- 09.10.2025, 13:40:32
- /
- OTS0144
Rat auf Draht: Psychische Belastungen bei jungen Menschen weiterhin hoch
Teils dramatische Anstiege bei psychischen Erkrankungen, meldet Rat auf Draht. Drehscheibenfunktion wird immer wichtiger.
Wien, am 9. Oktober 2025. Die Psyche junger Menschen ist weiterhin vielen Belastungen ausgesetzt, meldet der psychosoziale Beratungsdienst Rat auf Draht anlässlich des Tages der psychischen Gesundheit am 10. Oktober 2025. „Die erhoffte Verschnaufpause für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen lässt weiterhin auf sich warten“, erklärt Birgit Satke, Leiterin des Beratungsteams von Rat auf Draht, Österreichs einziger Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. So wurden in den ersten neun Monaten 2025 insgesamt 4486 Beratungen zur psychischen Gesundheit geführt, was in etwa auch dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Top-Themen dieser Kategorie waren Auskunft zur psychosozialen Versorgung (1.364 Beratungen), Suizidalität (878 Beratungen), selbstverletzendes Verhalten: 507 Beratungen, Depression/Verstimmung: (451 Beratungen) sowie Angst- und Zwangsstörungen (325 Beratungen).
Deutliche Anstiege bei Angst, Trauma und Schlafstörungen
Besonders auffällig sind die deutlichen Anstiege bei Angst- und Zwangsstörungen (44,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum), Trauma (25 Prozent) und Schlafstörungen (22,9 Prozent). „Bei Traumata handelt es sich sehr oft um Bindungstraumata, die Verlust und Trennung, Gewalt und Missbrauch, Vernachlässigung umfassen können. Auch das School-Shooting in Graz kann heuer für den doch deutlichen Anstieg mitverantwortlich sein“, sagt Satke. Ebenso signifikante Zuwächse gab es bei Anfragen zum Thema Suizidalität (9,5 Prozent). Auch Essstörungen haben mit einem Plus von 9,2 Prozent wieder zugenommen.
Mehr weibliche Anruferinnen, Teenager besonders belastet
Der überwiegende Teil der Beratungen zu psychischer Gesundheit wird bei Rat auf Draht mit weiblichen Klientinnen durchgeführt (67,6 Prozent), während sich dazu 29,3Prozent männliche Klienten melden (0,7 Prozent sind divers und 2,37 Prozent unbekannt). Was das Alter betrifft, so melden sich die 15 bis 18-Jährigen am häufigsten zu diesem Thema, gefolgt von der Gruppe der 19 bis 24-Jährigen. Aber auch vor den Jüngeren machen psychische Belastungen nicht halt: „Während der Anteil an Volksschüler:innen noch sehr gering ist, macht der Anteil der 11 bis 14-Jährigen allerdings bereits 15 Prozent aller Beratungen zur psychischen Gesundheit aus“, erklärt Satke.
Viele Einflüsse
„Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wird durch ein komplexes Zusammenspiel aus familiären, sozialen, individuellen und umweltbezogenen Faktoren beeinflusst“, so die Expertin. Darunter fallen unter anderem genetische Veranlagung, Leistungsdruck, finanzielle Benachteiligung, soziale Beziehungen sowie globale Krisen. All diese Faktoren können das Risiko für psychische Probleme erhöhen, während das Vorhandensein von Ressourcen die psychische Gesundheit fördern kann. „Ein stabiles familiäres und soziales Umfeld, Unterstützung in der Peer-Group sowie positive Ressourcen wie eine optimistische Haltung und Selbstwirksamkeit wirken hingegen als Schutzfaktoren“, so Satke.
Die Rolle von Social Media
Einen besonders starken Einfluss übt seit einiger Zeit Social Media aus. „Vor allem der ständige Vergleich mit unrealistischen, oft bearbeiteten Darstellungen, kann den Selbstwert von Jugendlichen senken sowie das Selbstvertrauen negativ beeinflussen und somit Angstzustände oder Depressionen fördern. Die Konfrontation mit unerreichbaren Schönheitsidealen kann die Entwicklung von Essstörungen begünstigen und das Körperbild negativ beeinflussen“, sagt Satke. Darüber hinaus erleichtert die Anonymität im Netz Cyber-Mobbing, Beleidigungen und Belästigungen, was für Jugendliche besonders belastend ist und sich negativ auf ihre psychische Gesundheit auswirken kann. Satke: „Jugendliche mit einem geringen Selbstwert und psychischen Belastungen suchen oft Trost in sozialen Medien, was die Probleme noch zusätzlich verstärken kann. Beunruhigend sind auch diverse Tests und Tools, mit denen sich Jugendliche selbst mit psychischen Erkrankungen diagnostizieren.“
Erstanlaufstelle, Drehscheibe und Präventivarbeit
Niederschwellige Beratungsangebote wie Rat auf Draht sind für die psychische Gesundheit junger Menschen sehr wichtig, denn Kinder und Jugendliche können anonym über ihre Ängste und Sorgen sprechen ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. „Wir verstehen uns als Erstanlaufstelle, klären unsere Zielgruppe unter anderem über die psychosoziale Landschaft in Österreich auf, verweisen bei Bedarf auch an weiterführende Stellen vor Ort und können junge Menschen auch mittels Konferenzschaltung zu anderen Einrichtungen verbinden. Somit nehmen wir eine wichtige Drehscheibenfunktion ein“, sagt Satke. Zudem spielt der präventive Aspekt in den Beratungen eine wichtige Rolle, damit es im Idealfall erst gar nicht zu einer psychischen Belastung oder Erkrankung kommt.
Rat auf Draht Club gegründet
Um diese wichtige Funktion weiter ausüben und das Angebot kontinuierlich ausbauen zu können, ist Rat auf Draht auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Denn Rat auf Draht wird im Schnitt zu über 50 Prozent aus Spenden finanziert, die sicherstellen, dass die über 130 täglichen Beratungsgespräche mit jungen Menschen geführt werden können. Daher wurde kürzlich der Rat auf Draht Club ins Leben gerufen, der ab sofort unter http://www.rataufdraht.club erreichbar ist. Dort erhalten Unterstützer:innen einen detaillierten Einblick in das vielfältige Beratungsangebot von Rat auf Draht und haben direkt die Möglichkeit, Mitglied es Clubs zu werden und Rat auf Draht mit einem regelmäßigen Betrag zu unterstützen. Um darauf aufmerksam zu machen, fährt aktuell auch eine eigens im Rat auf Draht-Club Design gebrandete Straßenbahn durch Wien.
Der neue Rat auf Draht Club - jetzt Mitglied werden und unterstützen unter: www.rataufdraht.club
Rückfragen & Kontakt
Rat Auf Draht
Mag. (FH) Oliver Bayer
Telefon: 0699 188 14 385
E-Mail: oliver.bayer@rataufdraht.at
Website: https://www.rataufdraht.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | SOS