• 07.10.2025, 10:00:05
  • /
  • OTS0053

Österreich schleppt sich aus der Rezession

Prognose für 2025 und 2026

Wien (OTS) - 

Österreichs Wirtschaft erholt sich im Prognosezeitraum von der Rezession, die laut den revidierten Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) ähnlich kräftig ausfiel wie in Deutschland. Die Erholung wird vom privaten Konsum getragen, während der Warenaußenhandel zunächst noch schrumpft. Die Wohnbauinvestitionen ziehen dank sinkender Zinsen früher an als die Ausrüstungsinvestitionen. Moderate Lohnabschlüsse dämpfen 2026 die Reallohnzuwächse und verbessern die Ertragslage der Unternehmen. Die Inflationsrate wird im Prognosezeitraum sinken und die Arbeitslosenquote einen Plafond erreichen. Alles in allem wird das BIP 2025 leicht um 0,3% wachsen. 2026 beschleunigt sich der Zuwachs auf 1,1%. Aufgrund höherer Energiepreise und Lohnstückkosten, und weiterer struktureller Herausforderungen wird die österreichische Wirtschaft mittelfristig bis 2030 mit durchschnittlich 1,1% pro Jahr etwas langsamer expandieren als der Euro-Raum.

"Der Konjunkturabschwung war in Österreich nach neuesten Daten ähnlich ausgeprägt wie in Deutschland und dauerte mit rund drei Jahren besonders lang", so Stefan Schiman-Vukan, einer der Autoren der aktuellen WIFO-Prognose.

Die österreichische Wirtschaft erholt sich im Prognosezeitraum von der Rezession, die laut den neuen VGR-Daten von Statistik Austria schwächer ausfiel als bisher angenommen. Gleichzeitig revidierte das Statistische Bundesamt (Destatis) die BIP-Werte für Deutschland nach unten. Insgesamt ergibt sich nun das schlüssige Bild, dass die Wertschöpfungsverluste in Österreich und Deutschland ähnlich groß waren. Ausgelöst hatte die Rezession, die ganz Nord-, Mittel- und Osteuropa betraf, der Energiepreisschock im Jahr 2022. West- und südeuropäische Länder blieben verschont, weil sie weniger von den Energielieferungen Russlands abhingen.

Wie vom WIFO prognostiziert, leitet die Konjunkturerholung in Österreich nicht wie üblich der Warenaußenhandel ein, sondern der private Konsum, der laut den aktuellen VGR-Daten schon 2024 merklich expandierte. Im Prognosezeitraum wird er allerdings vom gestiegenen Arbeitslosigkeitsrisiko und der restriktiven Fiskalpolitik gedämpft. Der Warenaußenhandel dürfte sich erst 2026 erholen. Die schwache internationale Nachfrage nach Investitionsgütern trifft die heimischen Exporteure hart. Belastend wirken auch die Importzölle der USA, zumal von dort in den letzten Jahren eine hohe Nachfrage nach österreichischen Waren ausging. Die Erholung der Wohnbauinvestitionen, die bereits eingesetzt hat, wird sich 2026 angesichts der rückläufigen Zinsen fortsetzen. Im Tiefbau wird die solide Grunddynamik 2026 durch den Sparkurs der öffentlichen Hand gedämpft. Die Ausrüstungsinvestitionen werden erst verzögert anziehen, da sie dem Konjunkturverlauf grundsätzlich nachhinken. Zudem verringert die schwache Ertragslage der Unternehmen die Investitionsbereitschaft.

Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose – auf der WIFO-Website

Angesichts dieser ungünstigen Gemengelage hat die Gewerkschaft in der anlaufenden Herbstlohnrunde einem moderaten Lohnabschluss in der metallverarbeitenden Industrie zugestimmt. Dies dürfte eine gewisse Signalwirkung für andere Branchen haben und die Reallohnzuwächse, die in Österreich 2024 vergleichsweise hoch waren, 2026 dämpfen. Die vergangenen Nominallohnsteigerungen übersetzen sich vor allem bei den Dienstleistungen in höhere Preise. Im laufenden Jahr verstärkt zudem das Auslaufen preisdämpfender Maßnahmen im Energiebereich, vor allem der Strompreisbremse, die Inflation. Auch die teils kräftigen Gebührenerhöhungen seitens der öffentlichen Hand wirken preistreibend, unterstützen jedoch die dringend erforderliche Konsolidierung des Staatshaushaltes.

Der Arbeitsmarkt steht noch im Zeichen der Rezession. Die Arbeitslosigkeit steigt, während die Beschäftigung laut VGR stagniert. 2026 dürfte die Konjunkturerholung allerdings für eine Trend­wende sorgen und die Arbeitslosenquote wieder leicht sinken. Der demografische Wandel dämpft die Arbeitslosigkeit; gleichzeitig lindert die Verlängerung von Erwerbskarrieren durch Maßnahmen im Pensionssystem den Fachkräftemangel.

Alles in allem wird das BIP im laufenden Jahr leicht um 0,3% wachsen. 2026 beschleunigt sich der Zuwachs auf 1,1%.

Abbildung 1: Abschwünge und Rezessionen in Österreich – auf der WIFO-Website

Mittelfristige Aussichten

Aufbauend auf der kurzfristigen Vorausschau prognostiziert das WIFO die mittelfristige Wirtschaftsentwicklung in den Jahren 2027 bis 2030. Diese mittelfristige Einschätzung wird bei einer Pressekonferenz am 7. Oktober 2025 erstmals gemeinsam mit der kurzfristigen Prognose vorgestellt.

"Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern war der Anstieg der Energiepreise und der Lohnstückkosten hierzulande in den vergangenen Jahren höher. Dadurch hat insbesondere die energieintensive Exportwirtschaft auch mittelfristig Wettbewerbsnachteile. Weitere strukturelle Probleme bestehen bei der Integration von Migrant:innen, in der Erwerbsbeteiligung von Älteren, sowie im Bildungssystem. Vor diesem Hintergrund dürfte die österreichische Wirtschaft mittelfristig um 0,2 Prozentpunkte schwächer wachsen als der Durchschnitt des Euro-Raumes", so Josef Baumgartner, einer der Autoren der mittelfristigen WIFO-Prognose.

Das WIFO erwartet ein reales BIP-Wachstum von 1,1% p. a. (Ø 2026/2030, Ø 2010/2019 +1,6% p. a.; Übersicht 2). Das Trendwachstum beträgt laut der Methode der Europäischen Kommission 0,8% p. a. (Ø 2010/2019 +1,1% p. a.).

Übersicht 2: Hauptergebnisse der mittelfristigen Prognose für Österreich – auf der WIFO-Website

Die Arbeitslosenquote wird bis 2030 auf 5,9% zurückgehen. Der Preisauftrieb verlangsamt sich nach 3,5% im laufenden Jahr auf 2,4% (2026) und erreicht Mitte 2027 das 2%-Ziel der EZB (Ø 2026/2030 +2,2% p. a.).

Das Budgetdefizit des Staates liegt 2026/2030 bei durchschnittlich 3,8% des nominellen BIP und bleibt damit nachhaltig über dem 3%-Ziel. Folglich steigt die Staatschuld bis 2030 auf 88,3 % der nominellen Wirtschaftsleistung.

Durch die COVID-19-Krise, den Energiepreisschock und die Rezession büßte Österreich deutlich an Wertschöpfung ein. Die Einbußen in den Jahren 2020/2030 liegen je nach den Annahmen zum durchschnittlichen Wachstum in einem kontrafaktischen Szenario ohne Krisen und ohne Rezession zwischen 135 und 270 Mrd. Ꞓ (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Vergleich der kurz- und mittelfristigen WIFO-Prognosen zur Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes in Österreich – auf der WIFO-Website

Zu den Definitionen siehe "Methodische Hinweise und Kurzglossar".

Rückfragen & Kontakt

Rückfragen bitte am Dienstag, dem 7. Oktober 2025, von 12 bis 15 Uhr,
an Dr. Stefan Schiman-Vukan, MSc, Tel. (1) 798 26 01 – 234,
stefan.schiman-vukan@wifo.ac.at ,
Mag. Dr. Josef Baumgartner, Tel. (1) 798 26 01 – 230,
josef.baumgartner@wifo.ac.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WFO

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel