• 01.10.2025, 19:12:02
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Wissenschaftsausschuss: Forschungs- und Technologiebericht 2025 zeigt Österreich weiterhin als Strong Innovator

Bundesregierung strebt Forschungsquote von 4 % des BIP an und will Fokus auf Schlüsseltechnologien legen

Wien (PK) - 

Mit dem Stand der österreichischen Forschungstätigkeit und Innovationskraft befasste sich der Wissenschaftsausschuss heute anhand des Forschungs- und Technologieberichts 2025. Der Bericht zeigt auf, dass Österreich seine Stellung in internationalen Innovationsrankings als "Strong Innovator" halten konnte und sich bestimmte Kennzahlen positiv entwickelt haben, wie die Zahl des im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) beschäftigten Personals. Der Bericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen.

Die Tätigkeitsberichte der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) für die Jahre 2023 und 2024 zeigen die Herausforderungen für die Qualitätssicherung des österreichischen Hochschulsystems. Auch diese Berichte wurden einstimmig zur Kenntnis genommen.

Österreichs Forschungsquote 2024 bei 3,35 %

Der Lagebericht 2025 über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation (FTI) in Österreich und über die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) insgesamt, also auch des privaten Sektors, wird ressortübergreifend in Auftrag gegeben (III-177 d.B.). Das Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF), das Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) sowie das Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) teilen sich die Aufgabe der Unterstützung der Forschungsanstrengungen und der Stärkung der Innovationskraft in Österreich. Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner, Innovationsminister Peter Hanke und Staatssekretärin Elisabeth Zehetner aus dem Wirtschaftsministerium nahmen heute auch an der Debatte im Ausschuss teil.

Dem Wissenschaftsausschuss standen zudem Klaus Schuch vom Zentrum für soziale Innovation (ZSI) und Brigitte Ecker von der WPZ Research GmbH als Auskunftspersonen zur Verfügung. Der aktuelle Bericht zeigt, dass Österreich seine Stellung in internationalen Innovationsrankings als "Strong Innovator" halten konnte, führte Ecker aus. Unter anderem habe sich die Zahl des im Bereich beschäftigten Personals positiv entwickelt. Auch lasse sich ein deutlicher Aufwärtstrend bei einigen wichtigen FTI-Indikatoren erkennen.

Als wichtige Kennzahl für die Einschätzung der Innovationskraft wird jährlich die Forschungsquote ermittelt, der Anteil der Mittel für Forschung und Entwicklung (F&E) am Bruttoinlandsprodukt (BIP). 2024 hatten die F&E-Ausgaben in Österreich insgesamt 16,13 Mrd. Ꞓ betragen, berichtete Ecker. Das sei deutlich mehr als 2023 (15,58 Mrd. Ꞓ bzw. 3,26 % des BIP). Der Betrag entsprach 3,35 % des BIP und stelle damit die bislang höchste Forschungsquote dar. Dafür, dass die Quote sogar etwas über der ursprünglichen Schätzung von 3,34 % zu liegen kam, sei allerdings auch der BIP-Rückgang des Jahres 2024 verantwortlich gewesen, merkte die Expertin an.

Die Finanzierung dieser Forschungsausgaben erfolge zu 41,87 % durch die heimischen Unternehmen. 28,64 % würden auf den Bund entfallen. 16,20 % der Finanzierung seien aus dem Ausland gekommen, und zwar größtenteils von ausländischen Unternehmen, aber auch von der EU und ausländischen Organisationen. Die Forschungsprämie habe 7,21 % beigetragen. Auf die Bundesländer seien 1,73 %, auf "Sonstige", was auch den Hochschulsektor und den privaten gemeinnützigen Sektor umfasse, 4,35 % der Mittel entfallen. Unternehmen seien für rund zwei Drittel der F&E-Ausgaben verantwortlich, der Rest entfalle auf die öffentliche Hand, insbesondere den Bund.

Der Bericht enthalte auch die Evaluierung der Wirkung des Forschungsfinanzierungsgesetzes (FoFinaG), hielt Ecker fest. Diese zeige, dass es gelungen sei, mehr Mittel in die angewandte sowie die Grundlagenforschung zu bringen.

Zunehmende Bedeutung von Schlüsseltechnologien

Schlüsseltechnologien hätten eine zentrale Bedeutung für Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, hielt Klaus Schuch fest. Von strategischen Schlüsseltechnologien würden wichtige Innovationsimpulse ausgehen. Zu nennen seien in erster Linie künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Quantentechnologien, fortschrittliche Mikroelektronik/Halbleiter, nachhaltige Technologien und fortschrittliche Materialien. Österreich weise sektorale Stärken insbesondere in den Bereichen Produktionstechnologien, Materialien, Life Sciences und Umwelttechnologien auf. Auch die Quantenforschung sei eine der ausgewiesenen Stärken Österreichs in der Wissenschaft.

Ein Schwerpunkt des Jahresberichts sei die Performance Österreichs in den EU-Forschungsrahmenprogrammen seit dem EU-Beitritt vor 30 Jahren. Hier zeige sich, dass sich diese entgegen anfänglichen Befürchtungen immer besser entwickelt habe. Unterdessen sei Österreich von einem Nettozahler zu einem Nettoempfänger von Mitteln aus den Rahmenprogrammen geworden. Das zeige sich auch beim aktuellen "Horizon Europe". Sehr erfolgreich sei man auch weiterhin bei der Einwerbung von ERC-Grants, hier liege Österreich an 7. Stelle in der EU.

Abgeordnete drängen auf Strategie zur Förderung von Schlüsseltechnologien

Die Erkenntnisse des Berichts wurden von den Abgeordneten als gute Grundlage für die weitere politische Entscheidungsfindung bewertet. Ein besonderer Fokus des Interesses war der weitere Umgang mit Schlüsseltechnologien und eine klare Strategie dafür. Dieses Thema sprachen unter anderem Petra Oberrauner (SPÖ), Rudolf Taschner und Kira Grünberg (beide ÖVP) und Ines Holzegger (NEOS) an. Taschner ortete, wie auch Joachim Schnabel (ÖVP) und Sigrid Maurer (Grüne), Schwächen bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in erfolgreiche Anwendungen und Produkte.

Gerhard Deimek (FPÖ) sah Probleme von kleineren und mittleren Unternehmen, in die Forschung und Entwicklung zu investieren. Er befürchte, dass der Anstieg der Forschungsquote aufgrund einer negativen BIP-Entwicklung nur ein relativer sein werde. Harald Schuh (FPÖ) wollte wissen, ob es nicht einer stärkeren Fokussierung der Forschungsanstrengungen bedürfe. Auch Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP) hielt eine stärkere Förderung der F&E-Anstrengungen von KMU für notwendig.

Holzleitner hält realen Anstieg der Forschungsquote für realistisch

Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner sah durch die Erfolge in den EU-Rahmenprogrammen bestätigt, dass Österreich über exzellente Forschungseinrichtungen und Expertise verfügt. Auf diese wolle man weiter aufbauen. Bei den Verhandlungen zum 10. EU-Rahmenprogramm sah die Ministerin erste Erfolge. So werde das Nachfolgeprogramm von Horizon Europe ein eigenständiges Programm bleiben und die Nationalstaaten würden stärker eingebunden. Österreich wolle vor allem einen Schwerpunkt auf Friedens-, Konflikt- und Demokratieforschung legen. Auch Wissenschafts- und Forschungsfreiheit sei ein wichtiges Thema. Bei der Gewinnung von Forscher:innen aus den USA habe man erste Erfolge erzielt, teilte die Ministerin den Abgeordneten mit. 25 ausgewiesene Expert:innen würden nach Österreich übersiedeln.

Ein Schwerpunkt der Forschungspolitik der nächsten Jahre werde auf den Schlüsseltechnologien, der Exzellenzförderung und der Übersetzung von Forschungsergebnissen in Anwendungen liegen. Zur Frage der Fokussierung meinte sie, dass sie den Mix im österreichischen Forschungsportfolio für sinnvoll halte. Was die Forschungsquote betreffe, so sei sie optimistisch, dass diese nicht nur relativ steigen werde, sondern dass die Rezession vorbei sei und man einen tatsächlichen Anstieg erwarten dürfe.

Was den kommenden FTI-Pakt betreffe, so gebe es derzeit intensive Verhandlungen. Der entscheidende Punkt, was tatsächlich finanziert werden könne, werde die Zusage des Finanzministeriums sein.

Hanke: Zeitfenster für Schlüsseltechnologien nützen

Innovationsminister Hanke betonte, es sei wichtig, das Thema Innovation ressortübergreifend zu behandeln. Österreich müsse alles daran setzen, seinen Vorsprung in bestimmten Bereichen zu halten und auszubauen. Vor allem die Bereiche KI, Chip-Technologie, Quantentechnologie und Materialtechnik seien von großer Bedeutung. Hier habe Österreich auch Stärkefelder. Aus seiner Sicht gelte es, das derzeit noch bestehende Zeitfenster für Schlüsseltechnologien bestmöglich zu nützen. Hier habe die Bundesregierung eine Initiative gestartet, um auch KMU einzubeziehen. Die angestrebte Forschungsquote von 4 % sei aus seiner Sicht durchaus erreichbar.

Zehetner: Start-Ups als Innovationstreiber fördern

Auch Staatssekretärin Zehetner hielt ein 4 %-Ziel der Forschungsquote für realistisch. Ein wichtiges Ziel des neu zu verhandelnden FTI-Pakts werde sein, das Niveau der Forschungsförderung zu halten. Sie begrüße die von der Bundesregierung angekündigte Offensive für Schlüsseltechnologien. Auch die Industriestrategie der Bundesregierung werde einen Fokus auf Schlüsseltechnologien legen. Ein besonderes Augenmerk wolle das Wirtschaftsressort den Start-Ups widmen, die starke Innovationstreiber seien. Ein anhaltendes Problem Österreichs sei der niedrige Anteil an Venture Capital, diese Lücke solle der geplante Dachfonds schließen. Die Forschung solle aus ihrer Sicht offen bleiben, da man aus heutiger Sicht nicht sagen könne, welche Technologie in fünf Jahren relevant sein werde.

AQ Austria stellt sich neuen Herausforderungen

Die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) hat den gesetzlichen Auftrag zur externen Qualitätssicherung von hochschulischen postsekundären Bildungseinrichtungen des österreichischen Hochschulraumes. Das umfasst die öffentlichen Universitäten, die Fachhochschulen, die Privathochschulen (einschließlich der Privatuniversitäten) und die Pädagogischen Hochschulen. Der Wissenschaftsausschuss debattierte heute über die Tätigkeitsberichte der AQ Austria für das Jahr 2023 (III-103 d.B.) und das Jahr 2024 (III-204 d.B.).

Jürgen Petersen, Geschäftsführer der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria, war als Auskunftsperson in den Ausschuss eingeladen. Die AQ Austria stelle sicher, dass die österreichischen Hochschulen den internationalen Anforderungen entsprechen und ihre Qualität laufend weiterentwickeln. Die Agentur führt in diesem Sinne Zertifizierungen von internen Qualitätsmanagementsystemen von Hochschulen, die Akkreditierung von Studienprogrammen und Bildungseinrichtungen sowie Aufsichts- und Überprüfungsverfahren durch. Die Qualitätssicherungsagentur hat demnach im vergangenen Jahr 194 Begutachtungsverfahren durchgeführt, eine deutliche Steigerung gegenüber dem Jahr 2023, in dem 183 Verfahren durchgeführt wurden. Die Zahl dürfte aufgrund gesetzlicher Änderungen aber wieder leicht zurückgehen.

Die AQ Austria sei 2023 wie nie zuvor mit ihren Entscheidungen in den Fokus des öffentlichen Interesses geraten. Grund waren negative Entscheidungen, die getroffen werden mussten, wie der Entzug von Programmakkreditierungen oder die Nichtgenehmigung der Meldung ausländischer Studiengänge. Auch Entscheidungen der AQ Austria über Auflagen im Rahmen von Akkreditierungsverfahren bzw. für Verlängerungen der institutionellen Akkreditierung seien nicht immer unumstritten gewesen. Zunehmend würden Entscheidungen der Agentur immer öfter auch gerichtlich angefochten, was für sie zusätzlichen Aufwand bedeute, merkte Petersen an.

2023 habe die AQ Austria selbst einen Prozess der externen Qualitätssicherung begonnen, der von der "European Association for Quality Assurance in Higher Education" (ENQA) begleitet wurde. Zudem habe eine intensive interne Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle bei der Sicherung der Qualität der in Österreich angebotenen Studien und den Herausforderungen einer strategischen Weiterentwicklung stattgefunden, sagte der Geschäftsführer. Für 2024 habe man als Jahresschwerpunkte die Kultur der akademischen und künstlerischen Integrität und die Bewertung von Microcredentials gewählt. Das Thema der Integrität werde auch weiterhin ein Schwerpunkt bleiben, bestätigte Petersen Abgeordneter Martina von Künsberg Sarre (NEOS). Vor allem der Begriff der künstlerischen Integrität müsse noch ausgearbeitet werden.

Abgeordneter Rudolf Taschner (ÖVP) erfuhr zum Thema der Vereinfachungen der Akkreditierung von FH-Programmen, dass die Agentur bereits zahlreiche Schritte in diesem Sinne gesetzt habe. Auf die Frage von Abgeordneter Sigrid Maurer (Grüne), wie er das immer wieder von den Fachhochschulen geforderte Promotionsrecht sehe, sagte Petersen, dass die Entwicklung aus seiner Sicht ein generelles Promotionsrecht noch nicht als sinnvoll erscheinen lasse. Die Fachhochschulen müssten dazu erst ein entsprechendes Forschungsumfeld haben. Wo dieses vorhanden sei, seien Doktoratsstudien in Kooperation mit Universitäten durchaus sinnvoll. Diese Sicht vertrat auch Wissenschaftsministerin Holzleitner. (Fortsetzung Wissenschaftsausschuss) sox


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