- 10.10.2025, 09:17:32
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Tag der psychischen Gesundheit: Versorgung für Kinder und Jugendliche stärken
Der Tag der psychischen Gesundheit stellt uns auch vor die Frage, wie es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich bestellt ist. Leider gibt es dazu keine repräsentativen Daten. Wie der Rechnungshof in seinem letzten Bericht zur Versorgungslage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zutreffend angemerkt hat, existiert diesbezüglich in Österreich seit vielen Jahren eine erhebliche Lücke. Während in vielen Bereichen der körperlichen Medizin regelmäßig Erhebungen zur Gesundheit stattfinden und Vorsorgemaßnahmen existieren, fehlen vergleichbare repräsentative Befragungen zur psychischen Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen. Dies erschwert nicht nur das Erkennen von Risikofaktoren für die psychische Gesundheit, sondern macht auch die Beurteilung der Wirksamkeit getroffener Maßnahmen unmöglich. Vor diesem Hintergrund fordert die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP), dass – wie in vielen anderen Ländern auch – wiederkehrende Erhebungen zur psychischen Gesundheitslage von Kindern und Jugendlichen in Österreich etabliert werden. Nur so kann eine fundierte Einschätzung der Versorgungssituation gewährleistet werden.
Genau diese unzureichende Versorgungssituation verlangt, wie der aktuelle Rechnungshofbericht eindeutig zeigt, weiterhin erhebliche und sofortige Nachbesserungen. Zwar sind im Bereich der ambulanten Versorgung Fortschritte erkennbar, dennoch gibt es weiterhin Regionen in Österreich, die kinder- und jugendpsychiatrisch nur unzureichend abgedeckt sind. Hier braucht es einerseits zusätzliche Kassenarztverträge, andererseits die Möglichkeit zur Einrichtung von Primärversorgungseinheiten, in denen multidisziplinär unter kinder- und jugendpsychiatrischer Leitung Versorgungsleistungen angeboten werden können. Darüber hinaus zeigt der Rechnungshofbericht, dass der Ausbau der stationären und teilstationären Versorgung weitgehend ins Stocken geraten ist. Es fehlen weiterhin hunderte stationäre und teilstationäre Betreuungsplätze. Mit dem Burgenland gibt es nach wie vor ein Bundesland, das keinen einzigen stationären Behandlungsplatz anbietet. Dazu Univ. Prof. Dr. Plener, Präsident der ÖGKJP: „Wir als Kinder- und Jugendpsychiater:innen wünschen uns, dass basierend auf den lange vorhandenen Kennzahlen und Strategien, reale Änderungen hin zu einem tatsächlichen Ausbau implementiert werden
.“
„Auch das Hometreatment, also die Behandlung der Kinder und Jugendlichen zuhause in den Familien oder in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, gehört flächendeckend ausgebaut und in die Regelversorgung übernommen
“, so Univ. Prof. Dr. Kathrin Sevecke, Präpräsidentin der ÖGKJP.
Auch im Bereich der Kinder- und Jugendforensik ist die Versorgungslage als äußerst unzureichend zu bezeichnen. Wünschenswert wäre, dass etwa im Zuge des Neubaus der forensischen Psychiatrie z.B.: Am Standort Salzburg auch kinder- und jugendpsychiatrische forensische Plätze mitgedacht werden, denn solche Strukturen fehlen in ganz Österreich.
Angesichts dieser zahlreichen Herausforderungen ist es von zentraler Bedeutung, den Ausbau der fachärztlichen kinderpsychiatrischen Ausbildung auf Ebene der Bundesländer voranzutreiben. Es müssen zusätzliche Ausbildungsstellen geschaffen werden, um möglichst viele Fachärztinnen und Fachärzte in diesem wichtigen Mangelfach auszubilden. Auf diese Weise lässt sich langfristig eine bedarfsgerechte psychische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Österreich sicherstellen, um ihre psychische Gesundheit im Kontext gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen zu erhalten und zu fördern.
Rückfragen & Kontakt
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische
Universität Wien, Universitätsklinikum AKH
Univ.Prof.Dr. Paul Plener, MHBA
Telefon: +43 (0)1 40400 - 30115
E-Mail: paul.plener@meduniwien.ac.at
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