• 02.10.2025, 17:14:02
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Tourismusausschuss: WIFO erwartet für 2025 leichtes Nächtigungsplus

Abgeordnete beraten über Entwicklungen im Tourismus, Höchstwert bei den Nächtigungen und "verschmälerte Ertragslage" im Vorjahr

Wien (PK) - 

Der Tourismusausschuss des Nationalrats befasste sich heute mit dem jährlichen Tourismusbericht (III-194 d.B. und Zu III-194 d.B.). Die Zahl der Nächtigungen erreichte 2024 mit 154,3 Mio. einen neuen Höchstwert. Der Wert von 2023 wurde damit um 2,1 % und das bisherige Rekordniveau des Vorkrisenjahres 2019 um 1,1 % übertroffen. Die Ankünfte beliefen sich auf 46,7 Mio. (+3,3 %).

Tourismusstaatssekretärin Elisabeth Zehetner betonte, dass der Tourismussektor "weiterhin ein florierender Wirtschaftssektor" sei, es aber besser gehen könne, da die Betriebe mit steigenden Kosten zu kämpfen hätten und sich die Ertragslage "sehr verschmälert" habe. Der Kampf gegen die Inflation sei daher eine Top-Priorität, so Zehetner. Als Auskunftspersonen zum Bericht standen den Abgeordneten im Ausschuss Peter Laimer (Statistik Austria) und Oliver Fritz (WIFO) zur Verfügung.

Der Tourismusbericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen. Auf Wunsch aller Fraktionen wird er im Plenum diskutiert werden.

Mehrere Entschließungsanträge der Opposition wurden mit den Stimmen der Koalitionsparteien vertagt. Sie betrafen unter anderem die Forderungen nach der Bekämpfung von Fake-Bewertungen auf Online-Plattformen, nach Reformen für das Tourismusland und nach dem Schutz der Gletscher.

WIFO erwartet 2025 leichtes Nächtigungsplus

Laut dem Bericht "Tourismus in Österreich 2024" ging die Steigerung der Nächtigungszahlen 2024 sowohl auf höhere Nachfrage internationaler als auch heimischer Touristinnen und Touristen zurück. Die Nachfrage internationaler Touristinnen und Touristen (114,1 Mio. Nächtigungen) legte mit +2,5 % stärker zu als der Binnentourismus (40,3 Mio.) mit +0,9 %. Die wichtigsten ausländischen Herkunftsmärkte waren Deutschland und die Niederlande. Als zentrale Herausforderungen für die Tourismuswirtschaft nennt der Bericht den Fachkräftemangel und den Klimawandel.

Österreich schleppe sich aus der Rezession und durchschreite 2025 den Konjunkturtiefpunkt, sagte Oliver Fritz (WIFO) mit Vorausblick auf die WIFO-Herbstprognose. Die Erholung werde vom Konsum getragen. Im Tourismus sei für 2025 ein leichtes Nächtigungsplus, aber auch eine Preissteigerung sowie die Zunahme der Nachfrage nach Arbeitskräften zu erwarten.

Zudem ging Fritz darauf ein, dass die Aufenthaltsdauer von Gästen weiter im Abnehmen sei. Die Menschen würden zwar häufiger verreisen, dafür aber kürzer. Der Trend, dass Gäste weniger lang in derselben Unterkunft bleiben, halte somit weiter an.

Peter Laimer (Statistik Austria) ging in einer Präsentation auf die Erstellung der im Tourismusbericht enthaltenen Kennzahlen ein. 2024 wurde erstmalig von der Statistik Austria in vier Befragungsquartalen die österreichische Wohnbevölkerung ab 15 Jahren anhand einer repräsentativen Stichprobe von 14.000 Personen online zu den wahrgenommenen Auswirkungen bzw. der Bedeutung des Tourismus sowie der wahrgenommenen Zahl an Touristinnen und Touristen (Volumen) befragt. Es zeigte sich dabei eine mehrheitlich positive Wahrnehmung der Auswirkungen des Tourismus in Österreich. Eine große Gruppe der Befragten gab eine neutrale Einstellung zu den Auswirkungen an. Diese Gruppe wolle man "im Auge behalten" und künftig näher befragen, so Laimer.

Nach dem messbaren Erfolg der Kampagnen der Österreich Werbung erkundigte sich Sebastian Schwaighofer (FPÖ) und kritisierte "schrille Auftritte" durch "Pride-Aktionen" in der Österreich Werbung. Zudem regte Schwaighofer eine "neue Prioritätensetzung" an, da sich die Österreich Werbung aus seiner Sicht zu wenig um Gäste aus China und den USA bemühen würde. Staatssekretärin Elisabeth Zehetner sagte, dass der Aufsichtsrat der Österreich Werbung für die Freigabe der Kampagnen zuständig sei. Zudem verwies sie auf die Jahresstrategie der Österreich Werbung und betonte, dass die USA ein "ganz wichtiger Markt" sei und es auch hohe Zuwächse von Gästen aus Japan gebe. Gäste aus Übersee seien bedeutend, da sie während ihres Aufenthalts mehr Geld als andere Gäste ausgeben würden, so Zehetner.

Nicole Sunitsch (FPÖ) ging darauf ein, dass Urlaubsreisen für Familien zunehmend unerschwinglich würden und fragte nach Maßnahmen zur Kostensenkung. Dominik Oberhofer (NEOS) und Barbara Neßler (Grüne) sprachen ebenfalls das Thema Kosten an und fragten nach Maßnahmen zur Entlastung der Tourismusbetriebe. Margreth Falkner (ÖVP) interessierte sich dafür, mit welchen Effekten sich eine Umweltzeichen-Zertifizierung auf Betriebe auswirkt.

Staatssekretärin Zehetner betonte, dass Urlaub für die Menschen leistbar bleiben müsse. Die Preise im Tourismus sollten daher nicht noch weiter steigen. Als zentralen Faktor nannte Zehetner die Senkung der Energiepreise. Dies sei insbesondere auch für die Tourismusbetriebe bedeutend. Wichtig sei es daher, Strom lokal zu produzieren, zu speichern und zu verbrauchen. Zudem würden sich alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation auch positiv auf die reale Wertschöpfung im Tourismus auswirken, so Zehetner.

Melanie Erasim (SPÖ) und Gertraud Auinger-Oberzaucher (NEOS) thematisierten die Bedeutung der "letzten Meile". Gemeint ist damit die Strecke vom Ankunftsort der Gäste wie Bahnhof oder Flughafen bis zum Beherbergungsbetrieb. Zehetner sagte, dass es diesbezüglich viele Good-Practice-Beispiele gebe. "Extrem wichtig" seien dabei "Sharing Shuttles" von mehreren Betrieben gemeinsam. Dieses Thema müsse man auch "in der Gemeindepolitik ankommen lassen", da es für die Umsetzung oft Anschubfinanzierung brauche. Zudem sei es wichtig bei der Planung neuer Bahnstrecken - beispielsweise beim Koralmtunnel -, auch Stopps in Tourismusregionen mitzubedenken, sodass Gäste dort aussteigen können.

Fake-Bewertungen bekämpfen

Auf das zunehmende Problem für Tourismusbetriebe durch gefälschte Bewertungen im Internet ging die FPÖ mit einem Entschließungsantrag ein. Denn manipulierte oder gefälschte Rezensionen können das Ranking von Tourismusbetrieben auf Buchungsplattformen verschlechtern und damit Buchungen verhindern sowie die Reputation des Betriebs gefährden. Christoph Steiner (FPÖ) forderte daher Maßnahmen für effektive und unbürokratische Mechanismen gegen Fake-Bewertungen (441/A(E)).

Dies sei ein wichtiges Thema, das ernst genommen werde, sagte Dominik Oberhofer (NEOS) und betonte, dass auch "viel europäische Gesetzgebung" in diese Thematik hineinspiele. Er sei dafür offen, gemeinsam Vorschläge zu erarbeiten, so Oberhofer, der den Vertagungsantrag stellte.

Barbara Neßler (Grüne) meinte, dass sie diese Vertagung "nicht wirklich" verstehen könne, da bereits Lösungsansätze am Tisch liegen würden.

Viel werde bereits durch den Digital Service Act geregelt, meinte Franz Hörl (ÖVP). Für kleine Betriebe wäre ein Ansprechpartner wichtig, der entsprechende Fälle sammelt und den Betrieben Hilfestellung gibt. Dies könnte beispielsweise von der Hotelvereinigung übernommen werden, schlug Hörl vor.

Melanie Erasim (SPÖ) betonte, dass dieses Problem nicht nur den Tourismus, sondern auch viele andere Branchen betreffe und verwies auf Regulierungen in Deutschland, von denen an lernen könne.

FPÖ greift NEOS-Forderung aus dem Vorjahr nach Reformen auf

Mit einem weiteren Antrag bezog sich die FPÖ auf eine Forderung der NEOS aus dem Vorjahr (275/A(E)). Der nunmehrige Staatssekretär Josef Schellhorn hatte Ende Februar 2024 in einem Antrag "Reformen für das Tourismusland Österreich" gefordert. Er sprach sich dabei für ein Entlastungspaket aus, das Erleichterungen von Betriebsübergaben und Betriebsaufgaben, sowie die steuerliche Absetzbarkeit von fiktiven Eigenkapitalzinsen vorsehen sollte. Die Freiheitlichen brachten nun die gleichlautende Forderung ein, da diese "viele sehr wichtige Punkte für die Branche enthalte", sagte Sebastian Schwaighofer (FPÖ).

Dominik Oberhofer (NEOS) verwies auf die langen Koalitionsverhandlungen und das Regierungsprogramm. Es werde daran gearbeitet, diese wichtigen Dinge umzusetzen. Auch Daniela Gmeinbauer (ÖVP) ging auf laufende Prozesse ein und betonte, dass für steuerrechtliche Themen das Finanzministerium zuständig sei. Sie stellte den Antrag auf Vertagung.

Grüne fordern Maßnahmen zum Schutz der Gletscher

Für den Schutz der Gletscher setzen sich die Grünen mit einem Entschließungsantrag ein. Denn Gletscher spielten bei der Regulierung des Klimas eine entscheidende Rolle und seien eine lebensnotwendige Süßwasserquelle. Die Grünen warnen, dass die "immer rascher voranschreitende" Klimakrise zu einem dramatischen Schwund der Gletscher führe - auch in Österreichs Alpen. Daher fordern sie die Bundesregierung auf, anlässlich des "Internationalen Jahres des Gletscherschutzes 2025" der Vereinten Nationen und angesichts der großen Bedeutung der "Gletscher- und Hochgebirgsjuwele" für den heimischen Tourismus und andere Sektoren mehr Anstrengungen zum Schutz der Gletscher zu ergreifen. Die Bundesregierung solle dafür auch bundesgesetzliche Schritte in Erwägung ziehen (402/A(E)). Gletscher seien Teil der österreichischen Identität und tausende Arbeitsplätze würden im Tourismus daran hängen, sagte Barbara Neßler (Grüne).

Peter Manfred Harrer (SPÖ) meinte, dass dieses Thema besser im Umweltausschuss diskutiert werden sollte und betonte, dass Naturschutz in der Kompetenz der Länder liege. Er stellte daher den Vertagungsantrag.

Grüne fordern Maßnahmenprogramm gegen das Gasthaussterben

Neuerlich vertagt wurde der wiederaufgenommene Antrag für ein Maßnahmenprogramm gegen das Gasthaussterben (46/A(E)). Barbara Neßler kritisierte, dass seit der Vertagung des Themas Anfang April nichts passiert sei und führte aus, dass Gasthäuser soziale Räume seien, die insbesondere zur Bekämpfung von Einsamkeit von Menschen im ländlichen Raum wichtig seien.

Staatssekretärin Elisabeth Zehetner versicherte, dass sie bereit sei, ihren Beitrag zur Bekämpfung des Gasthaussterbens zu leisten. Sie betonte aber, dass dies kein Problem sei, dass allein durch den Tourismus gelöst werden könne. Wenn ein Ort aussterbe, handle es sich um ein Thema der "ländlichen Entwicklung".

Johann Weber (ÖVP) verwies darauf, dass Betriebsübergaben im Tourismus seit Juni stärker gefördert werden. Diese Maßnahme müsse man nun wirken lassen, sagte Weber und stellte den Antrag auf neuerliche Vertagung.

Das Thema Gasthaussterben sei sehr komplex und nicht nur in Österreich verbreitet, meinte Dominik Oberhofer (NEOS). Es könne nicht mit einer einzigen Idee gelöst werden. Aus seiner Sicht sei es wichtig, sich auf Bürokratieabbau zu fokussieren, um den Betrieben zu helfen.

Ebenfalls neuerlich vertagt wurde der wiederaufgenommene Antrag der Grünen für die nachhaltige finanzielle Absicherung alpiner Schutzhütten und Wanderwege der Alpinen Vereine (48/A(E)). (Schluss Tourismusausschuss) bea


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