- 15.10.2025, 15:10:33
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Nationalrat: Trotz Nächtigungsrekord sinkende Ertragslage im Tourismus
Tourismus-Staatssekretärin Zehetner nennt den Kampf gegen die Inflation als eine der "Top-Prioritäten"
Trotz Nächtigungsrekord ging im Vorjahr die Ertragslage im Tourismus zurück. Darum drehte sich heute die Debatte im Nationalrat zum Bericht "Tourismus in Österreich 2024". Demnach erreicht die Zahl der Nächtigungen 2024 mit 154,3 Mio. einen neuen Höchstwert. Der Wert von 2023 wurde damit um 2,1 % und das bisherige Rekordniveau des Vorkrisenjahres 2019 um 1,1 % übertroffen. Die Ankünfte beliefen sich auf 46,7 Mio. (+3,3 %). Als zentrale Herausforderungen für die Tourismuswirtschaft nennt der Bericht den Fachkräftemangel und den Klimawandel.
Der Tourismus in Österreich sei eine Erfolgsgeschichte, die man weiterschreiben wolle, sagte Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner. Die Zahlen im Tourismusbericht 2024 würden belegen, dass Urlaub in Österreich so beliebt sei wie nie zuvor. Außerdem habe die Messung der Tourismusakzeptanz der Bevölkerung ein "extrem erfreuliches Bild" gezeigt, so Zehetner. Es sei Ausdruck einer modernen Tourismuspolitik, dass diese nicht nur auf die Interessen der Gäste, sondern auch auf jene der einheimischen Bevölkerung ausgerichtet sei, betonte sie. Sorge bereite jedoch, dass die Tourismusbetriebe mit steigenden Personal- und Lebensmittelkosten sowie hohen Energiepreisen konfrontiert und daher zu Preissteigerungen gezwungen seien. Nicht alle Kosten könnten weitergegeben werden, deshalb habe sich die "Ertragslage nicht so gut entwickelt", sagte Zehetner. Die Bekämpfung der Inflation sei daher eine der "Top-Prioritäten" der Bundesregierung.
Der Tourismusbericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen. Ein Entschließungsantrag der FPÖ zum Thema "Reformen für das Tourismusland Österreich" wurde abgelehnt.
FPÖ fordert "konkrete Schritte"
Der heimische Tourismus sei eine tragende Säule und entscheidender Faktor für Beschäftigung, Wohlstand und Lebensqualität, betonte Tina Angela Berger (FPÖ) und ortete eine Schieflage: Denn trotz steigender Nächtigungszahlen stagniere die Wertschöpfung. Sie forderte bessere Rahmenbedingungen, um den Unternehmergeist im Tourismus zu ermöglichen, statt ihn "zu ersticken". Nicole Sunitsch (FPÖ) kritisierte "fehlende Schritte", denn es sei zu wenig, nur über Visionen zu sprechen. Aus ihrer Sicht seien beispielsweise die Einführung digitaler Verfahren sowie Entlastungen notwendig. Ihr Fraktionskollege Christoph Steiner sprach von fehlender Planungssicherheit und Überregulierung. Wie bereits im Tourismusausschuss brachte er einen Antrag ein, der auf eine Initiative von Josef Schellhorn (NEOS) aus dem Vorjahr zurückgeht. Schellhorn hatte Ende Februar 2024 mit einem Entschließungsantrag unter dem Titel "Reformen für das Tourismusland Österreich" ein Entlastungspaket für den Tourismus gefordert.
Einen Ordnungsruf wegen "bewusster Namensverunglimpfung" erhielt Steiner von Zweitem Nationalratspräsidenten Peter Haubner für einen Zwischenruf. Steiner hatte Dominik Oberhofer (NEOS) nach einer "tatsächlichen Berichtigung" als "Dodelhofer" bezeichnet.
ÖVP: Nach Covid-Krise wieder Rekordsaisonen im Tourismus
Gabriel Obernosterer (ÖVP) nannte den Tourismus in Österreich einen Stabilitätsfaktor der Wirtschaft und wies darauf hin, dass für die "gesetzlichen Grundlagen" die Bundesländer zuständig seien. Die neun verschiedenen Tourismusgesetze würden zu verschiedenen Abgaben je nach Bundesland führen. Dies sollte man "vielleicht vereinheitlichen", meinte Obernosterer. Auf den Fachkräftemangel im Tourismus ging Margreth Falkner (ÖVP) ein und strich die Erhöhung der Kontingente für Saisonarbeitskräfte positiv hervor. Franz Hörl (ÖVP) betonte, dass es im Tourismus Rekordsaisonen gebe und führte dies auch darauf zurück, dass es "in der größten Krise der österreichischen Wirtschaft", nämlich der Covid-Krise, gelungen sei, die Betriebe "drüberzubringen" und "keiner verloren" sei. Der Tourismus sei zudem bei erneuerbarer Energie jene Sparte, die mit 66 % an der Spitze der heimischen Wirtschaft liege. Die sinkende Ertragslage sei laut Hörl hohen KV-Lohnabschlüssen, "teuren Personalunterkünften" und der Steigerung der Energiekosten geschuldet.
SPÖ: Vorreiterrolle Österreichs im Tourismus weiter ausbauen
Es gehe nicht um das jährliche Aufstellen neuer Rekorde, sondern darum, die Vorreiterrolle Österreichs im Tourismus im internationalen Wettbewerb weiter auszubauen, sagte Melanie Erasim (SPÖ). Daher sei die Bundesregierung "mitten in der Umsetzung", um den Standort zukunftsfit zu machen. Ein Schwerpunkt sei dabei, die Beschäftigten möglichst lange in der Branche zu halten. Der "Tourismusbeschäftigtenfonds", der sich bereits in Begutachtung befindet, sei ein großer Wurf, so Erasim. Ihre Fraktionskollegin Katrin Auer kritisierte, dass die Vorgängerregierung bei der Bekämpfung der Teuerung versagt habe und sich dies nun auch negativ auf die Wertschöpfung in der Tourismusbrauche auswirke. Sie forderte, aus diesen Fehlern zu lernen. Zudem sprach sie sich für die Unterstützung der Kunst- und Kulturbetriebe aus, da Kultur "kein Luxusgut" sein dürfe. Wolfgang Kocevar (SPÖ) betonte, dass der Städtetourismus ein stark wachsendes Segment sei und forderte finanzielle Hilfe für Städte und Gemeinden, sodass diese Sport- und Eislaufplätze sowie Schwimmbäder auch als touristische Angebote erhalten und ausbauen können.
NEOS sehen Zukunft in nachhaltigen, qualitativen Ganzjahrestourismus
Dominik Oberhofer (NEOS) betonte, dass der Tourismus für Rekorde sorge und dabei durch Steuerabgaben auch viele Einnahmen generiere. Dieses Geld könnte nicht verteilt werden, wenn es der Tourismus nicht erwirtschaften würde, unterstrich Oberhofer. Der Tourismusbericht 2024 mache jedoch laut Oberhofer auch deutlich, dass man auf die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Branche achten müsse. Er plädierte dafür, vor allem bei der Senkung der Energiepreise anzusetzen und betonte außerdem, dass der Tourismus auch beim Thema Integration "sehr viel leisten" würde. Gertraud Auinger-Oberzaucher (NEOS) sprach sich für "vernetztes Denken" aus, da im Tourismus viele unterschiedliche Bereiche zusammenwirken würden. Erfolg heiße in Zukunft "Wirkung und nicht Masse", meinte sie. Demnach liege die Zukunft in einem nachhaltigen, qualitativen Ganzjahrestourismus, so Auinger-Oberzaucher
Grüne: Klimakrise als größte Herausforderung auch im Tourismus
Barbara Neßler (Grüne) ging darauf ein, dass der Personalmangel im Tourismus ein "ewigleidiges Thema" sei. Sie schlug unter anderem die Ausweitung der Rotweißrotkarte für Staatsgehörige aus EU-Beitrittskandidaten vor und meinte, dass das größte Potential am Arbeitskräftemarkt bei den Frauen liegen würde, es aber an der passenden Kinderbetreuung fehlen würde. Als größte Herausforderung gerade auch für den Tourismus nannte sie die Klimakrise. Wenn der Schnee weg sei, die Berge anfangen zu bröckeln und die Städte überhitzt seien, würden politische Streitigkeiten über Saisonkontingente auch nichts mehr bringen, meinte Neßler. Sie kritisierte außerdem, dass die Regierung anstatt das Klima zu schützen, mit dem "Abrissbagger auffahren" und "Milliarden in die weitere Zerstörung der Natur" stecken würde. (Fortsetzung Nationalrat) bea
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