• 15.10.2025, 15:44:03
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Lage der Landwirtschaft: Grüner Bericht 2025 sorgt für intensive Diskussion im Nationalrat

Mercosur, Versorgungssicherheit und Herkunftskennzeichnung im Zentrum der Agrardebatte

Wien (PK) - 

Eine intensive Diskussion führte der Nationalrat heute zur Lage der Landwirtschaft und dem dazu vorgelegten " Grünen Bericht 2025 ". Nach einem Einkommensrückgang im Jahr 2023 sind die Einkünfte der heimischen Bäuerinnen und Bauern 2024 wieder angestiegen, so der Bericht. Der Grüne Bericht biete eine Datenbasis für verlässliche Agrarpolitik, unterstrich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Durchschnittlich beliefen sich die Einkommen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe im vergangenen Jahr auf 40.024 Ꞓ pro Betrieb, was einer Erhöhung um 4,5 % zu 2023 entspricht.

In der Debatte wurde ein Ordnungsruf an Maximilian Linder (FPÖ) für das Wort "angelogen" erteilt, als er an ehemalige Regierungsmitglieder der ÖVP erinnerte. Aber auch Olga Voglauer von den Grünen musste ihre Worte zurücknehmen, um einem Ordnungsruf zu entgehen. Der Bericht wurde mehrheitlich - ohne Stimmen der FPÖ - zur Kenntnis genommen. Ein Entschließungsantrag der Grünen zu Herkunfts- und Haltungskennzeichnungen blieb in der Minderheit.

FPÖ gegen Mercosur und Green Deal

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist weiter gesunken, machte Peter Schmiedlechner (FPÖ) aufmerksam. Zudem verwies er auf die rückläufige Leistungsbilanz im Agrarhandel. Er hielt es für einen schlechten Weg, sich auf das Ausland zu verlassen und machte sich dafür stark, dass Österreich sich selbst mit Lebensmitteln versorgen kann. Schmiedlechner sprach sich gegen das Handelsabkommen Mercosur aus und wollte außerdem aus dem Green Deal aussteigen. Zudem setzte er sich unisono mit Alois Kainz (FPÖ) dafür ein, den Import von ukrainischem Getreide zu stoppen.

Hinsichtlich der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2028 plädierte Albert Royer für eigenständig geregelte Agrargelder.

SPÖ macht sich für Nebenerwerbbetriebe stark

Auf Basis gezielter staatlicher Unterstützung sei das Einkommen der Betriebe im letzten Jahr gestiegen, unterstrich Elisabeth Feichtinger (SPÖ). Dabei verwies sie gemeinsam mit Michael Seemayer (SPÖ) auf die Einkommensschere zwischen Haupterwerbs- und Nebenerwerbsbetrieben, aber auch auf strukturelle Geschlechterungleichheiten. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinke, damit würden gelebte Tradition und auch Nahversorger verschwinden. Auch die Imker würden immer weniger werden, so Feichtinger. Ohne Bienen gebe es kein Obst und keine Vielfalt, warnte sie. Seemayer setzte sich dafür ein, kleine Nebenerwerbbetriebe zu erhalten.

NEOS für regionale Beschaffung und Bio-Qualität

Seitens der NEOS betonte Karin Doppelbauer (NEOS) die wirtschaftliche Bedeutung des Mercosur-Abkommens für Österreich. Sie hielt es für unverantwortlich von der FPÖ, dieses verhindern zu wollen. Die Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe seien gestiegen, aber das Geld komme aus öffentlichen Mitteln, was Doppelbauer für nicht nachhaltig ansah. Es brauche wirtschaftliche Rahmenbedingungen, damit Bäuerinnen und Bauern von dem, was sie am Markt erwirtschaften, besser leben können, unterstrich sie. Doppelbauer ging es darum, die Landwirtschaft im Land zu halten. Daher setzte sie sich für regionale Beschaffung und Bio-Qualität ein. Im Sinne der nächsten Generationen gelte es, das Klimagesetz rasch auf den Weg zu bringen, unterstrich Doppelbauer.

Grüne setzen sich mit Entschließungsantrag für Herkunfts- und Haltungskennzeichnung ein

"Es ist kein gutes Jahr gewesen", sagte Olga Voglauer (Grüne) mit Verweis auf die Realeinkommen. Zum Thema Mercosur übte sie Kritik an der ÖVP und führte aus, dass das Abkommen wahrscheinlich gesplittet werde. Um die Zustimmung einzelner EU-Länder wie Österreich zu umgehen, könnte der Pakt in einen politischen Teil (Assoziierungsabkommen) und einen wirtschaftlichen Teil (Handelsabkommen) aufgeteilt werden, erklärte sie. "Wenn man Mercosur zustimmt, muss man vorsorgen", argumentierte Voglauer, die deshalb einen Entschließungsantrag zur Herkunfts- und Haltungskennzeichnung einbrachte und damit Transparenz, Tierschutz und faire Erzeuger:innen-Preise einmahnt. Denn je mehr Ware aus Drittstaaten importiert werde, umso stärker gerate die europäische und speziell österreichische Landwirtschaft unter Wettbewerbsdruck, weil die Tierhaltungs- und Produktionsstandards in anderen Teilen der Welt deutlich niedriger seien, erklärte sie.

Der Entschließungsantrag erhielt neben den Grünen auch die Zustimmung der FPÖ, blieb aber insgesamt in der Minderheit.

ÖVP: Qualität hat ihren Preis

Die Betriebe stellen die Daten für den Grünen Bericht freiwillig zur Verfügung, hob Georg Strasser (ÖVP) hervor. Für ihn ist Planungssicherheit ein wichtiges Thema. Bäuerliche Betriebe müssten die Chance haben, Investitionen über einen angemessenen Zeitraum zu refinanzieren. Beim Handel mit Drittstaaten braucht es aus seiner Sicht maßvolle Kontingente. Dies sei mit der Ukraine abgesichert worden, hielt er der FPÖ entgegen. Qualität müsse ihren Preis haben, unterstrich Strasser. Fraktionskollege Johannes Schmuckenschlager (ÖVP) setzte in seinem Redebeitrag darauf, die Versorgungssicherheit aufrecht und bäuerliche Strukturen wettbewerbsfähig zu erhalten.

"Heute ist Weltlandfrauentag", machte Fraktionskollegin Irene Neumann-Hartberger aufmerksam und würdigte die Bedeutung der Frauen in der ländlichen Entwicklung. Lebensmittelproduktion im eigenen Land sei ein Sicherheitsfaktor, betonte sie und wollte ein Bewusstsein für heimische und selbst zubereitete Speisen schaffen.

Totschnig: Österreichische Landwirtschaft gut aufgestellt

Der Grüne Bericht biete eine Datenbasis für verlässliche Agrarpolitik, unterstrich Landwirtschaftsminister Totschnig. Hinter den Zahlen des Grünen Berichts stünden Betriebe, die unter enormem Druck Großes leisten, würdigte er. Der Klimawandel habe direkte Auswirkungen auf die Betriebe, so Totschnig. Zudem seien die Bäuerinnen und Bauern nicht die Preistreiber für den Markt. Die österreichische Landwirtschaft sei gut aufgestellt, betonte der Minister, unser Weg, auf Qualität zu setzen, habe sich ausgezahlt. Aber gleichzeitig seien die Importe gestiegen. Er möchte sich dafür einsetzen, die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe zu stärken. Zum mehrjährigen Finanzrahmen auf EU-Ebene sprach sich Totschnig für eine gesicherte Mittelzuordnung aus. (Fortsetzung Nationalrat) gla

HINWEIS: Sitzungen des Nationalrats und des Bundesrats können auch via Livestream mitverfolgt werden und sind als Video-on-Demand in der Mediathek des Parlaments verfügbar.


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