- 04.10.2025, 09:30:32
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Leopoldstadt ehrt verdienten Bezirksvorsteher der ersten Republik
Gemeindebau in der Oberen Augartenstraße nach Max Berdiczower benannt.
Der Gemeindebau in der Obere Augartenstraße 12-14, Anfang der 30-er Jahre erbaut, trägt ab sofort den Namen von Max Berdiczower. Er übte 16 Jahre lang das Amt des Leopoldstädter Bezirksvorstehers aus, von Beginn an (1918) war er dabei mit antisemitischen Schmähungen – nicht zuletzt auf den Seiten der konservativen Presse – konfrontiert.
Die offizielle Benennungsfeier erfolgte durch die Vorsitzende des Gemeinderatsausschusses für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen, Waltraud Karner-Kremser, sowie Bezirksvorsteher Alexander Nikolai.
„Max Berdiczower war eine prägende Persönlichkeit der Leopoldstadt und ein engagierter Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. Mit der Benennung dieses Gemeindebaus setzen wir ein dauerhaftes Zeichen der Dankbarkeit für sein politisches und menschliches Wirken“, erklärt Waltraud Karner-Kremser.
Bezirksvorsteher der Leopoldstadt von 1918 bis 1934
Max Berdiczower wurde am 23. August 1883 in Brody, in der heutigen Ukraine, geboren.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Sozialdemokrat 1918 zum provisorischen Bezirksvorsteher der Leopoldstadt ernannt und 1919 im Amt bestätigt, das er bis Februar 1934 ausübte. Seine Amtszeit fällt in eine Phase intensiven kommunalen Wohnbaus, in der unter anderem der „Wachauer Hof“ in der Jungstraße als einer der ersten Gemeindebauten Wiens entstand.
Ein stadtgeschichtlicher Meilenstein jener Jahre war die Eröffnung des Stadions im Prater im Jahr 1931. Berdiczower war zudem Redaktionssekretär der Arbeiter-Zeitung und im Vorstand des Leopoldstädter Kinderspitals tätig, das 1924 nach finanziellen Schwierigkeiten in den Besitz der Stadt Wien überging. In den von zunehmendem Antisemitismus geprägten 1930-Jahren wurde er im Zuge der Februarkämpfe 1934 vorübergehend verhaftet und seines Amtes enthoben.
Max Berdiczower verstarb am 10. Dezember 1938 unter nicht näher bekannten Umständen. Neun Tage später erfolgte seine Einäscherung in der Feuerhalle Simmering.
„Max Berdiczower war einer meiner Vorgänger als Bezirksvorsteher der Leopoldstadt. Mit der Benennung der Wohnhausanlage nach ihm würdigen wir einen Menschen, der Mut und Menschlichkeit in schwersten Zeiten bewiesen hat. Sein Name soll uns hier im Alltag daran erinnern, wie wichtig Zivilcourage, Solidarität und Zusammenhalt für unsere Gemeinschaft sind“, so Bezirksvorsteher Alexander Nikolai.
Der Max-Berdiczower-Hof
Die Wohnhausanlage wurde zwischen 1930 und 1931 nach Plänen des Architekten Karl Schmalhofer errichtet und umfasst 188 Wohnungen auf acht Stiegen. Der auf relativ engem Areal zwischen Straßenflucht und einem dahinterliegenden Umspannwerk errichtete Bau ist durch eine streng symmetrische Anordnung der Blöcke gekennzeichnet.
Zwischen 2015 und 2020 wurden umfassende Sanierungen durchgeführt, darunter die Erneuerung der Dachdeckung, die Herstellung eines Unterdachs sowie die Dämmung von Dach, Terrassen und Balkonen. Thermischen Decken- und Wandsanierungen steigern die Energieeffizienz des Gebäudes deutlich und reduzierten den Heizwärmebedarf um 77 Prozent. Die neue Dachverblechung und die Brandrauchentlüftung in den Stiegenhäusern erhöhten die Modernität und die Sicherheit der Anlage zusätzlich.
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