• 15.10.2025, 18:08:03
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Nationalrat regelt Details des Studiums der Psychotherapie im Universitätsgesetz

Österreich-Quote für jährlich 500 Studienplätze an zehn Universitäten ab Wintersemester 2026/27

Wien (PK) - 

Für das Masterstudium Psychotherapie, das ab dem Wintersemester 2026/27 an zehn österreichischen Universitäten belegt werden kann, soll mit einer Quotenregelung sichergestellt werden, dass künftig ein ausreichendes Angebot an Absolventinnen und Absolventen für das österreichische Gesundheitssystem zur Verfügung steht. Finanziert werden pro Studienjahr bis zu 500 Plätze für Studienanfänger:innen. Wie bereits im Wissenschaftsausschuss fand sich für eine entsprechende Novelle des Universitätsgesetzes, die mit einem Initiativantrag von ÖVP, SPÖ und NEOS auf den Weg gebracht worden war, auch im Nationalrat mit den Stimmen von FPÖ, ÖVP, SPÖ und NEOS eine Mehrheit.

Einig zeigten sich die Parteien, dass Österreich einen hohen Bedarf an Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten hat. Aus Sicht der FPÖ ist dieser erhöhte Bedarf allerdings Folge einer verfehlten Corona-Politik. Die Grünen lehnten die Novelle ab, da sie darin eine unangemessene Bevorzugung der Universität für Weiterbildung Krems sehen.

Da eine starke Nachfrage für das Studienfach erwartet werde, sollen Maßnahmen zur Sicherung der künftigen österreichischen Gesundheitsversorgung in diesem Bereich getroffen werden. Daher sollen 75 % der Studienplätze für Inhaber:innen eines österreichischen Reifezeugnisses und diesen gleichgestellte Personengruppen vorgesehen werden. Eine solche präventive Maßnahme sei gemäß der Judikatur des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zulässig, hielten die Abgeordneten der Koalition in der Begründung des Antrags fest.

Grüne sehen Bevorzugung der Uni für Weiterbildung Krems

Psychische Erkrankungen seien glücklicherweise kein Tabu mehr, stellte Sigrid Maurer (Grüne) fest. Allerdings fehle noch immer ein ausreichendes Versorgungsangebot. Hier solle die neue Psychotherapieausbildung an den öffentlichen Universitäten Abhilfe schaffen. Allerdings sei es den Grünen nicht möglich, der Novelle in der vorliegenden Form zuzustimmen. Mit dieser wolle man offenbar der Donau-Universität Krems den Großteil der Studienplätze "zuschanzen". Dabei gebe es in Fachkreisen starke Zweifel daran, dass diese die geforderte Ausbildung angemessen durchführen könne. Maurer vermutete auch, hier solle ein weiterer Schritt gesetzt werden, um die Universität für Weiterbildung "durch die Hintertür zu einer Volluniversität" zu machen, obwohl im Regierungsprogramm das Gegenteil festgehalten sei.

FPÖ sieht Regierungspolitik als Hauptfaktor psychischer Belastung

Mit der COVID-19-Pandemie und den multiplen Krisen der letzten Jahre habe die psychische Belastung vor allem junger Menschen stark zugenommen, sagte Katayun Pracher-Hilander (FPÖ). Daher sei es zu begrüßen, wenn es ein besseres Angebot für Psychotherapie geben solle. Eine Österreich-Quote für die Studienplätze sei ebenfalls sinnvoll. Allerdings könne das neue Studium angesichts des Umfangs der psychischen Gesundheitskrise "nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein sein". Die Folgen der "zerstörerischen Corona-Maßnahmenpolitik" der letzten Bundesregierung seien in allen Bevölkerungsgruppen nach wie vor spürbar. Diese Krise setze sich auch fort, etwa wenn die Jugend "mit Regenbogenpropaganda überschüttet" und in ihrer Identitätsfindung behindert werde. Eine "heilende Art der Politik" sei daher längst überfällig.

SPÖ: Stärke Durchlässigkeit der Ausbildung und sichere Angebote

Psychische Gesundheit dürfte kein Luxus sein, betonte Petra Oberrauner (SPÖ). Das Angebot an Therapieplätzen müsse deutlich ausgeweitet werden, zumal eine große Zahl von Psychotherapeut:innen voraussichtlich in den nächsten Jahren in Pension gehen werde. Deshalb sei es die richtige Entscheidung, Studienplätze für Psychotherapie zu schaffen. Die Abgeordnete versprach sich von dem neuen Studium auch mehr Durchlässigkeit in der Psychotherapie-Ausbildung. Gerade aufgrund ihrer Rolle als Weiterbildungsuniversität sei die Donau-Universität Krems ein geeigneter Standort für den neuen Studienzweig, hielt Oberrauner der Kritik der Grünen entgegen.

Heinrich Himmer (SPÖ) zeigte sich ebenfalls zufrieden über die Stärkung der Psychotherapie-Ausbildung und die Absicherung eines Angebots an Therapieplätzen. Die explizite Möglichkeit, das Studium auch mit einer Studienberechtigungsprüfung beginnen zu können, sei ein Bekenntnis zur Unterstützung des lebenslangen Lernens. Auch SPÖ-Abgeordneter Peter Manfred Harrer sah einen wichtigen Schritt zur Sicherung des Angebots an Psychotherapie. Die Quotenregelung werde sicherstellen, dass die Ausgebildeten dem österreichischen Gesundheitssystem zur Verfügung stehen, zeigte er sich überzeugt.

ÖVP: Österreich-Quote vereinbar mit EU-Recht

Rudolf Taschner (ÖVP) sagte, er habe die Akademisierung der Ausbildung zuerst kritisch gesehen, sich aber dann von der Sinnhaftigkeit dieser Neuerung überzeugen lassen. Die Österreich-Quote sei ein wichtiger Faktor, um sicherzustellen, dass das neue Studium auf die Bedürfnisse Österreichs zugeschnitten sei. Er hoffe, dass sich auch die Europäische Union vom Bestehen dieses nationalen Bedarfes überzeugen lassen werde, wie es beim Medizinstudium bereits der Fall sei.

Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP) sah, anders als die Grünen, keine Privilegierung der Donauuniversität. Mit der Akademisierung werde die Ausbildung zur Psychotherapeutin bzw. zum Therapeuten auch für Menschen ohne finanzstarken Hintergrund geöffnet. Eine Zunahme der psychischen Belastungen werde schon seit längerer Zeit festgestellt, meinte Jeitler-Cincelli. Einen direkten Zusammenhang mit der Pandemiepolitik sehe sie dabei nicht. Vielmehr werde in den letzten Jahren offener über psychische Belastungen gesprochen.

NEOS: Weiterer Schritt zur Profilbildung der Hochschulen

Die Novelle wurde auch von den NEOs explizit begrüßt. Die Argumentation der Grünen und die von ihnen geäußerte "Angst vor einer weiteren Volluniversität" konnte Martina von Künsberg Sarre (NEOS) dabei nicht nachvollziehen. Der Wettbewerb zwischen den Universitäten um die beste Ausbildung sei grundsätzlich sinnvoll. Eine weitere Spezialisierung der österreichischen Hochschulen sei vielmehr ein wichtiger Faktor für deren künftigen Erfolg.

Holzleitner: Wollen Versorgungssicherheit bei Psychotherapie

Erfreut über den Beschluss zeigte sich auch Bundesministerin Eva-Maria Holzleitner. Der Beschluss zeige einen Fokus darauf, die Versorgungssicherheit mit psychotherapeutischen Angebot sicherzustellen. Die Grundlage für das neue Studium sei mit Zustimmung aller Fraktionen gelegt worden, erinnerte die Ministerin. Auch wenn die Grünen heute nicht mitstimmen würden, so gebe es doch einen breiten Schulterschluss über sehr unterschiedliche Fraktionen hinweg.

Die Österreich-Quote für Studienplätze solle die Versorgungssicherheit garantieren. Sie sei in dieser Frage bereits im positiven Austausch mit der EU, teilte die Wissenschaftsministerin mit. Auch die Finanzierung der Plätze über die Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten sei gesichert. Zufrieden zeigte sich Holzleitner zudem darüber, dass zehn österreichische Universitäten "an Bord" seien und dass die soziale Durchlässigkeit der Ausbildung sichergestellt werden konnte.

Was die Donau-Universität Krems betreffe, so sei explizit festgehalten, dass ihre Kernaufgabe, die Weiterbildung, weiter bestehen bleibe. Das sei auch im Sinne einer Profilbildung der österreichischen Hochschulen. Holzleitner kündigt an, dass diese Profilbildung auch ein wichtiger Aspekt der neuen Hochschulstrategie sein werde. Die Wissenschaftsministerin bekräftigte auch, dass es keine weitere Universitätsgründung des Bundes in den nächsten Jahren geben werde. (Fortsetzung Nationalrat) sox

HINWEIS: Sitzungen des Nationalrats und des Bundesrats können auch via Livestream mitverfolgt werden und sind als Video-on-Demand in der Mediathek des Parlaments verfügbar.


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