- 08.10.2025, 11:26:02
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„Henker wider Willen“: „Universum History“ über den Alltag eines Scharfrichters im 16. Jahrhundert
Am 10. Oktober um 22.35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON
Nürnberg, 1593: Als Scharfrichter wird Frantz Schmidt gefürchtet, aber auch ausgegrenzt. Obwohl er als Henker Gerichtsurteile exekutiert, haftet ihm und seiner Familie das Stigma der „Unehrlichkeit“ an. Diesen Makel aber will Schmidt nicht hinnehmen. Es muss sich etwas ändern. Mit einem Tagebuch, in dem er detailgetreu seine Tätigkeit als Henker beschreibt, hofft er allen Widerständen zum Trotz das Unmögliche zu erreichen: seine Familienehre wiederherzustellen. Die „Universum History“-Dokumentation „Henker wider Willen – Ein Scharfrichter im 16. Jahrhundert“ von Sigrun Laste und Vivien Schwarzenberg (ORF-Bearbeitung: Hans Wu) zeigt am Freitag, dem 10. Oktober 2025, um 22.35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON den Alltag eines Henkers um 1590. Interviews mit Experten und Expertinnen erweitern den Blick auf eine auch in ihrer Rechtsprechung gewalttätige Zeit.
Es ist eine wahre Geschichte, basierend auf den Aufzeichnungen des Scharfrichters Frantz Schmidt, die weit mehr offenbaren als nur den blutigen Alltag eines Henkers. Obwohl er als letzte Instanz der Gerichtsbarkeit des 16. Jahrhunderts handelt, ringt Schmidt mit den moralischen Konflikten und der gesellschaftlichen Ausgrenzung, die untrennbar mit seinem „unehrlichen“ Handwerk verbunden sind. „Man muss zwischen den Zeilen lesen, um zu erkennen, wie er wirklich mit seiner Position gehadert hat, obwohl er sie pflichtbewusst erfüllte“, erklärt Historiker Joel Harrington. Er beschreibt Schmidt als einen Mann voller Widersprüche, der nicht nur Henker war, sondern auch Vater, Ehemann und Heiler.
Mit 19 Jahren exekutiert Schmidt zum ersten Mal – mit dem Schwert. Der ehrenvollste Tod für einen Delinquenten, der schwierigste für den Scharfrichter, denn die richtige Stelle am Hals mit dem richtigen Kraftausmaß zu treffen, erfordert höchste Präzision und Können. Fertigkeiten, die Frantz Schmidt von seinem Vater gelernt hat. Die Schatten seines Berufs sind seine ständigen Begleiter. Um seiner Familie ein würdigeres Leben zu ermöglichen, widmet sich Schmidt zunehmend einer für Scharfrichter üblichen Nebentätigkeit: als Heiler. Menschen aller Gesellschaftsschichten besuchen ihn im Henkerhaus, um sich von ihm helfen zu lassen. Gleichzeitig übt Frantz sein blutiges Handwerk mit größter Präzision aus – getrieben von der Hoffnung, es eines Tages hinter sich lassen zu können.
Schmidts Aufzeichnungen gewähren einen erschütternden Einblick in die Brutalität der Justiz der frühen Neuzeit. Detailliert offenbart das Tagebuch die gängigen Strafen seiner Zeit, wie sie auch in der Constitutio Criminalis Carolina, dem ersten deutschen Gesetzbuch, festgeschrieben sind. Hinrichtungen waren keine bloßen Rechtsakte, sondern öffentliche Spektakel. „Eine Hinrichtung ist ein religiöses Ritual, mit dem nicht nur die Rechtsprechung legitimiert, sondern auch die aufgebrachte Menge zufrieden gestellt wird“, erklärt Strafrechtshistoriker Markus Hirte.
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