- 07.10.2025, 10:00:32
- /
- OTS0054
Zu jung für die Straße, zu „alt“ fürs System: Caritas fordert mehr Schutz für junge Wohnungslose und bittet um Spenden
Caritas präsentiert Erkenntnisse zu junger Wohnungslosigkeit. Schwertner: „ Es braucht eine bundesweite Gesamtstrategie und einheitliche Standards in der Kinder- und Jugendhilfe.“
Wohnungslosigkeit hat in Österreich ein junges Gesicht: In Wien ist ein Drittel aller wohnungslosen Menschen unter 30 Jahre alt. „Wie viele Jugendliche und junge Erwachsene österreichweit betroffen sind, ist hingegen schwerer zu sagen. Denn eine systematische Erhebung über Bundesländergrenzen hinweg fehlt. Die Situation wohnungs- und obdachloser Jugendlicher sollte aber nicht weiter im Dunkeln bleiben“, betont Caritasdirektor Klaus Schwertner bei einer Pressekonferenz im a_way, Wiens einzigem Notquartier für Jugendliche. Um mehr Erkenntnisse über eine bislang wenig beforschte Zielgruppe zu gewinnen, hat die Caritas deshalb eigene, langjährige Daten zweier Wiener Einrichtungen für wohnungslose Jugendliche und junge Erwachsene – der Jugendnotschlafstelle a_way und dem Wohnhaus JUCA – ausgewertet. „In den vergangenen 20 Jahren wurden in Wien mehr als 10.000 junge wohnungslose Menschen von der Caritas unterstützt und begleitet, allein im a_way über 58.000 Nächtigungen gezählt. Diese Zahlen zeigen: Junge Wohnungslosigkeit ist keine Randerscheinung. Sie betrifft sehr viele junge Menschen und als Gesellschaft sollten wir diesem Phänomen dringend mehr Aufmerksamkeit widmen“, so Schwertner.
Zu jung für die Straße, zu „alt“ fürs System
Die Auswertung der Caritas macht deutlich, wie biographische Brüche Chancen auf ein stabiles Zuhause junger Menschen gefährden. Tom Adrian, Leiter von a_way: „Alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen bringen ihre eigene Geschichte mit. Doch so unterschiedlich die Schicksale auch sind, so gibt es doch zahlreiche Gemeinsamkeiten: 76 Prozent unserer Klient*innen haben den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen. Die Hälfte war bereits in Kontakt mit der Kinder- und Jugendhilfe (MA11). Und rund ein Drittel hat bereits auf der Straße oder in einer Notschlafstelle geschlafen. Wir sehen: Viele junge Menschen sind völlig auf sich allein gestellt. Sie haben schon viel hinter sich, wenn sie bei uns ankommen.“ Maresi Kienzer, Leiterin vom Wohnhaus JUCA, ergänzt: „Für viele ist die Zeit auf der Straße oder in Notquartieren traumatisierend. Es braucht viel Zeit und Begleitung, um diese Erfahrungen zu verarbeiten. Wir versuchen, ihnen diese Zeit zu geben.“
Biographische Brüche gefährden Chancen auf Zukunft signifikant!
Die Datenauswertungen der Caritas zeigen, dass biographische Brüche signifikante Auswirkungen auf die langfristige Stabilität und die Wohnchancen der Menschen haben. Kienzer: „Je mehr biographische Brüche die Bewohner*innen in der Vergangenheit erlebt haben, desto schwieriger wird es für sie, langfristig in stabilen Wohnverhältnissen Fuß zu fassen.“ So verschlechtert jede Unterbrechung der Wohnform die Möglichkeit auf eine stabile Auszugskategorie um jeweils 13,8 Prozent. Haben junge Menschen bereits eine Delogierung hinter sich, bevor sie in eine Einrichtung der Caritas kommen, steigt die Wahrscheinlichkeit, nach dem Auszug prekär zu wohnen, um 89 Prozent. Und eine Nacht auf der Straße oder in einem Notquartier senkt die Chance auf ein gesichertes Zuhause nach dem Auszug um 58 Prozent. Haft führt dazu, dass Personen mit 62 Prozent Wahrscheinlichkeit in einer schlechteren Auszugskategorie landen. Adrian: „Als Notschlafstelle sind wir für viele junge Menschen in Krisensituationen das letzte soziale Netz. Wir sehen: Je früher Hilfe ansetzt und die jungen Menschen in Krisensituationen gezielte Unterstützung finden, desto früher kann Brüchen im Lebenslauf entgegengesetzt werden. Die Ergebnisse machen unmissverständlich klar, dass wir damit jungen Menschen eine höhere Chance auf ein stabiles Wohnen schenken.“
Caritas fordert bundesweite Versorgung und Standards und bittet um Spenden
„Wir dürfen uns niemals mit Wohnungslosigkeit bei jungen Menschen abfinden und sollten daher strukturelle und nachhaltige Unterstützung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt ermöglichen“, so Schwertner. „Wir würden uns eine bundesweite Gesamtstrategie im Einsatz gegen junge Wohnungslosigkeit wünschen. Wir brauchen mehr spezifische Angebote für junge Wohnungslose und österreichweit einheitliche Standards im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Die Kinder- und Jugendhilfe wird dafür auch mehr Ressourcen benötigen als sie heute hat.“ Ein spezieller Fokus sollte dabei auf die Unterstützung von Care Leavern gelegt werden. Das Betreuungsangebot sollte österreichweit bis zum 24. Lebensjahr verlängert werden und nicht mit dem 18. Lebensjahr enden. Kienzer: „Im Schnitt ziehen junge Menschen in Österreich erst mit 25 Jahren von zuhause aus – doch gerade von den vulnerabelsten jungen Menschen erwarten wir Selbstständigkeit ohne Unterstützung ab dem 18. Geburtstag.“
Um junge Menschen auf ihrem Weg in ein eigenständiges Leben und Wohnen unterstützen zu können, bittet die Caritas um Spenden. Schwertner: „Viele der jungen Menschen, die zu uns in das JUCA oder a_way kommen, bringen kaum mehr als das Nötigste mit – oft fehlt es ihnen an allem und sie haben keine finanziellen Rücklagen. Daher sind sie während ihrer Zeit bei uns, aber besonders beim Schritt in die erste eigene Wohnung, dringend auf Unterstützung angewiesen. Jede Spende hilft uns, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Notlagen beizustehen – etwa beim Kauf von Lebensmitteln, beim Ersetzen abgetragener Kleidung, aber auch bei der Anschaffung von Möbeln. Jede Unterstützung zählt und schenkt jungen wohnungslosen Menschen die Chance auf einen Neuanfang.“
Spendenkonto:
Erste Bank
BIC: GIBAATWWXXX
IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560
Kennwort: Hilfe für wohnungslose Jugendliche
Wirhelfen.shop
Mit 18 Euro werden junge Erwachsene mit einem Willkommenspaket auf dem Weg in eine eigenständige Zukunft unterstützt.
Rückfragen & Kontakt
Caritas der Erzdiözese Wien
Nina Starzer, MSc
Telefon: 0676/5582470
E-Mail: nina.starzer@caritas-wien.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | CAR