- 03.10.2025, 11:01:07
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Von Funkamateur:in zur/m Ingenieur:in
100 Jahre Amateurfunk in Österreich

Haben Sie heute schon ein Funkgerät in den Händen gehalten? Nein? Wir glauben schon. Vom Handy bis zur Freisprecheinrichtung – Alles schickt heute elektromagnetische Wellen durch den Äther. Die Grundlagen für die moderne Technik haben unter anderem die österreichischen Funkamateur:innen geschaffen, die seit den 20-er-Jahren des vorigen Jahrhunderts unermüdlich Tüfteln, Forschen und Experimentieren. Im September 2026 feiert der Österreichische Versuchssenderverband (ÖVSV) – die Vereinigung der Funkamateur:innen mit rund 5000 Mitgliedern – im Volkstheater mit einem großen Festakt samt Uraufführung eines eigens für diesen Anlass geschriebenen Theaterstücks sein 100-jähriges Bestehen.
„CQ CQ, die Welt hört zu“ – mit einem Druck auf die Sprechtaste des Funkgerätes geht es bei entsprechenden atmosphärischen Bedingungen auf Kurzwelle rund um den Globus. In den Logbüchern erfahrener Funkamateur:innen finden sich Erdteile und Länder wie Australien, Japan, Neuseeland, Südamerika bis hin zu abgelegenen Gebieten wie die Marshall Inseln. Weltweit sprechen die rund 2,8 Millionen „OMs“, die „Old Men“, oder die „YLs“, die „Young Ladies“, wie sich die Männer und Frauen vor den Mikrophonen nennen, miteinander und keiner wundert sich, warum der andere Kommunikationsbedarf hat.
Funker:innen bilden eine globale Gemeinschaft, gegenseitige Hilfe ist dabei eine Selbstverständlichkeit. Nicht selten sind aus Erstkontakten via elektromagnetischer Wellen über Ländergrenzen hinweg enge Freundschaften entstanden.
Dabei werden ausgeklügelte digitale Übertragungsarten, Sprache bis hin zum Morsecode für die Übertragung genutzt. Es werden erstaunliche Reichweite bei geringer Sendeleistung mit kompakteren Antennen erreicht.
Wer lokal unterwegs sein möchte, kann dies ebenfalls tun. Auf UKW gehen die Bänder in Österreich vom 144-Mhz-Bereich bis hin zu Millimeterwellen im Gigahertz-Spektrum. Besonders innovativ ist die sogenannte Relaiskette, bei der zahlreiche Umsetzer zusammengeschaltet wurden und selbst mit einem Handfunkgerät Verbindungen von Vorarlberg bis ins Burgenland möglich sind.
Voraussetzung für dieses interessante und vielfältige Hobby ist eine in drei Klassen unterteilte Prüfung bei der Fernmeldebehörde. Die Grundlagen können entweder im Selbststudium oder via Onlinekurs erworben werden. Lernunterlagen liefert der ÖVSV, die Prüfung selbst ist bei entsprechender Vorbereitung keine Hexerei.
Für den Anfang kann man mit relativ geringen Kosten „QRV“ – was im Q-Gruppen-Jargon der Funkamateur:innen so viel wie empfangsbereit heißt – sein, später gibt es bei der Anschaffung von Geräten, Zubehör und Antennen nach oben keine Grenzen.
Selbstbau, Tüfteln, Forschen, Experimentieren – Funkamateur:innen sind Innovationstreiber
Je nach Know-how und Interessenslage sind Funkamateur:innen praktisch ständig mit Tüfteln und Experimentieren beschäftigt. „Was vor hundert Jahren mit der Knallfunke begonnen hat, sind heute digitale Betriebsarten und Datenbytes“, schildert Michael Kastelic, der Präsident des Österreichischen Versuchssenderverbandes. „Funkamateur:innen sind oft in Entwicklungs-abteilungen der Firmen zu finden“, so Kastelic weiter.
Ein Zitat von Prof. Dr.-Ing. Ulrich L. Rohde, Gründer der High Tech Firma Rohde&Schwarz, im Juli 2025 bekräftigt die Wichtigkeit der Funkamateur:innen: „Die Amateurfunklizenz ist wichtiger als ein Unistudium“
Von Aussendungen mit analoger Technik begannen schon vor 30 Jahren die heute zahlreichen Anwendungen, die Computer und Funkgerät miteinander verbinden. Die Krönung ist für viele der Selbstbau von Funkgeräten und Zubehör, was trotz starker Konkurrenz durch kommerzielle Produkte immer noch interessant und herausfordernd ist. Hier spannt sich dann der Bogen „von der Funkamateurin zur Ingenieurin und vom Funkamateur zum Ingenieur“ sagt Kastelic, „Bei mir war es exakt so, dass ich durch mein Wissen über Amateurfunk einen Job in der Industrie angeboten bekommen habe“.
Wenn alle Netze ausfallen – Funkamateur:innen sind oft die letzte Kommunikationsbrücke
Auch in Krisensituationen und bei Naturkatastrophen haben sich Funkamateur:innen vielfach bewährt. Im schlimmsten Fall können die Funknetze von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten ausfallen und die Notrufnummern entweder überlastet oder überhaupt nicht mehr erreichbar sein.
Kastelic: „Immer wieder trainieren die österreichischen OMs und YLs für den Ernstfall, mittweile sind eingespielte Teams entstanden, die bei Bedarf ein Notfunknetz aufbauen und Blaulichtorganisationen mit Kommunikation unterstützen.“
Im Wiener Volkstheater geht 2026 die Post ab – mit einem Theaterstück zum Thema Funk
Am 21. September 2026 stehen im Wiener Volkstheater beim 100-Jahr-Jubiläum des ÖVSV ganz die rund 8000 heimischen Funkamateur:innen im Mittelpunkt. Allein die Einladungsliste für diesen Event liest sich wie ein Who-is-Who der österreichischen Gesellschaft. Geladen sind unter anderem Bundespräsident Alexander Van der Bellen, gefolgt von den Bundesminister:innen für Finanzen, innere Angelegenheiten und Landesverteidigung. Bundesheer, Zivilschutzverbände und Rettungsorganisationen sind ebenso vertreten wie Vertreter:innen der Europäischen Weltraumbehörde (ESA), deren Chef aus Österreich stammt.
„Dazu kommen unter anderem Vertreter:innen der Amateurfunkhersteller, der Telekom-Industrie und der internationalen Vereinigung der Funkamateur:innen“, liefert Michael Kastelic einen ersten Vorgeschmack. Der ÖVSV stellt sich ebenso vor wie die Abteilung Dokufunk, die alle Dokumente seit den 20-er-Jahren des letzten Jahrhunderts sammelt und auswertet.
Höhepunkt des Abends ist ein eigens für diesen Anlass geschriebenes Theaterstück, das mit professionellen Schauspieler:innen uraufgeführt wird. „Lassen Sie sich überraschen“, empfiehlt Kastelic. Und: „Vielleicht kommt dabei ja der eine oder die andere auf den Geschmack und absolviert eine der drei möglichen Prüfungen bei der Fernmeldebehörde. Dann können wir ein weiteres Mitglied in der großen Gemeinschaft der Funkamateur:innen begrüßen.“
100 Jahre ÖVSV im Volkstheater
Am 21. September 2026 stehen im Wiener Volkstheater beim 100-Jahr-Jubiläum des ÖVSV ganz die rund 8000 heimischen Funkamateur:innen im Mittelpunkt.
Datum: 21.09.2026, 19:30 Uhr
Art: Aufführungen/Bühne
Ort: Volkstheater Wien
Arthur-Schnitzler-Platz 1
1070 Wien
Österreich
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Michael Kastelic
Telefon: 00436643381124
E-Mail: oe1mcu@oevsv.at
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