• 09.10.2025, 07:50:32
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Volksanwalt Achitz: Stabilität und Sicherheit für Kinder und Jugendliche

Welttag für psychische Gesundheit (10. Oktober): Zu wenig passende Wohnplätze, Psychiatrie an Belastungsgrenze

Wien (OTS) - 

„Statt laut darüber nachzudenken, wie man auffällige Kinder und Jugendliche am besten wegsperren kann, sollte die Politik lieber in Prävention investieren: In die Kinder- und Jugendhilfe, damit auch jene Kinder in Geborgenheit aufwachsen können, bei denen das in der Familie nicht möglich ist. Und in die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die bis über die Belastungsgrenze ausgelastet ist“, sagt Volksanwalt Bernhard Achitz anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit (10. Oktober). In den Berichten der Volksanwaltschaft zur präventiven Menschenrechtskontrolle finden sich dazu zahlreiche Beispiele:

Wohnplätze, die Stabilität und Sicherheit bieten

Seit Jahren weist die Volksanwaltschaft darauf hin, dass für Kinder und Jugendliche mit schweren Traumatisierungen, psychiatrischen Diagnosen und Suchtproblematiken zu wenig geeignete WG-Plätze zur Verfügung stehen. Deshalb müssen sie oft viel zu lang auf Krisenabklärungsplätzen bleiben, die eigentlich nur für kurze Zeit gedacht und geeignet sind. Achitz: „Der ständige Wechsel an Kindern, die direkt aus einer Familienkrise kommen, macht es unmöglich, dass sich die Kinder und Jugendlichen zu Hause fühlen. Sie können keine tragfähigen Beziehungen zu den Betreuungspersonen aufbauen. Viele reagieren darauf mit Abgängigkeiten und Eskalationen.“ Lange Wartezeiten auf einen passenden Wohnplatz verzögern die Schaffung eines Lebensmittelpunkts für die Kinder und Jugendlichen, der ihnen Stabilität, Sicherheit, Orientierung und Zugehörigkeit geben soll. „Geeignete Plätze für Minderjährige mit komplexem psychosozialen oder psychiatrischem Unterstützungsbedarf müssen Priorität haben“, fordert Achitz.

Psychiatrie: Mängel im niedergelassenen Bereich und in den Spitälern

„Die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung, die auch schon vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie von einem Mangel an Ressourcen geprägt war, kommt weiterhin an ihre Belastungsgrenzen“, hieß es zuletzt im Parlamentsbericht der Volksanwaltschaft über das Jahr 2024. Sowohl im niedergelassenen Bereich als auch in den Spitälern gibt es große Versorgungslücken für Kinder und Jugendliche. Es werden deutlich zu wenige Fachärztinnen und Fachärzte ausgebildet, und auch bei Pflegekräften gibt es einen Mangel. Hier sind vor allem Länder und Ärztekammern gefragt. Die Mängel in der Spitalsversorgung, für die die Bundesländer zuständig sind, und die Mängel bei niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern hängen zusammen. Achitz: „Es gibt Erkrankungen, da wartet man lange auf stationäre Aufnahme, und wenn man eine stationäre Aufnahme dann hinter sich gebracht hat, dann mangelt es sehr oft an der Nachbetreuung.“

Wenn Jugendliche in die Erwachsenenpsychiatrie oder ins Altersheim müssen

Die Volksanwaltschaft stößt immer wieder auf Jugendliche in der Erwachsenenpsychiatrie, zum Beispiel auf einen 14-jährigen Buben, der gemeinsam mit lauter Volljährigen untergebracht war. „Kinder und Jugendliche dürfen nicht in der Erwachsenenpsychiatrie behandelt und untergebracht werden“, sagt Volksanwalt Achitz: „Nur durch eine Trennung kann auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingegangen werden.“ Fallweise werden Jugendliche mit psychischen Erkrankungen auch in Alten- und Pflegeheimen untergebracht, weil sich kein geeigneter Platz findet.

Volksanwalt Achitz: „Unsere Gesellschaft muss alles tun, um traumatisierten Kindern und Jugendlichen das Umfeld zu bieten, das sie brauchen. Das wäre die richtige Investition in die Zukunft.“

Rückfragen & Kontakt

Florian Kräftner
Mediensprecher im Büro von
Volksanwalt Mag. Bernhard Achitz
Telefon: +43 664 301 60 96
E-Mail: florian.kraeftner@volksanwaltschaft.gv.at
https://www.volksanwaltschaft.at

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