel in der Höhe von gesamt 225 Mio. Ꞓ für den Sport aufgewendet. Sie teilten sich auf in 98 Mio. Ꞓ für die allgemeine Sportförderung und Services, 120 Mio. Ꞓ für die besondere Sportförderung sowie knapp 7 Mio. Ꞓ für die Bundessporteinrichtungen. Kosten für Sportgroßprojekte entstanden im Jahr 2024 keine, allerdings fanden mehrere Sportgroßveranstaltungen in Österreich statt, darunter die Skiflug-WM, die Tischtennis-EM oder die Handball-EM der Frauen.
Der Fokus der Förderprogramme des Bundes lag im Berichtszeitraum auf den definierten Schwerpunktsportarten des aktuellen Olympiazyklus bzw. jenen, die für die Aufnahme ins olympische Programm geplant sind. Investiert wurde in den Nachwuchs und in Infrastruktur. Sportwissenschaftliche Projekte wurden ebenso unterstützt wie Breitensport, Inklusion, Nachhaltigkeitskonzepte, Integrationsprojekte, Fair-Play-Initiativen sowie Extremismusprävention. Ein Ressortschwerpunkt lag und liegt dem Bericht zufolge weiterhin bei der Frauenförderung bzw. bei Gleichstellungsprojekten. Die österreichische Sportlandschaft sei immer noch stark männlich dominiert.
Debatte zum Sportbericht
Markus Leinfellner (FPÖ) sprach von einem "übersichtlichen Bericht", in dem sämtliche Maßnahmen des Bundes im Sportbereich abgebildet seien. Der FPÖ-Mandatar übte aber auch Kritik an der Schwarz-Grünen Vorgängerregierung, die den Sport genutzt habe, um "Transgender-Wahnsinn" und "Randgruppenprojekte" umzusetzen. Dem schloss sich Martin Graf (FPÖ) an, der Kritik an der Verteilung der Sportfördermittel durch den ehemaligen Sportminister Werner Kogler (Grüne) übte. Etwa durch die Finanzierung von Integrations-, Migrations- und Gender-Projekten hätten die Grünen in ihrer Regierungszeit mit dem Sport Gesellschaftspolitik gemacht, so Graf.
Rosa Ecker (FPÖ) warnte, dass immer öfter biologische Männer, die sich als Frau identifizieren würden, im Frauensport antreten würden. Hier brauche es eine "klare gesetzliche Regelung" zum Schutz der Frauen, was Ecker mit einem entsprechenden Entschließungsantrag untermauerte.
Für Christoph Zarits (ÖVP) handelt es sich um einen Leistungs- und Transparenzbericht, der einen Überblick "über die gesamte Palette des österreichischen Sports" gebe. Wichtig sei es, etwa die Sportinfrastruktur und die Nachwuchskompetenzzentren in allen Bundesländern weiter zu stärken. Die größte Stärke des Sports sei, Menschen zu verbinden, betonte Kira Grünberg (ÖVP). Dieser baue Brücken über Nationen, Generationen und Menschen mit und ohne Behinderungen hinweg.
NEOS-Abgeordneter Janos Juvan vermisste in Bezug auf die Sportstätten Transparenz im Sportbericht. So sei daraus keine Gesamtanzahl der Sportanlagen in Österreich zu entnehmen. Diese Situation müsse sich im nächsten Sportbericht ändern.
Sport sei ein "wichtiges Medium in der Gesellschaft, um Menschen zusammenzubringen", hielt Agnes Sirkka Prammer (Grüne) fest. Die Grünen-Abgeordnete plädierte dafür, die begonnenen Projekte im Bereich der Frauenförderung und der Inklusion weiterzuführen und zu finanzieren.
Wie viele andere Abgeordnete auch, dankte Bernhard Höfler (SPÖ) den Ehrenamtlichen im Sportbereich für ihr Engagement. Diese seien zwar "unbezahlt aber unverzichtbar" und "das Rückgrat des gesamten Sports in Österreich".
Schmidt: Wollen Sport für alle Menschen zugänglich machen
2024 sei etwa durch die Erfolge bei den Olympischen Sommerspielen in Paris ein "außergewöhnliches Jahr" für den heimischen Sport gewesen, hielt Sportstaatssekretärin Michaela Schmidt zum Sportbericht fest. Auch die paralympischen Sportlerinnen und Sportler hätten neue Maßstäbe gesetzt. Viele von ihrem Vorgänger gesetzten und im Bericht festgehaltenen Maßnahmen plane man, "mit großem Engagement" weiterzuführen. Ganz oben auf der Agenda stehe dabei, dass der Zugang zum Sport für alle Menschen, unabhängig ihrer Herkunft oder ihres Alters, offen sein müsse. Auch Schmidt bedankte sich bei den rund 600.000 Ehrenamtlichen im Sportbereich für ihr Engagement. Was die tägliche Bewegungseinheit für Kinder betrifft, zeigte sich die Staatssekretärin erfreut, trotz der angespannten Budgetlage zusätzliche Mittel bereitgestellt zu haben. Dabei gehe es darum, Kinder für Sport und Bewegung zu begeistern.
Bestmögliche Trainingsbedingungen für den Spitzensport
Einstimmig haben sich die Abgeordneten für die Förderung moderner Trainingsbedingungen, für eine kontinuierliche Betreuung durch hochqualifiziertes Fachpersonal sowie für die gezielte Förderung und den Einsatz von Sporttechnologie ausgesprochen. Mit dem entsprechenden Antrag von ÖVP, SPÖ und NEOS wird der für den Sport zuständige Vizekanzler Andreas Babler ersucht, insbesondere für die olympischen Sommersportverbände Bundesstützpunkte einzurichten. Im Zuge dessen soll ein neues Förderprogramm etabliert und das Umfeld der Athletinnen und Athleten optimiert werden, auch durch gezielte Unterstützung von Technologieprojekten. Österreichs Spitzensportlerinnen und Spitzensportler sollten bestmögliche Trainingsbedingungen zur Verfügung stehen, um auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu bleiben, so der Antrag.
Christoph Zarits (ÖVP) zeigte sich über den einstimmigen Beschluss erfreut. Bestmögliche Trainingsbedingungen und Investitionen in die Sporttechnologie seien für Medaillengewinne entscheidend.
Der Antrag ziele darauf ab, "dass der österreichische Spitzensport auch künftig auf Augenhöhe mit den Besten der Welt" bleibe, betonte auch Petra Tanzler (SPÖ). Technologie alleine gewinne zwar keine Medaillen, sei aber ein Beitrag für nachhaltigen Erfolg. Zudem wolle man die Bundesstützpunkte als "Kompetenzzentren des Hochleistungssports" gezielt weiterentwickeln.
Es sei gut, dass die Bundesregierung "in die Gänge" komme, damit die österreichischen Sportlerinnen und Sportler die bestmöglichen Trainingsbedingungen vorfinden, hielt Markus Leinfellner (FPÖ) fest. Das sah Manuel Pfeifer ähnlich. Die Politik müsse die bestmöglichen Rahmenbedingungen für den Sport schaffen.
Obwohl im Antrag der Regierungsparteien nur dafür plädiert werde, "das weiter zu unterstützen, was jetzt schon gut läuft", signalisierte Agnes Sirkka Prammer (Grüne) Zustimmung seitens ihrer Fraktion.
Weiterbildungsmaßnamen für inklusive Pädagogik im Schulsport
Um die Förderung und Begleitung von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen im Schulsport zu verbessern, hat sich der Nationalrat ebenfalls einhellig für Weiterbildungsmaßnamen für das Lehrpersonal ausgesprochen. Argumentiert wird, dass aktuell Kinder mit Behinderungen oft vom Turnunterricht abgemeldet würden, weil sich das Lehrpersonal dem inklusiven Sport nicht gewachsen fühle. Zur Förderung und Begleitung von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen im Schulsport sollten daher umgehend Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Bewegungs- und Sportlehrer:innen im Bereich der inklusiven Pädagogik gesetzt werden. Basis für die Entschließung bildete ein Antrag der Grünen, der gemeinsam von ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen im Sportausschuss noch abgeändert wurde.
Agnes Sirkka Prammer (Grüne) zeigte sich über die fraktionsübergreifende Zustimmung erfreut. Es gehe darum Sportlehrerinnen und -lehrer zu ermutigen und strukturiert auszubilden, um inklusiven Schulsport zu ermöglichen.
Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer seien wichtig, da diese oft nicht wüssten, wie sie Kinder mit Behinderungen im Sportunterricht einbinden könnten, betonte Heike Eder (ÖVP).
Dem schloss sich Fiona Fiedler (NEOS) an. Ihrer Fraktion, die in der Bundesregierung für den Bildungsbereich zuständig sei, werde sich darum kümmern, die geeigneten Rahmenbedingungen für inklusiven Sportunterricht zu schaffen.
Inklusion dürfe kein "Anhängsel im Lehrplan" sein, sondern müsse zum Selbstverständnis jeder Sportausbildung werden, hielt Manfred Sams (SPÖ) fest. Es gehe um den Abbau von Barrieren, damit im Sportunterricht alle Kinder Platz haben können.
Für ihre Fraktion gehe es um Chancengleichheit, Zusammenhalt und eine Gesellschaft, die niemanden zurücklässt, erklärte FPÖ-Mandatarin Nicole Sunitsch. Neben der Bewegung bedeute Sport auch "dazuzugehören" und die Steigerung des Selbstvertrauens.
FPÖ-Reformvorschlag zur Bundes-Sportförderung
Von den anderen Fraktionen abgelehnt wurde hingegen die Forderung der FPÖ nach einer Reform der Bundessportförderung. Die FPÖ kritisiert in ihrem Entschließungsantrag, dass der organisierte Sport beinahe 90 % der Fördermittel aus der Bundes-Sportförderung erhalte. Die Verbände würden de facto Doppelförderungen aus der "Allgemeinen Bundes-Sportförderung" und der "Besonderen Bundes-Sportförderung" lukrieren. Vorgeschlagen wird, die geltenden Förderrichtlinien so abzuändern, dass jene Einrichtungen, die über die "Besondere Bundes-Sportförderung" antragsberechtigt sind, nur mehr in einem Ausmaß von maximal 20 % aus der "Allgemeinen Bundes-Sportförderung" Förderanträge stellen können.
Ein Eingriff in das Fördersystem komme für seine Fraktion nicht in Frage, betonte Andreas Haitzer (SPÖ). Mit ihrem Antrag wolle die FPÖ den Vereinen 70 % der Fördermittel streichen und somit drei Millionen Vereinssportlerinnen und -sportlern das Geld entziehen, so die Kritik Haitzers.
Eine Zustimmung zur FPÖ-Forderung würde den flächendeckenden Ausbau der täglichen Bewegungseinheit schwächen, da die Dachverbände als Umsetzer den Ausbau nicht selbst stemmen könnten, ergänzte Christoph Zarits (ÖVP).
Mehr Gerechtigkeit bei der Sportförderung und der Abbau von Doppelgleisigkeiten seien zwar begrüßenswert, NEOS-Mandatar Christoph Pramhofer vermisste aber eine evidenzbasierte Grundlage im Antrag. Statt "Überschriftenpolitik und Bauchgefühl" brauche es eine zielgerichtete und transparente Reform des Fördersystems.
Die von seiner Fraktion vorgeschlagene Reform der Förderrichtlinien würde hingegen laut Markus Leinfellner (FPÖ) Fördergerechtigkeit gegenüber dem nichtorganisierten Sport herstellen. Denn aktuell sei es für den nicht organisierten Sport schwierig, auf die Fördertöpfe zuzugreifen. Niemand in der FPÖ wolle den Vereinen 70 % der Förderungen wegnehmen. So habe sich seine Fraktion auch als einzige gegen eine Reduktion des Sportbudgets ausgesprochen, argumentierte Leinfellner. (Schluss Nationalrat) med
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