- 02.10.2025, 19:40:32
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Diversionsentscheidung des Landesgerichtes für Strafsachen animiert zu neuerlichem antisemitischen Angriff auf Grazer Synagoge
IKG Salzburg/Steiermark/Kärnten-Präsident Rosen:"ORF und Gerichte verharmlosen und ebnen auch in Österreich den Weg nach Manchester"
Was jüdische Gemeinden in Österreich bereits befürchtet hatten, ist eingetreten: Nur wenige Tage nach der umstrittenen Entscheidung des Landesgerichtes für Strafsachen Graz, einen Angriff auf die Synagoge und das Gemeindehaus der Israelitischen Kultusgemeinde mit einem Diversionsbetrag von 100 Euro abzutun, erfolgte am höchsten jüdischen Feiertag, dem Yom Kippur, der nächste Angriff. Ein Radfahrer schleuderte am Vormittag erneut einen Gegenstand in den Hof der von Sicherheitskräften bewachten Grazer Synagoge und trat die Flucht an. Wie sich später herausstellte handelte es sich dabei um eine Glasflasche.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde zum Gebet in der Synagoge. Im Hofbereich hielt sich zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise niemand auf, sodass niemand verletzt wurde. Die Sicherheitsvorkehrungen für den Aus- und Einlass auf das Gelände mussten daraufhin verstärkt werden. Dass der Angriff genau am Yom Kippur erfolgte, erinnert fatal an die Angriffe auf Israel, die „zufälligerweise“ ebenfalls regelmäßig zu den höchsten jüdischen Feiertagen verübt werden.
Die Attacke in Graz steht im Schatten des schrecklichen Synagogenanschlages von Manchester. “Doch so, wie sich die internationalen Medien hierüber jetzt scheinheilig überrascht geben, nachdem sie über Monate hinweg Israel dämonisiert und damit antisemitische Stimmungen angefacht haben, stellt sich auch für Österreich die Frage: Werden dieselben Stimmen, die dem Übel nach und nach den Weg bereiten, sich auch hier als „entsetzte Beobachter“ inszenieren – und gleichzeitig die eigene Verantwortung verleugnen”, so der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für Salzburg, Steiermark und Kärnten, Elie Rosen.
Denn der Weg „nach Manchester“ vollziehe sich selten in einem Sprung, sondern fast immer in kleinen Schritten: im Flaschenwerfen, im Anpöbeln, in den vermeintlich „kleinen“ Taten, die hierzulande bagatellisiert würden. Nur wer besonders dumm ist – oder, schlimmer noch, wer selbst Böses im Schild führt – gibt vor, diese Entwicklung nicht zu erkennen. Genau hier liegt die fatale Blindheit von Gericht, Medien und Teilen der Gesellschaft: Was als „Flaschenwurf-Gerichtsurteil“ verniedlicht wird, ist in Wahrheit der nächste Schritt auf einem Weg, dessen Ziel niemand mehr übersehen dürfte, so Rosen.
Die Israelitische Kultusgemeinde sieht in der jüngsten Attacke die unmittelbare Folge der fatalen Signalwirkung der Entscheidung des Straflandesgerichtes Graz . Bereits im September hatte Präsident Rosen gewarnt: „Wer Angriffe auf Synagogen, egal welcher Art, auf das Niveau eines Bagatelldelikts herunterstuft, lädt zu Nachahmungstätern ein. Genau das erleben wir nun.“
Auch der Vergleich mit der Geschichte läge nahe: „Was mit verhaltenen, anonymen Bemerkungen begann, setzte sich in offenen Anfeindungen fort. Heute sind wir in einer Phase angekommen, in der physische Angriffe auf jüdische Einrichtungen gesellschaftlich ‚eingeübt‘ werden – wie schon einmal in den 1930er Jahren,“ so Rosen.
Besonders scharf kritisierte Rosen auch den ORF Steiermark, der den ersten Vorfall lapidar als „Flaschenwurf-Gerichtsurteil“ tituliert und damit, ebenso wie den Eintritt des Klingeltableaux, ins Lächerliche gezogen habe. „Während die antisemitische Bedrohung für Juden in Österreich und der ganzen Welt zunimmt, übt sich der ORF in Bagatellisierung. Das ist dieselbe Schieflage, die wir auch in seiner Israel-Berichterstattung kennen: konsequent unbedarft, konsequent einseitig. Damit macht wird der ORF zum "Täter“.
Ein Blick auf das Gerichtsdokument unterstreicht die Brisanz: Für eine teils vollendete, teils versuchte Sachbeschädigung an einer Synagoge – einem besonders geschützten Ort der Religionsausübung - setzte Richterin Mag. Catherine Farmer am 16. September 2025 eine Diversion in Höhe von 100 Euro fest, verbunden mit einer Probezeit von einem Jahr. Die Staatsanwaltschaft Graz erhob Einwand – doch das fatale Signal war bereits gesendet.
Ein Zitat des deutschen Altkanzlers Helmut Schmidt bringe die Situation bitter auf den Punkt, so Rosen: „Der Verlust der Erinnerung ist eine der größten Gefahren für eine Gesellschaft.“ Österreich, so Rosen, scheine aktuell drauf und dran, diesen Verlust amtlich zu besiegeln.
Die Entscheidung des Gerichtes, flankiert von einer verharmlosenden medialen Begleitung, stelle nicht nur eine juristische Fehlleistung dar, sondern öffne die Tür für eine neue Qualität antisemitischer Gewalt und das Tor zu einem österreichischen Manchester. Wenn Synagogenangriffe den Preis einer Tankfüllung haben, dann dürfe man sich über Nachahmungstäter nicht wundern. Und wenn man in Manchester, in Graz und anderswo dieselben Muster erkennt, stellt sich nur noch die Frage: Wie lange wollen Gesellschaft und Medien in verlogener Manier noch überrascht tun über das, was sie längst selbst befördern, so Elie Rosen.
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Israelitische Kultusgemeinde für die Bundesländer Salzburg,
Steiermark und Kärnten
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