• 09.10.2025, 08:13:02
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Faire Bedingungen statt Zwang

ÖH Med Graz gegen verpflichtenden Solidarbeitrag für Absolvent*innen

Graz (OTS) - 

Die ÖH Med Graz steht dem Vorschlag eines verpflichtenden „Solidarbeitrags“ für Medizinabsolvent*innen kritisch gegenüber. Der Plan, Jungmediziner*innen nach dem Studium zu einem Dienst im öffentlichen Gesundheitssystem zu verpflichten, greift zu kurz und löst weder den Mangel an Kassenärzt*innen, noch die Unterversorgung in strukturschwachen Regionen oder in medizinischen Mangelfächern. Zudem wurde die Verfassungs- und Unionsrechtwidrigkeit dieses Wunsches bereits 2024 festgestellt.

"Wir verstehen den Wunsch nach mehr Ärzt*innen im öffentlichen System. Zwang ist jedoch keine nachhaltige Lösung. Gute Rahmenbedingungen während der Ausbildung und im Arbeitsalltag schaffen langfristige Bindung – nicht gesetzliche Verpflichtungen.", sagt Henrik Abeln, 1. stellvertretender Vorsitzender der ÖH Med Graz.

Medizinstudierende entscheiden sich bewusst für einen Beruf, der hohe Verantwortung, Menschlichkeit und Einsatzbereitschaft verlangt. Damit sie diesen Anspruch auch im Berufsalltag erfüllen können, braucht es Wertschätzung, verlässliche Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen. Eine gesetzliche Verpflichtung, nach dem Studium in bestimmten Bereichen oder an vorgegebenen Orten zu arbeiten, würde diese Qualität gefährden statt fördern und greift zugleich in das grundlegende Recht auf freie Berufswahl ein – ein Recht, das zu den zentralen Prinzipien einer offenen Gesellschaft gehört.

„Unsere Studierenden leisten jetzt schon viel – in Famulaturen, im Klinisch-Praktischen Jahr, in Forschung und Lehre. Sie wollen ihren Beitrag leisten, aber in dem Fach und an dem Ort, den sie sich ausgesucht haben. Gute Arbeitsbedingungen halten Ärzt*innen im System, nicht gesetzliche Pflichten“, erklärt Johanna Brehmer, Vorsitzende der ÖH Med Graz.

Ein verpflichtender „Solidarbeitrag“ würde zudem soziale Ungleichheiten weiter verschärfen. Viele Studierende müssen ihr Studium durch Nebenjobs, Kredite oder familiäre Unterstützung finanzieren. Eine zusätzliche Verpflichtung nach dem Abschluss trifft gerade jene besonders hart, die ohnehin schon finanzielle Belastungen tragen. Auch hier gilt: Freiheit bedeutet, den eigenen beruflichen Weg selbstbestimmt wählen zu können – unabhängig von sozialem Hintergrund oder finanziellen Möglichkeiten.

„Wer während des Studiums jeden Euro umdrehen muss, darf am Ende nicht auch noch mit neuen Zwängen konfrontiert werden – knapp zwei Drittel der Studierenden sind laut Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung armutsgefährdet. Wir brauchen faire Chancen für alle – nicht neue Hürden, die soziale Unterschiede vertiefen“, betont Lukas Jager, 2. stv. Vorsitzender der ÖH Med Graz.

Die ÖH Med Graz sieht den Schlüssel zu einem funktionierenden Gesundheitssystem nicht in Zwangsmaßnahmen, sondern in besseren Arbeitsbedingungen, verlässlicher Ausbildung und langfristiger Planung. Viele junge Ärzt*innen finden nach dem Abschluss monatelang keine Ausbildungsstelle – daran ändert auch ein verpflichtender Dienst nichts. Statt Symbolpolitik braucht es gezielte Investitionen in Ausbildungskapazitäten, Personal und Infrastruktur.

„Wir beginnen das Studium mit viel Begeisterung und dem Wunsch, später wirklich etwas zu bewegen – für unsere Patient*innen und für das Gesundheitssystem. Wenn man von Anfang an erlebt, dass Engagement geschätzt wird und gute Bedingungen warten, wächst automatisch der Wunsch, hier zu bleiben und Teil dieses Systems zu sein. Die Aussicht auf Zwang bewirkt dagegen das Gegenteil – sie nimmt Motivation, bevor sie überhaupt richtig entstehen kann." So fasst eine Studierende an der Med Uni Graz, die anonym bleiben möchte, die Stimmung unter ihren Mitstudierenden zusammen.


Fazit:

Die ÖH Med Graz fordert echte Lösungen, die faire Bedingungen schaffen, Wahlfreiheit sichern und das Gesundheitssystem langfristig stärken. Junge Ärzt*innen wollen ihren Beitrag leisten – aber sie brauchen dazu Perspektiven, nicht Verpflichtungen.

„Wer junge Menschen halten will, muss ihnen Freiheit und Vertrauen geben – nicht Vorschriften. Nur wer frei entscheiden kann, bleibt aus Überzeugung“, so die ÖH Med Graz abschließend.

Rückfragen & Kontakt

Österreichische HochschülerInnenschaft an der Medizinischen
Universität Graz
Johanna Brehmer
Telefon: 0316 385 - 73082
E-Mail: oeh-vorsitz@medunigraz.at
Website: https://www.oehmedgraz.at

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