- 06.10.2025, 11:05:05
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Österreichischer Lebensmittelexport verliert weiter an Dynamik
Lebensmittelherstellern fehlt preisliche Wettbewerbsfähigkeit

Der Export von Lebensmitteln „Made in Austria“ in über 180 Länder der Welt ist seit Jahren ein Erfolgsfaktor für die heimische Lebensmittelindustrie. Dieser hat jedoch das zweite Jahr in Folge an Schwung verloren - die Exportmenge stagniert erneut auf dem Niveau einer schwarzen Null. „Diese Entwicklung zeigt, dass die heimischen Lebensmittelhersteller weiter an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verlieren“, erklärt Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, anlässlich der ANUGA, der weltweit größten Fachmesse für Lebensmittel und Getränke in Köln.
Wettbewerbsnachteil durch hohe Standortkosten – Export kommt unter Druck
Die hohen Kosten für Energie, Personal und Bürokratie im Inland sowie die Rohstoffverfügbarkeit infolge des Klimawandels setzen österreichische Lebensmittelhersteller weiter unter Druck. Die politische Debatte über staatliche Eingriffe in Lebensmittelpreise trübt den Blick auf die tatsächlichen Probleme – nämlich den intensiven internationalen Wettbewerbsdruck, dem sich die heimische Lebensmittelindustrie stellen muss. „Die heimischen Lebensmittelhersteller tragen einen schweren Kostenrucksack – mit Lohnsteigerungen von rund 25 % seit 2022 und hohen Energiepreisen können sie auf den internationalen Märkten gegenüber ihren Mitbewerbern kaum noch punkten“, unterstreicht Koßdorff.
Exportbilanz 1. Halbjahr 2025: Exportmenge stagniert, Importe steigen
Die vorläufigen Halbjahreszahlen 2025 zeigen gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum eine Stagnation der Exportmenge (+0,7 %). Einem Exportvolumen von 5,4 Mrd. Euro (+3,1 %) steht ein deutliches Plus bei den Importen von +7,9 % auf 4,8 Mrd. Euro gegenüber. Damit sehen sich österreichische Lebensmittelhersteller nicht nur auf dem schwierigen Inlandsmarkt, sondern auch auf den internationalen Märkten mit starkem Gegenwind konfrontiert.
EU bleibt wichtigster Absatzmarkt – Deutschland an der Spitze
Mit einem Anteil von 77,6 % (4,2 Mrd. Euro, +6,8 %) bleibt die EU der wichtigste Exportmarkt für österreichische Lebensmittel. Drittstaaten machen 22,4 % (1,2 Mrd. Euro, -7,9 %) aus, wobei rund 12 % (654 Mio. Euro, -5,7 %) auf Märkte außerhalb Europas wie Mercosur, USA, Kanada und Asien entfallen. Deutschland bleibt mit einem Exportvolumen von über 2 Mrd. Euro (+7,2 %, Menge -3,6 %) der wichtigste Handelspartner – rund 38 % aller Exporte gehen in unser Nachbarland.
TOP 5-Exportländer und Produktgruppen
Neben Deutschland zählen Italien (383 Mio. Euro, +3,6 %), die Niederlande (218 Mio. Euro, +11,4 %), die Schweiz (200 Mio. Euro, -7,7 %) und Ungarn (174 Mio. Euro, +0,8 %) zu den wichtigsten Exportmärkten.
Bei den Produktgruppen führen alkoholfreie Getränke mit 1,2 Mrd. Euro das Ranking an, verzeichnen jedoch einen Rückgang im Wert (-1,7 %) bei gleichzeitigem Mengenanstieg (+4,0 %). Zuwächse verzeichnen die feinen Backwaren (Wert +10,8 %, Menge +9,0 %). Die Entwicklungen bei Schokoladenwaren (Wert +17,1 %, Menge -16,8 %) und Fruchtsäften (Wert +10,8 %, Menge -10,1 %) spiegeln die deutlichen Preissteigerungen bei Kakao und Südfrüchten wider.
Außenhandelsbilanz der Lebensmittelindustrie bleibt noch positiv
Trotz steigender Importe bleibt die Außenhandelsbilanz bei Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie (Zollkapitel 16 bis 24) noch positiv, sank jedoch gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 von 729 Mio. Euro auf 539 Mio. Euro. Im Gegensatz dazu weist der gesamte Agrarsektor (Zollkapitel 1 bis 24) ein deutliches Minus von -1,3 Mrd. Euro aus (Vorjahr: -885 Mio. Euro). Gründe dafür sind die Einfuhr von Agrarrohstoffen, die in Österreich nicht oder nicht ausreichend verfügbar sind – etwa Kakao, Kaffee, Tee, Reis, Gewürze oder Südfrüchte – sowie die hohen Produktionskosten im Inland.
Jetzt Wettbewerbsfähigkeit stärken und Ursachen der Inflation bekämpfen
„Nicht Markteingriffe und staatliche Preisregulierungen, sondern niedrigere Energie-, Arbeits- und Bürokratiekosten sind der Schlüssel zur Stärkung der heimischen Lebensmittelproduktion. Nur so lässt sich die internationale Konkurrenzfähigkeit der Branche nachhaltig sichern - und damit auch die Produktion hochwertiger Lebensmittel sowie tausende Arbeitsplätze im eigenen Land“, so Koßdorff abschließend.
Stellenwert der Lebensmittelindustrie in Österreich
Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie (Lebensmittelindustrie) zählt mit ihren 27.500 direkt Beschäftigten zu den Schlüsselbranchen in Österreichs Wirtschaft. Sie garantiert verlässlich die tägliche Versorgung von Millionen Menschen mit sicheren, qualitativen und leistbaren Produkten. Die rund 200 Unternehmen erwirtschaften jährlich ein Produktionsvolumen von rund 12 Mrd. Euro. Rund 10 Mrd. Euro davon werden im Export in über 180 Länder abgesetzt. Der Fachverband unterstützt seine Mitglieder durch Information, Beratung und internationale Vernetzung.
Rückfragen & Kontakt
Mag. Katharina Koßdorff
Geschäftsführerin im Fachverband der Lebensmittelindustrie
T: +43 1 712 21 21 - 14
E: k.kossdorff@dielebensmittel.at
DI Oskar Wawschinek MAS MBA
Food Business Consult
Pressesprecher für den Fachverband der Lebensmittelindustrie
M: +43 664 545 63 50
E: office@foodbusiness.at
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