- 07.10.2025, 16:20:33
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WKÖ-Henckel-Donnersmarck/Punz-Praxmarer: Österreichs Stahl- und Aluminiumindustrie in akuter Gefahr
„Europas strategische Schlüsselindustrien vor unfairen Handelspraktiken wirksam schützen“ – „Schutzmaßnahmen für Stahl erster positiver Schritt, Notwendiges fehlt aber noch“
Die österreichische Stahl- und Aluminiumindustrie schlägt Alarm: Unfaire Handelspraktiken, globale Überkapazitäten und hohe Energiepreise gefährden die Zukunft der Branche in unserem Land. „Stahl, Aluminium sowie die gesamte NE-Metallindustrie sind das Rückgrat der österreichischen und europäischen Wirtschaft. Doch die Sektoren befinden sich derzeit an einem Wendepunkt“, betonen Andreas Henckel-Donnersmarck, Obmann des Fachverbandes Bergbau-Stahl in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Gabriele Punz-Praxmarer, Obfrau des WKÖ-Fachverbandes Nichteisen-(NE-)Metallindustrie, und Roman Stiftner, Geschäftsführer beider Fachverbände. „Unfaire Handelspraktiken – nicht nur Chinas –, hohe Energiekosten und enorme Summen, die die Stahlindustrie in die Dekarbonisierung investieren muss, machen es für heimische Unternehmen de facto unmöglich, auf dem hart umkämpften Weltmarkt zu bestehen.“
Die heute, Dienstag, von der EU-Kommission vorgestellten Pläne, wonach künftig nur noch halb so viel Stahl zollfrei auf den EU-Markt wie bisher gelangen und darüber hinaus ein 50-prozentiger Zoll fällig werden soll, sind erste wichtige Schritte. „Doch das reicht nicht. Es fehlen noch etliche dringend notwendige Maßnahmen, die getroffen werden müssen, damit die energieintensive Stahlindustrie in Europa überleben kann“, so Fachverbandsobmann Henckel-Donnersmarck.
Gabriele Punz-Praxmarer, Obfrau des WKÖ-Fachverbandes Nichteisen-(NE-)Metallindustrie, fordert: „Der von der EU-Kommission vor einem halben Jahr veröffentlichte Steel and Metals Action Plan ist grundsätzlich ein positives Signal – jetzt braucht es Taten, er muss dringend umgesetzt werden.“
Für den wichtigen Standortfaktor „Zugang zu leistbarer Energie“ finden sich zwar einige positive Ansätze bei Netzentgelten sowie Energiesteuern und -abgaben oder Strombezugsvereinbarungen für Industriebetriebe. Es fehlt jedoch ein konkreter Plan, wie die Energiepreise in Europa rasch gesenkt werden können, damit die energieintensive Stahl- und NE-Metallindustrie, die im internationalen Wettbewerb steht, ihre Produktion mittel- und langfristig in Europa halten kann“, so Fachverbandsgeschäftsführer Roman Stiftner.
Die Industrievertreter:innen sehen die Stahl- und Aluminiumindustrie Österreichs in akuter Gefahr und fordern einen wirksamen Schutz dieser strategisch wichtigen Schlüsselindustrien. Dazu sind folgende Maßnahmen dringend notwendig:
- Änderung des Grenzausgleichsmechanismus‘ für Kohlendioxid (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM), auch „CO2-Zoll“ genannt: Ausdehnung des Geltungsbereichs auf stahl- bzw. aluminiumintensive nachgelagerte Produkte und Einbeziehung von EU-Exporten in Drittländer sowie Schließen der offensichtlichen und bekannten Schlupflöcher.
- Verlängerung der freien Zuteilung von Emissionszertifikaten, damit Unternehmen in umweltfreundliche Produktionsanlagen investieren können.
- Faire Wettbewerbsbedingungen: Importzölle auf ein Niveau wie in den USA und Kanada anheben. Denn die EU als einziger freier Markt kann die enormen chinesischen Überkapazitäten – mehr als 600 Millionen Tonnen im Jahr 2024 und mehr als 720 Millionen Tonnen bis 2027 – nicht aufnehmen.
- Eine klare industriepolitische Unterstützung, insbesondere durch den dringend erforderlichen Ausbau der Infrastruktur.
- Maßnahmen, die einen Markt für grünen Stahl aus Europa schaffen, u.a. auch im Bereich des öffentlichen Beschaffungswesens.
- Das Vermeiden von Schrottabflüssen aus der EU: „Für Österreich ist Schrott ein strategischer Rohstoff für die klimafreundliche Produktion. Die Kreislaufwirtschaft hat gerade für die Stahl- und Aluminiumindustrie hohe Bedeutung, da Ressourcen geschont und Emissionen vermieden werden. Wenn Betriebe keinen bezahlbaren Schrott mehr bekommen, gefährdet das Investitionen, Klimaziele und Arbeitsplätze. Wir brauchen daher dringend wirksame Maßnahmen gegen den Abfluss von Schrott aus Europa“, so Roman Stiftner, Geschäftsführer der WKÖ-Fachverbände Bergbau-Stahl und NE-Metallindustrie. (PWK418/JHR)
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