• 07.10.2025, 12:00:03
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Konstruktiver Journalismus im Stresstest

Zwischen News-Hunger und Nachrichtenfrust

Baden (OTS) - 

Nachrichten bleiben ein zentraler Bestandteil des Alltags, doch das Verhältnis zum täglichen News-Konsum ist ambivalent: Einerseits besteht ein hohes Interesse an aktuellen Ereignissen, andererseits dominieren negative Emotionen, Überforderung und Skepsis gegenüber künstlicher Intelligenz. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Online Research Instituts Marketagent, für die insgesamt 3.000 Personen in Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt wurden.

Fact Box

  • Nachrichtennutzung: 86% der Befragten sind (eher) an aktuellen Nachrichten interessiert. Nur 2,7% zeigen sich völlig uninteressiert. Die Mehrheit ordnet sich dem pragmatischen Nachrichtentyp zu (36%). Jede*r Dritte gesteht, häufig nur Schlagzeilen zu konsumieren.

  • Bevorzugte Kanäle und Themen: TV (49%) bleibt der wichtigste Nachrichtenkanal, gefolgt von Radio (41%) und Social Media (34%). Bei den Jungen liegt Social Media bereits klar voran. Chronik und Innenpolitik werden am häufigsten konsumiert.

  • Kriterien für Quellenwahl: Objektivität (46%) und kostenlose Inhalte (45%) sind die Top-Treiber bei der Wahl der Nachrichtenquelle, gefolgt von Qualität (37%) und Verständlichkeit (36%).

  • Frustration und Überforderung: Nachrichten lösen vor allem Sorge (46%), Ärger (45%) und Frustration (34%) aus – positive Gefühle sind selten. 67% ärgern sich gelegentlich über die Nachrichtenberichterstattung, vor allem zu Innenpolitik, Krieg und Klimakrise. Mehr als die Hälfte fühlt sich durch die Newsflut überfordert (53%).

  • Konstruktiver Journalismus: Als zentrale Aufgaben von News-Medien sieht man die Bereitstellung verlässlicher Informationen (74%) und die Information über aktuelle Ereignisse (68%). TV (44%) und Radio (28%) werden am ehesten als konstruktiv wahrgenommen; Social Media nur von 16% (18-29-Jährige: 31%). Erwartung an konstruktiven Journalismus: Mehr Perspektiven (59%), mehr Kontext (48%), weniger Zynismus (47%) und mehr Lösungsorientierung (37%).

  • Künstliche Intelligenz: Mehr als ein Drittel denkt, dass bereits bei etwa der Hälfte der Beiträge KI unterstützend eingesetzt wird (37%). 73% haben weniger Vertrauen in KI-generierte Inhalte. Die große Mehrheit (81%) wünscht sich eine Kennzeichnung von Nachrichtenbeiträgen, die unter Zuhilfenahme von KI erstellt wurden.

Großes News-Interesse – aber oft nur Schlagzeilen

Die große Mehrheit (86%) der Befragten im DACH-Raum ist zumindest eher an aktuellen Nachrichten interessiert, nur 2,7% zeigen sich völlig uninteressiert. Die größte Gruppe (36%) zählt sich zum Nachrichten-Typ „Pragmatiker“: Sie wollen Basisinformationen, ohne sich in Details zu vertiefen. Ein Viertel bezeichnet sich als „Nachrichten-Junkies“, während 12% sich selbst als „Muffel“ einstufen. Bedenklich: Jede*r Dritte gibt zu, häufig nur Schlagzeilen zu konsumieren, ohne die vollständigen Artikel zu lesen. In der Schweiz trifft das sogar auf fast 4 von 10 Umfrageteilnehmer*innen zu (39% | AT: 34% | DE: 28%).

TV bleibt (noch) Leitmedium, Social Media bei Jüngeren voran

Trotz digitaler Konkurrenz bleibt das Fernsehen (49%) der wichtigste tägliche Nachrichtenkanal, gefolgt von Radio (41%) und Social Media (34%). Bei den 18- bis 29-Jährigen sind Social-Media-Plattformen jedoch bereits das mit Abstand meistgenutzte Leitmedium (52%). Auch die 30- bis 39-Jährigen greifen bei News-Hunger eher zu Instagram, X und Co. als zur Fernbedienung. Den Status als Leitmedium verdankt das Fernsehen somit in erster Linie der starken Nutzung durch ältere Zielgruppen.

Objektivität und Kostenfreiheit entscheidend

Worauf es bei Nachrichten und Informationen ankommt: Unabhängigkeit und Objektivität sind für 46% der Befragten das wichtigste Kriterium bei der Wahl der Nachrichtenquelle, knapp dahinter rangiert die Kostenfreiheit (45%). Die Qualität der Berichterstattung (37%) und eine einfache, verständliche Aufbereitung (36%) folgen auf den Plätzen dahinter.

Zwischen Sorge, Ärger und Überforderung

Nachrichten sind für viele keine Quelle der Freude. Sie lösen vor allem Sorge (46%), Ärger (45%) und Frustration (34%) aus. Positive Gefühle wie Freude (14%) oder Inspiration (18%) bleiben die Ausnahme. Zwei Drittel der Befragten aus der DACH-Region (67%) ärgern sich zumindest gelegentlich über die Nachrichtenberichterstattung. Am meisten Unmut kommt im Ländervergleich in Österreich auf (73% | CH: 64% | DE: 63%). Unzufrieden sind die Menschen in der Dachregion vor allem mit der Aufbereitung der Nachrichten in den Bereichen Innenpolitik, Krieg und Klimakrise. Mehr als jede*r Zweite (53%) fühlt sich manchmal von der Nachrichtenflut überfordert.

Konstruktiver Journalismus als Hoffnungsträger

Als zentrale Aufgabe von Nachrichtenmedien gilt die Bereitstellung verlässlicher Informationen (74%), gefolgt vom Berichten über aktuelle Ereignisse (68%) und der Wissensvermittlung (58%). TV (44%) und Radio (28%) werden am ehesten als konstruktiv wahrgenommen, Social Media nur von 16%. Auch hier zeigt sich jedoch ein deutlicher Generationenshift: In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen werden TV und Social Media als gleichermaßen konstruktiv bewertet, während bei älteren Zielgruppen das Fernsehen noch deutlich besser abschneidet als Facebook, X und Co.

Die Erwartungen an konstruktiven Journalismus sind klar: 6 von 10 sprechen sich für mehr Perspektiven und dadurch objektivere Berichterstattung aus (59%). Knapp die Hälfte wünscht sich mehr Kontext, um komplexe Themen im größeren Zusammenhang zu erklären (48%). Genau so viele fordern weniger Zynismus und Angstmacherei (47%). Fast 4 von 10 vermissen das Aufzeigen von Lösungen und langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten (37%).

Das Informationsbedürfnis ist ungebrochen, gleichzeitig wächst der Wunsch nach mehr Einordnung und weniger Schlagzeilengetöse. Unsere Studie macht deutlich: Zwischen Frustration über die Berichterstattung und Überforderung durch die Newsflut steigt die Sehnsucht nach einem konstruktiven Journalismus, der Probleme nicht nur benennt, sondern auch Lösungen, Perspektiven und Hoffnung aufzeigt“, fasst Marketagent-Founder Thomas Schwabl die Datenlage zusammen.

KI im Journalismus: Misstrauen überwiegt

Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass Künstliche Intelligenz im Journalismus bereits in Verwendung ist. Mehr als ein Drittel (37%) glaubt, dass KI bei etwa der Hälfte der Beiträge unterstützend eingesetzt wird. Fast ein Fünftel ist der Ansicht, dass Nachrichtenbeiträge bereits fast flächendeckend und in hohem Ausmaß KI-generiert sind (18%).

Die Skepsis gegenüber KI in der Presse ist jedoch groß: Fast zwei Drittel (64%) empfinden KI-generierte Nachrichten als wenig bis gar nicht konstruktiv und 73% haben weniger Vertrauen in KI-Inhalte. Entsprechend deutlich ist der Wunsch nach Transparenz: 81% fordern eine klare Kennzeichnung von KI-generierten Nachrichtenbeiträgen.

Künstliche Intelligenz ist längst Teil des Journalismus – das spüren die Menschen. Vertrauen entsteht aber erst, wenn offengelegt wird, wo KI im Spiel ist, und wenn Inhalte nachvollziehbar bleiben. 81% sprechen sich in unserer Studie für eine klare Kennzeichnung von KI-generierten Beiträgen im Journalismus aus. Transparenz ist damit der Schlüssel, um Akzeptanz zu schaffen“, so Andrea Berger, Research & Communications Manager bei Marketagent.

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