• 15.10.2025, 12:02:37
  • /
  • OTS0118

Energiewende in der Warteschleife

Die Sprecher bei dem Pressegespräch des OVE anlässlich der
OVE-Energietechnik-Tagung in Kufstein
Kufstein (OTS) - 

Klare rechtliche Rahmenbedingungen sind die Basis für den Umbau unseres Energiesystems. Doch auf diese wartet die Branche seit Jahren. Während der Entwurf für das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) noch in Begutachtung ist, steht das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) nach Jahren nun vor dem Beschluss im Nationalrat. Bei einer Pressekonferenz des OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik in Kufstein forderten Expert:innen heute von der Politik rasche Entscheidungen.

Der Erfolg der Energiewende ist nur möglich, wenn das gesamte System betrachtet wird: Der massive Erneuerbaren-Ausbau macht auch einen koordinierten Netzausbau mit einer umfassenden Digitalisierung, große Energiespeicher und innovatives Flexibilitätsmanagement erforderlich. Unklare Rahmenbedingungen, lange Genehmigungsverfahren und fehlende Personalressourcen bei den zuständigen Behörden erschweren allerdings die Umsetzung dieser Projekte und verzögern damit den Umbau unseres Energiesystems. Die Energiebranche fordert daher rasche Entscheidungen für eine vorausschauende und nachhaltige Systemplanung.

Steiniger Weg zu Tirols Energieautonomie

Als Landesenergieversorger ist die TIWAG ein entscheidender Akteur auf dem Weg zur Energieautonomie Tirols bis 2050. Dieser Weg sei allerdings nur mit klaren, verlässlichen und vor allem rasch beschlossenen politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, betonte Vorstandsdirektor Alexander Speckle im Rahmen des Pressegesprächs. Die TIWAG sei bereit, Projekte wie etwa das Pumpspeicherkraftwerk Versetz umzusetzen, aktuell würden ineffiziente Verfahren allerdings oft zu jahrelangen Verzögerungen führen. „Es ist an der Zeit, Taten statt Worte sprechen zu lassen und durch Verfahrenseffizienz, Transparenz und eine Konzentration auf das Wesentliche die notwendigen Projekte endlich voranzutreiben, um die Energiewende zu einem wirtschaftlichen Erfolg für Österreich zu machen“, so Speckle.

Analysetools unterstützen energiepolitische Entscheidungen

Wichtige Grundlagen für energiepolitische Entscheidungen liefert Sonja Wogrin, Leiterin des Instituts für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation an der TU Graz, mit ihrer Forschung. Mithilfe innovativer Analysetools und Berechnungsmethoden entwickelt sie digitale Zwillinge von Energiesystemen, die als Basis für eine vorausschauende, nachhaltige und resiliente Systementwicklung dienen. Ihre Forschung ermöglicht es, die komplexen Wechselwirkungen innerhalb von Energiesystemen präzise abzubilden, verschiedene Szenarien realitätsnah zu simulieren und somit wissenschaftlich fundierte Entscheidungsgrundlagen zu schaffen. „Wer die Energiezukunft gestalten will, muss sie heute modellieren“, zeigte sich Wogrin überzeugt. Die Energiebranche müsse abgestimmt und strategisch vorgehen, von der Politik seien die passenden Rahmenbedingungen gefordert.

Gesetze sollen Klarheit schaffen

Vor allem das seit Jahren angekündigte Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) sowie das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) seien wichtige Bausteine, um Behördenverfahren zu beschleunigen und wichtige Energiewende-Projekte voranzutreiben, betonten die Experten. Gleichzeitig kam aber auch Kritik an Details – von TIWAG-Vorstandsdirektor Speckle etwa am Netznutzungsentgelt für Erzeuger: Dieses bedeute eine Benachteiligung der heimischen Erzeugung und Speicherung und erschwere Investitionen in wichtige Projekte wie Pumpspeicher. OVE-Präsident Gerhard Fida, Geschäftsführer der Wiener Netze, hingegen forderte eine gerechte Aufteilung der Netztarife, um den zügigen Ausbau der Netzinfrastruktur zu sichern. „Bis 2040 müssen rund 44 Milliarden Euro in die Netze investiert werden, damit diese die Anforderungen der Energiewende meistern und unsere Versorgungssicherheit gewährleisten können. Das ElWG muss hier Klarheit in Sachen Finanzierung schaffen“, so Fida. Die Kosten müssten fair auf alle Beteiligten aufgeteilt werden.

Energiewende als Wirtschaftsimpuls

Mit den richtigen Rahmenbedingungen könne die Energiewende zu einem wirtschaftlichen Erfolg für Österreich und Europa werden, zeigten sich die Expert:innen überzeugt. Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, benötige die heimische Industrie vor allem ausreichend qualifizierte Fachkräfte sowie eine resiliente, regional aufgebaute Lieferkette, betonte Aleš Prešern, Geschäftsführer von Siemens Energy Austria mit über 2.500 Mitarbeitenden: Wir betreiben in Österreich mehrere Werke zum Bau von Weltklasse-Transformatoren, einer der Hauptkomponenten der globalen Energiewende. Für unsere hohen Qualitätsanforderungen ist die Verfügbarkeit von Fachkräften von zentraler Bedeutung. Ganz wesentlich ist hier die gegenseitige Unterstützung von Politik, Behörden und Bildungseinrichtungen. Neben dem Ausbildungssystem und den hochqualifizierten Arbeitskräften punkte Österreich als Standort auch durch seine geographische Lage und die hohe Versorgungssicherheit.

Dringend Fachkräfte gesucht

Um auch weiterhin qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben, fordern die Expert:innen eine Stärkung von technischen Ausbildungen. Denn trotz Konjunkturschwäche bleibt der Fachkräftemangel in der Elektro- und Informationstechnik eine reale Herausforderung. Laut einer aktuellen Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts fehlen alleine der Elektro- und Elektronikindustrie derzeit insgesamt 3.400 HTL-Absolvent:innen. Ein Umstand, der ein hohes Risiko für den Wirtschaftsstandort birgt, so OVE-Präsident Fida: Qualifizierte Fachkräfte sind eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende, eine nachhaltige Wirtschaft und einen starken Wirtschaftsstandort. Wir müssen daher in die Zukunft investieren und technische Ausbildungen weiter stärken. Mit zahlreichen Initiativen, etwa LET’S TECH und Girls! TECH UP sowie der Branchenkampagne „Join the Future“ engagiert sich der OVE für den Fachkräftenachwuchs.

Rückfragen & Kontakt

OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik
Mag. Cornelia Schaupp
Telefon: T +43 1 587 63 73-534
E-Mail: c.schaupp@ove.at
Website: https://www.ove.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | OVE

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel