- 11.10.2025, 16:51:03
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Auszeichnung exzellenter österreichischer Wissenschaftler:innen in den USA
Verleihung der ASciNA Awards 2025 an drei Forschende aus Österreich in Washington, D.C.
Die Forschenden Caroline Moosmüller, Alexander Lercher und Gabriele Wadlig wurden für ihre exzellenten Publikationen mit den diesjährigen ASciNA Awards des BMFWF im Rahmen einer Vernetzungsveranstaltung österreichischer Forschender an der österreichischen Botschaft in Washington, D.C. am 11. Oktober 2025 ausgezeichnet.
„Mit den ASciNA Awards zeichnet mein Ministerium exzellente österreichische Forschende in Nordamerika aus und unterstützt damit zugleich die weltweite Vernetzung der österreichischen Forschung. Gerade in Zeiten, in denen Wissenschaft und Forschung in den USA zunehmend unter Druck geraten, ist es wichtig, österreichische Forschende vor Ort vor den Vorhang zu holen und sie auf ihrem Weg in der Forschung zu bestärken. In Zeiten multipler Krisen muss globale Kooperation und internationale Mobilität weitergehen. Gleichzeitig aber jene unterstützen, die einen sicheren Hafen brauchen – das ist der Forschungsstandort Österreich für talentierte Forschende, die ihre Erfahrungen aus dem Ausland nach Österreich bringen“, so Bundesministerin Eva-Maria Holzleitner.
Die ASciNA Awards, dotiert mit 10.000 Euro für den Hauptpreis in der Kategorie „Junior Principal Investigator“ sowie jeweils 7.500 Euro für zwei „Young Scientist“-Auszeichnungen, werden an junge Forschende aus Österreich für herausragende wissenschaftliche Publikationen vergeben. Prämiert werden Arbeiten, die während eines Forschungsaufenthalts in Nordamerika entstanden und in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind. Die Auswahl der Preisträger:innen erfolgt durch eine internationale Jury des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.
„Seit mehr als zwei Jahrzehnten setzt sich ASciNA als Plattform dafür ein, junge Forschende in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung zu begleiten – ein Ziel, das auch der Wissenschaftsfonds FWF nachdrücklich unterstützt. Es freut uns, jedes Jahr die Awards im Rahmen der Begutachtung zu begleiten“, erklärt FWF-Präsident Christof Gattringer. „Angesichts der jüngsten forschungspolitischen Entwicklungen in den USA ist es wichtig, Kooperationen und den internationalen Wissensaustausch fortzuführen – dazu tragen die ausgezeichneten Publikationen bei. Den Preisträger:innen Caroline Moosmüller, Alexander Lercher und Gabriele Wadlig gratuliere ich herzlich und wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg für ihre wissenschaftliche Laufbahn“, so FWF-Präsident Christof Gattringer.
Caroline Moosmüller erhält den diesjährigen Hauptpreis für ihre ausgezeichnete Publikation „Linearized Wasserstein dimensionality reduction with approximation guarantees“ (Applied and Computational Harmonic Analysis, Oktober 2024). Als Assistenzprofessorin am Department für Mathematik an der University of North Carolina at Chapel Hill leitet sie die Forschungsgruppe für Geometric Data Analysis. Zuvor war sie als Visiting Assistant Professor an der University of California, San Diego, sowie als Postdoktorandin an der Johns Hopkins University tätig. Ihren Doktortitel erwarb sie 2017 an der Technischen Universität Graz. Ihre Arbeit befasst sich mit der Interpretation komplexer Daten. Um diese verständlich zu machen, werden Methoden benötigt, die Muster und Strukturen zuverlässig erkennen. Klassische Verfahren des maschinellen Lernens stoßen dabei an Grenzen, insbesondere bei hochdimensionalen Daten wie Bildern, Texten oder genetischen Messungen. Ihr Forschungsteam hat daher die LOT Wassmap Methode entwickelt. Sie verbindet moderne mathematische Ansätze des optimalen Transports mit bewährten Verfahren zur Dimensionsreduktion und eignet sich besonders für Punktwolken und Verteilungen. Ein entscheidender Vorteil: LOT Wassmap bleibt auch bei fehlerhaften Messungen stabil und liefert robuste Ergebnisse. Die Methode wurde erfolgreich an künstlichen Datensätzen getestet und wird nun auf Genexpressionsdaten von Krebspatienten angewandt. Ziel ist es, Krebsarten präziser zu unterscheiden und ihre biologischen Grundlagen besser zu verstehen – ein wichtiger Schritt hin zu verbesserten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
In der Kategorie „Young Scientist“ wurden Alexander Lercher und Gabriele Wadlig ausgezeichnet.
Alexander Lercher ist Postdoktorand an der Rockefeller University in New York im Labor des Nobelpreisträgers Charles M. Rice. Seine Forschung beschäftigt sich mit der Frage, wie das angeborene Immunsystem ein „Gedächtnis“ entwickeln kann, das nicht nur vor bekannten, sondern auch vor neuen Viren schützt – ein vielversprechender Ansatz im Kampf gegen zukünftige Pandemien. Nach seinem Studium der Molekularen Immunologie und Mikrobiologie an der Universität Wien promovierte Lercher 2020 am CeMM der Medizinischen Universität Wien. In seiner Publikation „Antiviral innate immune memory in alveolar macrophages following SARS-CoV-2 infection ameliorates secondary influenza A virus disease“ (Immunity, November 2024), zeigen Alexander Lercher und Kolleg:innen, dass das angeborene Immunsystem in der Lage ist, ein funktionelles Gedächtnis auszubilden. Im SARS-CoV-2-Mausmodell konnten die Forschenden nachweisen, dass alveolare Makrophagen – zentrale Immunzellen in der Lunge – durch die Aktivität von Typ-I-Interferonen epigenetisch reprogrammiert werden und so eine verstärkte antivirale Reaktionsbereitschaft entwickeln. Bemerkenswerterweise führte diese Reprogrammierung zu einem erhöhten Schutz gegenüber einer nachfolgenden Infektion mit einem antigenfremden Influenzavirus. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass innate immune memory einen breiteren, krankheitserregerübergreifenden Schutz bieten kann als bislang angenommen. Die detaillierte Aufklärung der zugrunde liegenden molekularen Mechanismen eröffnet neue Perspektiven für die Entwicklung breit wirksamer antiviraler Therapien und könnte wesentlich zur Pandemieprävention beitragen.
Gabriele Wadlig ist Postdoktorandin im Bereich der Rechts- und Verfassungstheorie der TU Dresden. Ihre Forschung konzentriert sich auf Fragen globaler Governance im Spannungsfeld von Natur, Technologie und Infrastruktur sowie auf die komplexen Wechselwirkungen rechtlicher und nicht-rechtlicher Governance-Technologien. Sie promovierte im Juridical Science Program an der New York University School of Law zum Thema „tenure security“ im Völkerrecht. Wadlig studierte Rechtswissenschaften an der Universität Graz, erwarb einen Joint Master’s Degree in Sustainable Development (Venezia/Graz/Leipzig) und schloss ihr Bachelorstudium in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der WU Wien ab. In ihrer Publikation „The International Law of Land (Grabbing): Human Rights and Development in the Context of Racial Capitalism“ (Chicago Journal of International Law, Februar 2025) analysiert Wadlig, wie internationale und transnationale Rechtsstrukturen die globale Landpolitik gestaltet und welche Folgen dies für lokale Bevölkerungen hat. Im Zentrum steht der Begriff der „tenure security“, also die rechtliche Absicherung von Landnutzungs- und Besitzrechten, die als Schlüssel zu Armutsbekämpfung, Ernährungssicherung und nachhaltigen Entwicklung gilt. Wadlig zeigt, dass internationale Programme tenure security häufig mit der formalen Registrierung und Übertragbarkeit von Landrechten gleichsetzen, was oft zu gegenteiligen Effekten führt: Land wird primär als handelbarer Vermögenswert betrachtet, wodurch insbesondere indigene Gemeinschaften benachteiligt werden, etwa durch Enteignung, Vertreibung und dem Verlust von Lebensgrundlagen führen kann. Wadlig weist nach, dass diese Dynamiken auf koloniale Pfadabhängigkeiten zurückgehen, in denen Land primär als Ressource zur wirtschaftlichen Ausbeutung verstanden wurde. Sie fordert daher eine dekoloniale Reflexion internationaler Rechtspraktiken und betont, dass Land nicht nur als Besitz, sondern auch als Lebensgrundlage, kultureller Raum und gemeinschaftliches Gut anerkannt werden muss. Nur so können gerechte und nachhaltige Ansätze in Entwicklungszusammenarbeit und Menschenrechtsschutz entstehen, die strukturelle Ungleichheiten abbauen.
Die diesjährigen ASciNA Awards machen sichtbar, wie kreativ, vielfältig und international erfolgreich österreichische Forschung ist. „Die Forschung der ASciNA Preisträger:innen beweist, dass Wissenschaft nicht im Elfenbeinturm stattfindet, sondern konkrete Antworten auf die drängendsten Herausforderungen von Gesundheit, Umwelt und Gesellschaft liefert. Von innovativen Ansätzen in der Immunologie über kritische Analysen globaler Rechtsstrukturen bis hin zu neuen Methoden der Datenanalyse – unsere Preisträger:innen verbinden exzellente Grundlagenforschung mit hoher gesellschaftlicher Relevanz. ASciNA ist stolz, diese herausragenden Talente zu präsentieren. Wir danken dem Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung und dem FWF für die essenzielle und langjährige Unterstützung unserer Wissenschafter:innen in Nordamerika“, sagt ASciNA Präsidentin Alexandra Lieben.
ASciNA, das Netzwerk österreichischer Forschender in Nordamerika, wurde 2002 in Washington, D.C., gegründet und zählt weltweit etwa 1.400 Mitglieder. ASciNA engagiert sich für seine Mitglieder in Nordamerika aber fungiert ebenso als Brückenbauer zwischen Österreich und Nordamerika und als Schnittstelle zwischen Österreichs Wissenschaftssystem und dem nordamerikanischen Forschungsraum. Zu den zentralen Aktivitäten des Netzwerks gehören neben den ASciNA Awards auch das ASciNA Mentoring-Programm, die Virtual ASciNA Talks, die lokale Vernetzung innerhalb der ASciNA Chapter in den USA, Kanada und Mexiko und das Sichtbarmachen und Mobilisieren der österreichischen Wissenschaftsdiaspora.
Rückfragen & Kontakt
Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung
Florian Atzmüller
Telefon: +43 664 78092423
E-Mail: florian.atzmueller@bmfwf.gv.at
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