- 06.10.2025, 09:49:03
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EU will „Veggie-Burger“ und „Tofu-Schnitzel“ verbieten: foodwatch warnt vor absurden Plänen
Konsument:innenschutzorganisation fordert von Minister Totschnig klare Positionierung gegen Bezeichnungsverbot
foodwatch kritisiert die Pläne der EU, Bezeichnungen wie „Veggie-Burger“, „Tofu-Wurst“ oder „Seitan-Schnitzel“ künftig zu verbieten, scharf. Vor der Abstimmung am Mittwoch im Europaparlament forderte die Konsument:innenschutzorganisation die Abgeordneten dazu auf, diesen Vorschlag zu stoppen. Ausgerechnet Österreich war mit der Forderung nach einem solchen Verbot im EU-Landwirtschaftsrat vorgeprescht. „Wir appellieren an Minister Norbert Totschnig, den Hausverstand wieder walten zu lassen und diesen Irrsinn nicht weiter zu unterstützen“, fordert Indra Kley-Schöneich, Leiterin von foodwatch Österreich.
Gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Tschechien, Ungarn, Italien und der Slowakei hatte der ÖVP-Landwirtschaftsminister im Juni von der EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag „zum Schutz der Bezeichnungen für Lebensmittel tierischen Ursprungs“ gefordert. Als Begründung wurden neben dem Schutz der tierischen Produkte auch der „Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor irreführenden Angaben“ angeführt.
„Das ist kein Verbraucherschutz, sondern einzig ein Geschenk an die Fleischindustrie. Niemand kauft versehentlich ein Seitan-Schnitzel, weil er glaubt, es sei ein Schweinsschnitzel. Diese Verbotspläne sind ein durchsichtiges Manöver, um die boomende Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen auszubremsen – auf Kosten von Konsument:innen und Klimaschutz“, warnt Indra Kley-Schöneich.
Konkret möchte die konservative Europäische Volkspartei (EVP) erreichen, dass Begriffe wie „Burger“, „Wurst“ oder „Schnitzel“ ausschließlich Fleischprodukten vorbehalten sind. EU-Agrarkommissar Christophe Hansen hat zudem vorgeschlagen, dass die Namen von Tierarten wie „Huhn“ oder „Pute“ nicht mehr in der Bezeichnung pflanzlicher Alternativen vorkommen dürfen – selbst dann, wenn diese Produkte klar als vegan oder vegetarisch gekennzeichnet sind und die Begriffe den Konsument:innen lediglich als Orientierung für Geschmack und Zubereitung dienen sollen.
Mehrheit der Konsument:innen lehnt Verbote ab
Eine Umfrage des europäischen Verbraucherverbandes BEUC zeigt: 80 Prozent der EU-Bürger:innen sehen kein Problem darin, dass Begriffe wie „Burger“ oder „Schnitzel“ auch für pflanzliche Produkte verwendet werden dürfen – solange sie korrekt als vegan oder vegetarisch gekennzeichnet sind. „Mit ‚Kichererbsenlaibchen im Weckerl‘ kann kaum jemand etwas anfangen – aber alle wissen, was mit ,Veggie-Burger‘ gemeint ist. Die EU versucht hier ganz klar, Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie als Konsument:innenschutz zu verpacken und die Menschen für dumm zu verkaufen, anstatt für Orientierung zu sorgen“, so Kley-Schöneich. Dabei wäre mehr Klarheit beim Einkauf in vielen Bereichen dringend notwendig: Eine einfach verständliche Nährwertkennzeichnung wie der Nutri-Score, umfassende Informationen zu Herkunft und Haltung oder – in Zeiten hoher Lebensmittelpreise besonders aktuell – eine Kennzeichnungspflicht bei Schrumpfprodukten wären Maßnahmen, mit denen Politiker:innen tatsächlich für mehr Transparenz sorgen könnten.
Breite Kritik – auch aus Wirtschaft
Neben foodwatch kritisieren viele weitere Organisationen und auch Teile der Lebensmittelwirtschaft die Pläne. So haben sich bereits der österreichische Handelsverband und der Lebensmitteleinzelhandel gegen das Verbot ausgesprochen. Der Handelsverband betont, dass gebräuchliche Begriffe wie „pflanzliches Schnitzel“, „Veggiewürstel“ oder „Plant-based-Steak“ wichtige Orientierungshilfen für Konsument:innen seien. Alltagsfremde und erklärungsbedürftige Vorschläge wie „pflanzliche Bratstücke mit Panade“, „Bratrollen“ oder „Grillquadrate“ würden hingegen für Verwirrung sorgen. Auch der Verein für Proteinvielfalt, in dem neben Handelsketten wie Spar, Rewe, Hofer und Lidl auch Produzenten wie der Schinkenhersteller Berger vertreten sind, warnt vor einem Rückschritt.
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